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Handelszeitung

Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch, 28. Juni 2006: Themen siehe Lead im Text.

Zürich (ots)

1. Swiss Life-VR-Präsident Bruno Gehrig: "Der
Verwaltungsrat würde sich gegen eine Übernahme wehren" (grosses 
Interview) - "Wir sollen selbständig bleiben" Der Kauf der der 
Winterthur durch die französische Axa und die Offerte der Generali 
für Toro zeigen, dass sich der Konsolidierungsprozess im 
Versicherungssektor beschleunigt. Attraktiv für 
Übernahmeinteressenten aus dem Ausland ist auch die Swiss Life: Sie 
ist nicht nur Marktführerin im Schweizer 
Lebensversicherungsgeschäft, sondern verfügt auch über ein starkes 
Wachstum in den europäischen Märkten Frankreich, Deutschland, 
Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Liechtenstein. Darüber hinaus 
weist sie eine tiefe Börsenbewertung aus. Obschon die Swiss Life 
regelmässig Inhalt von Spekulationen ist, erteilt Bruno Gehrig, 
VR-Präsident der Swiss Life, möglichen Übernahmen eine Absage: «Wir 
sind überzeugt, dass wir die Zukunft mit unserer Positionierung und 
Strategie aus eigener Kraft bewältigen können», sagt er im Interview 
mit der «Handelszeitung». «Einfach die Swiss Life einem 
ausländischen Konkurrenten anzuhängen, macht keinen Sinn. Da bin ich 
sehr skeptisch.» Für Kaufinteressenten, welche diese Botschaft noch 
nicht verstanden haben, geht er noch einen Schritt weiter und macht 
klar, dass sich der Verwaltungsrat gegen eine Übernahme wehren 
würde: «Ja, aus heutiger Sicht kann man davon ausgehen». Trotz 
früherer Spekulationen glaube er nicht, dass Generali einen 
Übernahmeversuch starten werde. «Es ist unser Ziel die 
Selbständigkeit zu wahren.» Wachsen will Gehrig mit der Swiss Life 
primär im Ausland. Doch auch in der Schweiz sieht er nach dem 
Verkauf der Winterthur an die Axa Chancen: «Ich rechne schon damit, 
dass wir profitieren können.» Gerade in der beruflichen Vorsorge 
werde es Kunden geben, die einen einheimischen Anbieter vorziehen. 
Gut fürs Geschäft seien auch die anziehenden Zinsen: «Was sofort 
steigt, ist der Wert des Neugeschäfts.» Für das Wachstum im 
laufenden Jahr ist Gehrig zuversichtlich: «Wir sind auch in diesem 
Jahr gut unterwegs. Da sehen wir eine positive Tendenz.» Kein 
Verständis hat er für die Forderung des Angestelltendachverbandes 
Travail Suisse nach einer Erhöhung des BVG-Mindestzinses von 2,5% 
auf 3,25%: «Das kommt bei mir sehr schlecht an. Auf dieser Basis 
kann man keine berufliche Vorsorge betreiben.»
2. Schweiz–EU: Nach langer Verzögerung eröffnet die EU jetzt 
definitiv in Bern ihre neue Botschaft. Die Reform des 
EU-Schengerechts birgt Risiken für die Banken. Brüssel will mehr 
sensible Daten und gefährdet das Bangeheimnis. «Noch vor Ende 
September wird die Akkreditierung des ersten EU-Botschafters in der 
Schweiz abgeschlossen sein», erklärt die Sprecherin der 
Generaldirektion Aussenbeziehungen der Europäischen Kommission, Emma 
Udwin, der «Handelszeitung.» Damit installiert die Europäische Union 
mit einjähriger Verspätung ihre diplomatische Vertretung. Der neue 
Botschafter wird das Verhältnis der Schweiz zur EU vertiefen und für 
ein «schärferes Profil in den bilateralen Beziehungen» sorgen. 
Parallel zur Eröffnung ihrer Botschaft wird die EU ihren Druck auf 
die Schweiz erhöhen. Im Fokus der Kritik steht erneut das 
Bankgeheimnis. Die unter den EU-Mitgliedern wenig umstrittene Reform 
des EU-Schengenrechts fordert die Einführung eines 
grenzüberschreitenden automatischen Informationsaustausches im Zuge 
der Terrorbekämpfung. Weil die Schweiz Schengen-Mitglied ohne 
Mitspracherecht ist, stellt das Haager Programm zur Terrorbekämpfung 
eine neue Bedrohung des Schweizer Bankgeheimnisses dar.
3. Serono: Ernesto Bertarelli sucht im grossen Stil Kaderleute Baut 
das Biotechnologieunternehmen von Ernesto Bertarelli den 
Personalbestand deutlich aus oder werden nur abgesprungene 
Mitarbeiter ersetzt? Serono-Sprecherin Stefanie Lauber bestätigt 
gegenüber der «Handelszeitung», dass es während des strategischen 
Reviews bei den Mitarbeitenden eine Verunsicherung gab. «Wir hatten 
aber keine nennenswerten Personalabgänge». Tatsache ist: Serono hat 
über 80 Stellen nicht besetzt hat und sucht zahlreiche Kader.
4. Swissmem-Präsident Johann Schneider-Ammann zum Streit mit 
Economiesuisse: «Wir brauchen ein neues Konzept» - Schneider-Ammann 
geht davon aus, dass der Industrieverband auch künftig im 
Wirtschaftsdachverband einbezogen bleibt.(Interview) Swissmem hat 
den Vertrag mit Economiesuisse vorsorglich gekündigt. Jetzt geht der 
Wirtschaftsdachverband über die Bücher. Haben Sie nun erreicht, was 
Sie wollten? Johann Schneider-Ammann: Economiesuisse überprüft immer 
wieder die Schwerpunkte, das ist ein normaler Prozess. Diesmal ist 
der Wirtschaftsdachverband wohl zusätzlich durch uns angestossen 
worden. Denn: Wir müssen ein neues Konzept finden, damit eine 
gemeinsame Plattform etabliert werden kann, auf der Swissmem auch 
mitmachen kann. Wie muss das neue Konzept aussehen, damit Swissmem 
dabei bleibt? Schneider-Ammann: Wir haben gesagt, dass wir die 
Gespräche nicht in der Öffentlichkeit führen. Wir geben uns ein paar 
Monate Zeit, damit wir uns an einen Tisch setzen können und die 
offenen Fragen behandeln: Was sollen die Schwerpunkte sein? Wie 
handhaben wir diese? Wer trägt sie mit? Bis wann möchte man eine 
Lösung haben? Schneider-Ammann: Die Überprüfung wird wohl bis Ende 
Jahr dauern.
5. Mark Ineichen: «Mit Lidl kommt die Guillotine» (Interview) Der 
CEO der Handelskette Otto’s erwartet, dass der deutsche Discounter 
Lidl seine Läden in der Schweiz auf einen Schlag eröffnen wird. 
Ineichen plant im Gegenzug, neue Sortimente anzubieten und in neue 
Geschäftsfelder vorzudringen. Und er will ins Ausland expandieren.
6.Swissmetall: Kunden verlieren das Vertrauen "Wir verlieren jeden 
Tag etwas mehr das Vertrauen in Swissmetal», sagt Giorgio Pagani, 
Direktor der Swissmetal-Kundin Premec in Cadempino bei Lugano. 
Müsste er das verbliebene Vertrauen beziffern, wären es noch 5%. 
«Jetzt ist Ende Juni, und nichts ist besser geworden», stellt Pagani 
fest. Das obwohl der Streik seit Anfang März beendet ist. Aus Sicht 
einiger Schweizer Kunden – einige möchten ihren Namen nicht in der 
Zeitung lesen – fehlt es heute an fähigem Persona. Und weil 
Fachkräfte entlassen wurden, habe die Qualität der Produkte aus dem 
Werk Boillat gelitten. Pagani ist nicht der einzige, bei dem das 
Vertrauen in Swissmetal geschwunden ist und der mit seinem Namen 
hinsteht: «Swissmetal hat grosse Mühe, die gewünschten Produkte zu 
liefern», sagt auch Dominique Lauener, Chef von Lauener & Cie in 
Boudry im Kanton Neuenburg. Die Firma hat 90 Mitarbeitende. «Bei 
manchen Kunden, die eng mit ehemaligen Mitarbeitern in Reconvilier 
verbunden sind, schwingen auch emotionale Aspekte mit», sagt 
Swissmetal-Chef Martin Hellweg. Swissmetal hat auch Kunden in den 
USA, Deutschland, Frankreich, Italien und Asien. Rund ein Drittel 
der Boillat-Kunden Boillat sitzen in der Schweiz. Turnaround-Manager 
Hellweg räumt aber ein: «Die Schwierigkeiten zeigen sich weniger 
betriebswirtschaftlich, sondern in der Fähigkeit, einen guten 
Service zu erbringen.» Das grösste Problem sei die Liefertreue, im 
Einzelfall leide auch die Qualität. «Wir müssen nun über Taten das 
Vertrauen wieder aufbauen», sagt Hellweg. Das werde wohl Monate 
dauern. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten musste sich Premec neue 
Lieferanten suchen und wurde zum Teil in Frankreich und Deutschland 
fündig wie andere Schweizer Kunden auch. Das wird Swissmetal spüren: 
Alleine Premec mit seinen knapp 300 Mitarbeitenden ist für das Werk 
in Reconvilier ein Grosskunde. Trotzdem will Hellweg die Strategie 
von Swissmetal nicht ändern: «Wenn wir Reconvilier nicht verändern 
dürfen, verlieren wir in zwei oder drei Jahren die Kunden, weil wir 
zu teuer sind», sagt der Swissmetal-Chef. Er zeigt an einem 
Beispiel, wie der Markt funktioniert: «Der eine oder andere Kunde 
von uns hat eine Dependence in Asien und kauft dort aus 
Kostengründen schon seit zwei bis drei Jahren nicht mehr bei 
Swissmetal ein.»
7. H&M: Zurück zum Plakat - Die schwedische Textilkette kehrt in der 
Schweiz zurück zur Plakatkampagne, nachdem man Werbung über diesen 
Kanal im vergangenen Jahr massiv gekürzt hatte. Die Modekette H&M 
investiert wieder vermehrt in die Plakatwerbung: «Wir fahren ab 21. 
August 2006 vier Kampagnen für H&M, was uns einen tollen Umsatz 
einbringt, bestätigt Ivan Schultheiss von der APG-Verkaufsleitung 
Schweiz, ohne den Umsatz zu beziffern. Mit hinterleuchteten und 
geklebten Plakaten in der gängigen Grösse will der Moderiese 
offenbar vor allem in den grossen Schweizer Städten visuelle Akzente 
setzen. Im letzten Jahr hatte H&M die Plakataushänge massiv 
heruntergefahren und stattdessen TV-Spots ausgestrahlt. Die 
grossflächige Posterwerbung an Hauswänden oder in den grossen 
Schweizer Bahnhöfen hat das Modehaus hingegen nie eingestellt. Ob 
auf den Plakaten dann auch das neue Aushängeschild Madonna zu sehen 
ist, bleibt ein Geheimnis. Klar hingegen ist nur, dass H&M auf Mitte 
August eine Werbekampagne mit dem Weltstar plant und dazu eine 
Partnerschaft eingegangen ist. H&M will damit an die erfolgreiche 
Kampagne mit Karl Lagerfeld anknüpfen, die vor zwei Jahren zum 
Publikumsrenner wurde und das Lagerfeld-Label für jede Frau 
erschwinglich machte. Im August will das Modehaus parallel zur 
Kampagne einen eigens entworfenen Madonna-Trainingsanzug in seinen 
Läden verkaufen. Wie die Kampagne genau aussieht, will H&M noch 
nicht verraten: «Wir wollen die Kunden überraschen», sagt Verena 
Cottier, Leiterin Marketing und Kommunikation von H&M Schweiz. Dabei 
hat H&M erst vor kurzem überrascht: Das Modehaus will eine zweite 
Ladenkette mit neuem Markennamen für Damen und Herren etablieren, um 
auch im höheren Preissegment vertreten zu sein. Die ersten Boutiquen 
sind für 2007 geplant. Zunächst sollen zehn Läden eröffnet werden. 
Auch in der Schweiz? Cottier: «Wir wissen es noch nicht.» Auch der 
Name für das neue Label bleibt vorerst Geheimsache.
Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Martin Spieler, Chefredaktor 
Handelszeitung, Zürich.

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