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Unspunnenfest

Das Unspunnenfest von 1905

Dübendorf (ots)

Erst 100 Jahre nach dem ersten Unspunnenfest war die Zeit reif für
eine dritte Auflage. Das Fest gab den Impuls zur Gründung der
Schweizerischen Trachtenvereinigung und der Schweizer
Heimatschutzbewegung.
Das politische Umfeld hatte sich seit 1805
komplett verändert. 1831 hatten die Patrizier endgültig abgedankt.
Die Schweiz bildete nun einen Bundesstaat mit 25 Kantonen. Die
Aufgabe der Polizei war nicht eventuelle Umstürzler im Auge zu
behalten, sondern Strassen und Plätze für den Umzug freizuhalten. Die
Elektrizität hatte Einzug gehalten und die Festbesucher reisten per
Eisenbahn und Dampfschiff an. Die Hirtenspiele wurden fotografisch
festgehalten. Nun veranstalteten verschiedene eidgenössischen Vereine
den Anlass: der Eidg. Schützenverein, der Eidg. Turnverein, der Eidg.
Sängerverein und der Eidg. Schwingerverband. Das Fest wurde
bezeichnenderweise als Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest
ausgeschrieben. Ein avantgardistisches Plakat warb für den Anlass. Im
Organisationskomitee sassen lauter Einheimische. Als Präsident amtete
der Alpenbitterfabrikant Dennler aus Interlaken. Das Fest fand vom
24. bis 27. Juni 1905 statt.
Gleichzeitig wurde der hundertjährige Bestand des Fremdenverkehrs
im Berner Oberland gefeiert, der durch die Hirtenfeste von 1805 und
1808 einen mächtigen Anstoss erhielt. Auf das Schiessen wurde
verzichtet. Dafür wurden das Hornussen und das Fahnenschwingen neu
ins Programm aufgenommen. Alphornbläser und Sänger massen sich im
stilvollen Kursaal Interlakens. In Unspunnen wurden neue Tänze,
Chorlieder und das Festspiel "Bergdorfet uf Mägisalp" von Johann
Rudolf Krenger aufgeführt. Erstmals trug eine Emmentaler Gruppe
"Jodeln" vor. Ihr Vortrag darf als Geburtsstunde des Schweizer
Chorjodelns angesehen werden. Unter der Bezeichnung "Spezialturnen"
standen das Kugelwerfen (4kg), das Steinstossen mit Anlauf (25 kg)
und aus dem Stand (83.5 kg) auf dem Programm. Es wurde nicht mehr der
ursprüngliche, von den Appenzellern eingeführte Unspunnenstein (184
Pfund), sondern ein etwas leichterer Stein (167 Pfund) - vermutlich
aus dem Haslital - verwendet. Auf dem Stein wurden die Jahreszahlen
1805 und 1905 eingemeisselt.
Zehn Tage vor dem Fest rief das Organisationskomitee die
Bevölkerung mit einem Zeitungsappell auf, den Grossanlass mit
Geldspenden und Naturalgaben zu unterstützen. Geld benötigte man
nicht nur für den Gabentempel und das Festspiel, sondern vor allem
für den Festumzug, der zwölf Gruppen mit 600 Teilnehmern umfasste. Er
thematisierte die ganze Kulturgeschichte des Oberlands beginnend mit
der Eiszeit, der ersten Ansiedlung über die Klostergeschichte, die
Alpwirtschaft, den Berg- und Wintertourismus bis hin zum modernen
Fremdenverkehr, symbolisiert durch die neusten Errungenschaften wie
Velos und Automobile.
Allein per Bahn und Schiff gelangten 1905 mehr als 22 000 Personen
nach Interlaken. In der Turnhalle wurde ein Massenquartier
eingerichtet, für welches das Eidg. Kriegsdepot Matratzen zur
Verfügung stellte. Wie vor hundert Jahren stellten Privatpersonen
Betten bereit; die Hotels und Pensionen waren alle ausgebucht. Die
damals angestrengte, enge Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein
erwies sich als notwendig und zukunftsweisend. Mit der Einladung des
Bundespräsidenten Comtesse und des Bundesrats Brenner als Ehrengäste
wurde die nationale Bedeutung des Anlasses unterstrichen.
Einen abschliessenden Festbericht in der lokalen Presse sucht man
vergeblich. Das Organisationskomitee war in sich zerstritten.
Lokalpolitische Fragen zum Standort des Hauptbahnhofs und
Spurenbreite der Brünigbahn schieden die Geister.
Das dritte Unspunnenfest 1905 gab im gleichen Jahr den Anstoss zur
Gründung der Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz in Bern,
die es sich zum Ziel setzte die heimatlichen Bräuche und Trachten,
Mundarten und Volkslieder zu erhalten. Verantwortlich dafür war die
Trachten- und Volksliederkommission, die sich als Kind des
Heimatschutzes 1926 unter dem Namen "Schweizerische
Trachtenvereinigung" selbständig machte. Heute besteht die
Trachtenvereinigung aus 26 Kantonalvertretungen und zählt 23'000
Mitglieder.
In regelmässigen Abständen darf ich Sie als offizieller
Unspunnenfest-Autor mit viel Wissenswertem rund um die letzten 200
Jahre Schweizer Geschichte und des Unspunnenfestes 2005 informieren.
Grunddaten:            Unspunnenfest 2005
                         Trachten- und Alphirtenfest, 
                         200 Jahre Unspunnenfest
Datum:                2. bis 4. September 2005
Ort:                  Interlaken
Homepage:          www.unspunnenfest.ch
Organisation:         Verein Schweizerisches Trachten- und  
                         Alphirtenfest Unspunnen
Adresse:              Geschäftsstelle Unspunnenfest 2005
                         Harderstrasse
                         Postfach
                         3800 Interlaken
                         Telefon 033 826 53 53 
                         E-mail  info@unspunnenfest.ch
Ticketverkauf:        Ab 4. April 2005 bei Geschäftsstelle 
                         Unspunnenfest 2005
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Online Buchungen:  www.unspunnenfest.ch oder 
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OK-Präsident:         Ueli Bettler
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Medien:               Peter Wenger
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Partnerorganisationen: Eidgenössischer Schwingerverband,
                          Schweizerische Trachtenvereinigung,
                          Kantonal-Bernischer Schwingerverband, 
                          Bernische Vereinigung für Tracht und  
                          Heimat, Eidgenössischer Jodlerverband,
                          Bernisch-Kantonaler Jodlerverband, 
                          Verband Schweizer Volksmusik

Kontakt:

Martin Sebastian
Folkloreexperte.ch
Organisator und Medienverantwortlicher
Tel. +41/43/355'91'92

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