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Städteinitiative Sozialpolitik

Mehr Sozialhilfe in mittelgrossen Städten

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Bern (ots)

Die Sozialhilfequoten in den Städten sind überall höher als in ihrem ländlichen Umfeld. In den grossen Städten stagniert oder sinkt die Zahl der Sozialhilfefälle leicht, während sie in den mittelgrossen Städten tendenziell steigt. Das belegt der aktuelle Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten, welcher von der Berner Fachhochschule und der Städteinitiative Sozialpolitik erarbeitet wurde.

Die grössten Städte im Kennzahlenvergleich (Zürich, Basel und Lausanne) verzeichneten in den letzten fünf Jahren stabile oder teilweise rückläufige Fallzahlen in der Sozialhilfe. Kleinere und vor allem mittelgrosse Städte verzeichneten hingegen einen Zuwachs (Winterthur, Chur, Schaffhausen, Luzern). Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Erklärungsansätze: So haben die grossen Städte einen grossen lokalen Arbeitsmarkt mit vielen Beschäftigten, aber verfügen nur über wenig günstigen Wohnraum. In Agglomerationen und mittleren Städten ist dieses Verhältnis teilweise genau umgekehrt. Auch der Wegfall von Arbeitsstellen für niedrig Qualifizierte trägt zum Anstieg bei der Sozialhilfe bei. Dieser wirtschaftliche Wandel ist insbesondere in ehemals starken Industriestandorten wie Winterthur, Schaffhausen oder Biel nach wie vor spürbar.

Immer mehr Personen sind immer länger in der Sozialhilfe

Die Städte konstatieren, dass die durchschnittliche Bezugsdauer weiter steigt. Sie liegt aktuell bei 42 Monaten. Es lässt sich je länger je deutlicher eine gewisse Chronifizierung des Sozialhilfebezugs feststellen. Risikogruppen für langen Sozialhilfebezug sind Personen über 45 Jahre, ohne Berufsausbildung sowie Personen, bei denen eine Erwerbstätigkeit nicht möglich ist, sei es wegen Gesundheitsproblemen, Ausbildung oder Familienpflichten (siehe auch Kennzahlenbericht 2014 unter www.staedteinitiative.ch)

Ablösung aus der Sozialhilfe: Das erste Bezugsjahr ist entscheidend

Zugleich ist die hohe Dynamik in der Sozialhilfe zu berücksichtigen: In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle werden im Verlaufe eines Jahres abgelöst und rund 25 bis 30 Prozent der Fälle kommen neu hinzu. Die wichtigsten Ablösegründe aus der Sozialhilfe sind die Verbesserung der Erwerbssituation und die Existenzsicherung durch andere Sozialleistungen. In den Städten wird viel unternommen, um neue Sozialhilfebeziehende möglichst zeitnah wieder abzulösen. Erfahrungen in den Sozialdiensten der Städte zeigen, dass eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt chancenreicher ist, je früher sie ansetzt.

Räumliche Mobilität: Wer in der Stadt Sozialhilfe bezieht, lebte schon vorher hier

Erstmals wurde die räumliche Mobilität von Sozialhilfebeziehenden analysiert. Die Auswertung zeigt, wie viele Sozialhilfebeziehende in eine Stadt zogen und sowohl in der früheren Wohngemeinde wie auch in der Stadt Sozialhilfe bezogen. Im Durchschnitt der Städte sind das rund 8 Prozent der neuen Fälle. Die überwiegende Mehrheit der Bezügerinnen und Bezüger wohnte also bereits zuvor in derselben Stadt, in der sie dann auch Sozialhilfe bezieht.

Die Kennzahlen zur Sozialhilfe 2015 in Kürze

   - Im aktuellen Kennzahlenbericht Sozialhilfe, der auf der 
     schweizerischen Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für 
     Statistik (BFS) basiert, sind neu 14 Städte vertreten. Erstmals 
     dabei ist Chur neben den bisherigen Basel, Bern, Biel, Lausanne,
     Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Schlieren, Uster, Wädenswil, 
     Winterthur, Zug und Zürich.
   - Die grössten Städte verzeichneten stabile oder leicht sinkende 
     Sozialhilfequoten, die mittelgrossen Städte einen leichten 
     Anstieg. Insgesamt entwickelt sich die Zahl der 
     Sozialhilfebeziehenden ungefähr parallel zum 
     Bevölkerungswachstum.
   - Im Durchschnitt der 14 Städte war 2015 gegenüber dem Vorjahr 
     eine Zunahme der Sozialhilfefälle um 2.2 Prozent zu verzeichnen.
   - Das Sozialhilferisiko ist höher in den Städten im westlichen 
     Landesteil, in den grösseren Deutschschweizer Städten mit 
     Zentrumsfunktion (Basel, Zürich, Bern, Winterthur und St. 
     Gallen) sowie in stadtnahen Agglomerationsgemeinden mit 
     günstigem Wohnraum (Schlieren) als in den kleinen Städten der 
     Deutschschweiz.
   - Die Städte streben eine rasche Ablösung der Klienten von der 
     Sozialhilfe an. Das widerspiegelt die starke Dynamik im 
     Fallbestand während eines Jahres: In etwa 20 bis 30 Prozent 
     aller laufenden Fälle können abgeschlossen werden, während 25 
     bis 30 Prozent der Fälle neu in die Sozialhilfe kommen.
   - Die durchschnittliche Bezugsdauer hat sich gegenüber dem Vorjahr
     leicht erhöht und liegt aktuell bei 42 Monaten.
   - Relativ wenig Einfluss auf die Entwicklung der Fallzahlen einer 
     Stadt hat die räumliche Mobilität von Sozialhilfebeziehenden: 
     Rund 8 Prozent der neuen Sozialhilfefälle zogen neu in eine 
     Stadt und hatten bereits am alten Wohnort Sozialhilfe. Die 
     allermeisten neuen Bezügerinnen und Bezüger wohnten schon vorher
     in der Stadt, in der sie dann auch auf Sozialhilfe beziehen.

Weitere Informationen Siehe unter www.staedteinitiative.ch > Kennzahlenbericht aktuell:

   - Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten, 
     Berichtsjahr 2015
   - Fakten und Forderungen zur Sozialhilfe: http://ots.ch/2dx9R

Die Kontaktpersonen der beteiligten Städte finden sich auf der beiliegenden Liste.

Auskünfte erteilt auch die Geschäftsstelle der Städteinitiative Sozialpolitik, Tel. 052 267 59 57, info@staedteinitiative.ch

Hintergrundinformation zur Städteinitiative Sozialpolitik

Die Städteinitiative Sozialpolitik vertritt die sozialpolitischen Interessen von rund 60 Schweizer Städten aus allen Regionen und setzt sich für ein kohärentes System der sozialen Sicherung und eine gute Zusammenarbeit von Städten, Bund und Kantonen ein. Die Städteinitiative Sozialpolitik ist eine Sektion des Schweizerischen Städteverbandes.

Kontakt:

Geschäftsstelle der Städteinitiative Sozialpolitik, Katharina Rüegg,
Tel. 052 267 59 57, info@staedteinitiative.ch

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