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Dampfen darf unter Jugendlichen nicht das neue Rauchen werden

Dampfen darf unter Jugendlichen nicht das neue Rauchen werden
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Lausanne (ots)

Bei Alkohol, Zigaretten und Cannabis verbleiben die Konsumraten bei den 15-Jährigen in der Schweiz ungefähr auf dem Niveau von 2014. Gleichzeitig gaben im Jahr 2018 die Hälfte der Jungen und ungefähr ein Drittel der Mädchen an, mindestens einmal im Leben E-Zigaretten verwendet zu haben. Dies ist Besorgnis erregend, weil Jugendliche in diesem Alter weder rauchen noch dampfen sollten. Heute hat Sucht Schweiz die Ergebnisse der jüngsten nationalen Schülerinnen- und Schüler¬befragung in Bern vorgestellt.

Nach dem Konsumrückgang im Jahr 2014 verbleiben die Konsumraten unter Jugend-lichen in der Schweiz 2018 in etwa auf dem gleichen Niveau. Gleichzeitig scheinen Jugendliche offen zu sein für E-Zigaretten (manchmal auch E-Verdampfer genannt). Wird Dampfen das neue Rauchen? Die Resultate der jüngsten Befragung lassen diese Frage aufkommen. Sucht Schweiz hat die national repräsentative Studie im letzten Jahr im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit durchgeführt. Befragt wurden gut 11'000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren aus allen Landesteilen. Im Fokus stehen nach¬stehend die 15-Jährigen.

Wenig Bewegung bei den herkömmlichen Substanzen Im Jahr 2018 rauchten 10% der 15-jährigen Jungen und 8% der gleichaltrigen Mädchen min-destens einmal in der Woche herkömmliche Zigaretten. (2014 waren es 12% bzw. 9%).

11% der 15-jährigen Jungen und 4% der gleichaltrigen Mädchen tranken mindestens einmal pro Woche Alkohol. (2014 waren es 10% bzw. 6%). Das Rausch¬trinken bleibt ebenfalls auf etwa demselben Niveau wie schon vier Jahre zuvor: 27% der 15-jährigen Jungen und 24% der gleichaltrigen Mädchen haben mindestens einmal in den letzten 30 Tagen fünf oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit getrunken. (2014 waren es 27% bzw. 23%).

27% der 15-jährigen Jungen und 17% der gleichaltrigen Mädchen haben mindestens einmal im Leben illegalen Cannabis konsumiert. (2014 waren 30% bzw. 19%). Beim aktuellen Konsum sind es weniger: 14% der Jungen und 9% der Mädchen gaben an, in den letzten 30 Tagen mindestens einmal konsumiert zu haben. (2014 waren es 15% bzw. 10%).

Erstmals Konsumdaten zu weiteren Nikotin-Produkten Bei den 15-jährigen Jungen haben bereits die Hälfte (51%) mindestens einmal im Leben eine E-Zigarette verwendet, bei den Mädchen gleichen Alters sind es ungefähr ein Drittel (35%). Diese Konsumraten sind höher als bei den herkömmlichen Zigaretten. 21% der 15-jährigen Buben und 13% der gleichaltrigen Mädchen geben an, in den letzten 30 Tagen vor der Befragung mindestens einmal gedampft zu haben. Als Hauptgrund der Verwendung nannten die Jugendlichen am häufigsten 'Neugierde, um etwas Neues auszuprobieren', gefolgt von 'einfach weil ich es mag'.

Tabakprodukte zum Erhitzen wurden von ca. 2% der 15-jährigen Jungen und ca. 1% der gleichaltrigen Mädchen mindestens einmal im Leben gebraucht.

32% der Jungen und 17% der Mädchen im Alter von 15 Jahren haben mindestens einmal im Leben eine Wasserpfeife gebraucht. Bei Snus sind es 13% der Jungen und 5% bei den Mädchen.

CBD-haltige Produkte

9% der 15-jährigen Jungen und 5% der gleichaltrigen Mädchen sagten, mindestens ein¬mal im Leben CBD-haltige Produkte konsumiert zu haben. CBD steht für Cannabidiol, gemeint ist legal erhältliches Cannabis, das weniger als 1% THC enthält. Beim mindestens einmaligen Konsum in den vergangenen 30 Tagen sind es 4% der Jungen und ca. 2% der Mädchen.

E-Zigaretten in Mode? Jugendliche scheinen offen zu sein für neue Produkte. Dass die Hälfte der 15-jährigen Jungen und ungefähr ein Drittel der gleichaltrigen Mädchen E-Zigaretten schon ausprobierten, deutet darauf hin. Diese Entwicklung lässt aufhorchen und wirft Fragen auf. Begünstigen diese Produkte, die heute ohne Altersbeschränkung, modern gestylt und mit verschiedenen Geschmacksrichtungen verkauft werden, eine neue nikotinabhängige Generation? Sind jene, die regelmässig dampfen, anfälliger, später auf herkömmliche Zigaretten umzusteigen? In welchem Ausmass fangen Jugendliche künftig mit dem Dampfen an, die sonst nie rauchen würden?

Fakt ist: Nikotin macht stark abhängig und sorgt dafür, dass Konsumierende an gesund-heitsgefährdenden Produkten hängen bleiben. Junge Menschen sind besonders gefährdet, da Nikotin die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen kann: Kinder und Jugendliche sollten weder rauchen noch dampfen.

Keine Ausnahmeregelung, sondern wirksame Regulierung «Das Dampfen darf unter Jugendlichen nicht zu einem normalen Konsumverhalten werden», betont Grégoire Vittoz, Direktor von Sucht Schweiz. Der Jugendschutz ist gefordert, zumal für diese Produkte auf Bundesebene heute weder ein rechtlich verbindliches Abgabealter noch Werbe¬einschränkungen bestehen. Mit dem neuen Tabakproduktegesetz soll sich dies zumindest in Bezug auf die Alterslimite (18 Jahre) ändern. Wie für andere Nikotinprodukte fordert Sucht Schweiz auch für E-Zigaretten eine griffige Preispolitik und dass Jugendliche vor Werbung geschützt werden.

Jugendliche brauchen besonderen Schutz

Der im Wachstum befindliche Körper von Jugendlichen ist anfälliger für die Schäden des Substanzkonsums. Eine Alkoholvergiftung, Schwierigkeiten in der Ausbildung oder Gewaltakte zählen zu den unmittelbaren Risiken des Alkoholkonsums. Wer früh mit dem Rauchen anfängt, raucht meist länger. Und je jünger jemand regelmässig und viel kifft, desto schwieriger wird es, davon loszukommen. Bei gewohnheitsmässigem Konsum leidet u.a. die Lernfähigkeit.

Der Jugendschutz muss bei Alkohol und Tabakprodukten uneingeschränkt fortgeführt werden, weil unter 16-Jährige die Produkte oft leicht erwerben können. Wichtig bleibt die Kombination von regulatorischen Massnahmen mit Verhaltensprävention; dazu zählen Programme zur Stärkung von Lebenskompetenzen, eine sinnstiftende Freizeitgestaltung oder die Sensibilisierung für die Risiken etc.

Die Studie HBSC

Die Schülerstudie HBSC (Health Behaviour in School-aged-Children) ist eine inter-nationale Studie, welche in 46 Ländern unter der Schirmherrschaft der Weltgesund-heitsorganisation durchgeführt wird. Seit über 30 Jahren untersucht Sucht Schweiz das Gesundheitsverhalten und den Substanzkonsum der Jugendlichen in der Schweiz. Im Erhebungsjahr 2018 beteiligten sich 715 Klassen mit 11'121 Schülerinnen und Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren. Die Studie wird vom BAG und der Mehrzahl der Kantone finanziert.

Die Stiftung Sucht Schweiz ist ein nationales Kompetenzzentrum im Suchtbereich. Sie betreibt Forschung, konzipiert Präventionsprojekte und engagiert sich in der Gesundheits-politik. Das Ziel der Stiftung ist, Probleme zu verhüten oder zu vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen oder durch Glücksspiel und Internetnutzung entstehen.

Die vorliegende Medienmitteilung finden Sie hier: http://www.suchtschweiz.ch/aktuell/medienmitteilungen/

Kontakt:

Monique Portner-Helfer
Mediensprecherin
mportner-helfer@suchtschweiz.ch
Tel.: 021 321 29 74

Markus Meury
Mediensprecher
mmeury@suchtschweiz.ch
Tel.: 021 321 29 63

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