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Bundesamt für Statistik

BFS: Eidgenössische Volkszählung 2000 Neue Herausforderungen durch demografischen Wandel

Neuchâtel (ots)

Die Bevölkerungsstruktur der Schweiz hat sich in
den 1990er Jahren durch demografische Alterung, Individualisierung 
und Migrationen stark verändert. Dadurch sind neue soziale 
Herausforderungen entstanden. Die Zahl der jungen Erwachsenen ging 
deutlich zurück, während die Hochbetagten und älteren Erwachsenen 
besonders stark zunahmen. Gleichzeitig wuchs der Anteil der Ledigen 
und der Geschiedenen in der Bevölkerung. Die Frauen sind vom Anstieg 
der Scheidungen besonders betroffen. Zwischen Ausländern und 
Schweizern wurden die Unterschiede im Heiratsverhalten, in den 
Partnerschaftsformen und in der Altersstruktur grösser. Dies zeigt 
eine Analyse der Ergebnisse der Volkszählung 2000 durch das 
Bundesamt für Statistik (BFS).
Weniger junge Erwachsene, mehr Hochbetagte
In den 1990er Jahren war das Bevölkerungswachstum der Schweiz 
(zwischen 1990 und 2000: 6,0%) sehr ungleich verteilt. Weitaus am 
stärksten zugenommen haben die Hochbetagten über 80-jährigen 
(+17,4%) und die älteren Erwachsenen zwischen 45 und 64 Jahren 
(+14,8%). Die Zahl der über 100-jährigen hat sich auf 787 Personen 
(85,9% davon Frauen) mehr als verdoppelt. 1970 waren in der 
Volkszählung erst 61 Personen über 100 Jahre gezählt worden.
Zwei Altersgruppen nahmen zwischen 1990 und 2000 ab: die Kinder 
unter 6 Jahren (-1,1%) und vor allem die jungen Erwachsenen zwischen 
18 und 29 (-17,6%). Der starke Rückgang bei den jungen Erwachsenen 
hat zwei Gründe: einerseits die kleinen Kinderzahlen der „1968er 
Generationen“ und andererseits der Rekrutierungsstopp für 
ausländische Arbeitskräfte in den 1990er Jahren. Bei den Kindern 
unter 6 Jahren ist der Rückgang ausschliesslich auf die sinkende 
Kinderzahl der Schweizerinnen und Schweizer zurückzuführen. Die Zahl 
der ausländischen Kinder zwischen 0 und 5 Jahren nahm stark zu 
(+36,0%).
Die Zahl der über 64-jährigen hat in den 90er Jahren stärker 
zugenommen als die Zahl der Personen im Erwerbsalter, so dass der 
Altersquotient (über 64-jährige im Verhältnis zur Zahl der 20-64- 
jährigen) von 23,0% auf 24,8% anstieg. Besonders stark verändert hat 
sich aber die Altersstruktur der Bevölkerung im Erwerbsalter. Im 
Unterschied zu 1990 gibt es heute mehr 40-64-jährige als 20-39- 
jährige Erwachsene. Fast gleich viele Personen stehen vor dem 
Einstieg ins Erwerbsleben (zwischen 15 und 24) wie sich auf die 
Pensionierung vorbereiten (zwischen 55 und 64).
Mehr Ledige und Geschiedene
Durch das Hinausschieben der Heirat und die Veränderung der 
Partnerschaftsformen bleiben mehr Personen ledig. Im Alter 30 sind 
46,1% der Bevölkerung noch unverheiratet (1970: 18,0%, 1990: 33,5%). 
In den 1990er Jahren hat auch die Scheidungsbereitschaft zugenommen, 
während gleichzeitig das Scheidungsrecht liberalisiert wurde. Die 
Zahl der Geschiedenen stieg im Vergleich zu 1990 um 38,0%. Im Alter 
zwischen 48 und 58 sind 12,3% der Bevölkerung geschieden (1970: 
3,8%, 1990: 8,7%).
Im Alter zwischen 45 und 60 sind 75,3% der Bevölkerung verheiratet 
(1970: 79,4%, 1990: 78,5%). Anschliessend nehmen die Verwitwungen 
zu, die vor allem Frauenschicksal sind. Das Geschlechterverhältnis 
sinkt im Alter zwischen 70 und 90 durch die höhere Sterblichkeit der 
Männer von 80 auf unter 37 Männer je 100 Frauen. 74,5% aller 90- 
jährigen Frauen sind verwitwet. Gegenüber 1990 (72,6%) ist dieser 
Anteil etwas gestiegen.
Geschlecht und Nationalität beeinflussen Heiraten und Scheidungen 
stark
Frauen heiraten im Durchschnitt ungefähr drei Jahre früher als 
Männer. Im Alter 30 sind 59,3% der Frauen verheiratet (1990: 69,0%), 
aber nur 42,0% der Männer (1990: 57,4%). Männer bleiben auch 
häufiger ledig als Frauen. Im Alter 50 sind 11,0% der Männer ledig 
aber nur 9,1% der Frauen. Dieses Verhältnis ändert sich erst bei den 
über 57-jährigen, wenn die ledigen Frauen - im Unterschied zu den 
ledigen Männern - kaum mehr Heiratspartner finden.
Zudem werden Frauen früher im Lebenslauf von Scheidungen betroffen. 
Da die Chance der Wiederverheiratung mit zunehmendem Alter abnimmt, 
bleiben Frauen häufiger als Männer dauerhaft geschieden. Im Alter 50 
beträgt der Anteil der Geschiedenen bei den Frauen 14,4%, bei den 
Männern 10,9%.
Bei den ausländischen Staatsangehörigen finden sich wesentlich 
traditionellere Familien- und Partnerschaftsformen als bei den 
Schweizerinnen und Schweizern. 75,4% der ausländischen Frauen und 
58,6% der Männer sind im Alter 30 verheiratet, aber nur 52,3% der 
Schweizer Frauen und 35,4% der Schweizer Männer. Gleichzeitig ist 
auch die Scheidungshäufigkeit im ausländischen Bevölkerungsteil 
wesentlich tiefer. Im Alter 50 sind nur 8,2% der ausländischen 
Frauen und 8,9% der ausländischen Männer geschieden, gegenüber 15,5% 
der Schweizer Frauen und 11,4% der Schweizer Männer.
Hoher Ausländeranteil bei Kindern und Erwerbstätigen
Hinter dem durchschnittlichen Ausländeranteil von 20,5% verbergen 
sich sehr unterschiedliche Verhältnisse. Besonders hoch ist der 
Ausländeranteil bei den Kleinkindern und den Kindern im 
schulpflichtigen Alter. 25,8% der 0-5-jährigen Kinder haben heute 
keine schweizerische Staatsangehörigkeit (1990: 18,7%), in den 
städtischen Gebieten sind es 31,0% (16,0% in den ländlichen 
Gebieten) und in den fünf Grosstädten der Schweiz sogar 45,0%.
Sehr stark angestiegen ist der Ausländeranteil seit 1990 bei den 
Frauen zwischen 20 und 45 Jahren, während er bei den Männern dieser 
Altersgruppe nahezu konstant blieb. 29,7% der Frauen in dem für 
Beruf und Familie zentralen Alter zwischen 24 und 32 sind heute 
Ausländerinnen (1990: 19,9%). Diese Veränderung ist einerseits 
zurückzuführen auf die Aufhebung des automatischen 
Bürgerrechtserwerbs bei Heirat mit einem Schweizer Mann, 
andererseits auf die „Feminisierung“ der Migrationen in den 1990er 
Jahren.
Ab dem 47. Altersjahr sinkt der Ausländeranteil unter den 
Durchschnitt. Bei den Rentnerinnen und Rentnern zwischen 65 und 79 
beträgt er noch 8,2%, bei den über 80-jährigen 4,0%. Unter den 
Ausländerinnen und Ausländern in der Schweiz befinden sich nur wenig 
Altersrentner, obwohl ihre Zahl vor allem bei den Angehörigen aus 
den Nachbarstaaten Italien und Deutschland seit 1990 deutlich 
zugenommen hat.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskünfte:
Dr. Werner Haug, Vizedirektor BFS, Tel : 032 713 66 85 
Auskunftszentrale für dieVolkszählung, Tel : 032 713 61 11 E-Mail : 
Deutsch,  info.vz@bfs.admin.ch; Französisch,  
info.recensement@bfs.admin.ch; Italienisch,  
info.censimento@bfs.admin.ch.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS 
http://www.statistik.admin.ch
Beilagen zur Pressemitteilung:
Tabellen:
1.	Wohnbevölkerung nach Altersklassen, Zivilstand und 
Nationalität sowie Geschlecht, 1990 und 2000, in absoluten Zahlen, 
sowie Veränderung 1990-2000 in %
2.	Demographische Indikatoren (Alter) nach Kantonen, 
Städtisch/Ländlich und Gemeindegrössenklassen, 2000
3.	Demographische Indikatoren (Ausländer) nach Kantonen, 
Städtisch/Ländlich und Gemeindegrössenklassen, 2000
4.	Demographische Indikatoren (Zivilstand) nach Kantonen, 
Städtisch/Ländlich und Gemeindegrössenklassen, 2000
5.	Die 100-jährigen und älter nach Geschlecht und Zivilstand, 
von 1900 bis 2000
Grosse Unterschiede in der Altersstruktur der Gemeinden und Kantone
Der Anteil der über 64-jährigen schwankt in den Gemeinden der 
Schweiz zwischen 2,5% und 50,0% (bei einem Durchschnitt von 15,4%). 
Er ist besonders hoch in den städtischen Zentren, in den 
Randgebieten entlang der Jurakette sowie in einzelnen Voralpen- und 
Alpentälern der Kantone Bern, Waadt, Tessin, Uri, Glarus und 
Graubünden.
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 20 schwankt zwischen 
2,9% und 41,8% (bei einem Durchschnitt von 22,9%). Er ist hoch in 
den ländlichen Regionen der Innerschweiz und der Ostschweiz und 
besonders tief in den städtischen Zentren, den suburbanen Gemeinden 
der Grosstädte, am Jurasüdfuss, in zahlreichen Alpentälern sowie im 
gesamten Tessin.
Die städtischen Zentren (rund um die Stadt Zürich auch die 
suburbanen Gemeinden) sind die privilegierte Wohngegend der 20-39- 
jährigen. Die 40-64-jährigen hingegen sind in den städtischen 
Zentren untervertreten. Sie wohnen besonders häufig in den 
periurbanen Gemeinden sowie den ländlichen Gemeinden im Umfeld der 
städtischen Agglomerationen.
Die wirtschaftlich dynamischen, stark städtisch geprägten Kantone 
Zug, Zürich und Genf haben aus ökonomischer Sicht die günstigste 
Altersstruktur (relativ wenig Kinder, Jugendliche und ältere 
Menschen, viel Personen im Erwerbsalter). Eine ungünstige 
Altersstruktur (relativ viel Kinder, Jugendliche und ältere 
Menschen, wenig Personen im Erwerbsalter) haben alte 
Industriegebiete der Schweiz und Kantone in Randregionen: Uri, 
Glarus, Obwalden, Thurgau, Schaffhausen, die beiden Appenzell, sowie 
Solothurn, Jura und Neuenburg.
Die Kantone Basel-Stadt, Schaffhausen, Tessin und Bern sind 
besonders stark von der demografischen Alterung betroffen 
(überdurchschnittlich viel ältere Menschen, relativ wenig Kinder). 
Vergleichsweise niedrig ist die demografische Alterung hingegen in 
den Innerschweizer Kantonen Luzern, Schwyz, Zug, Ob- und Nidwalden, 
in den Kantonen Freiburg, Waadt, Wallis sowie im Aargau, in St. 
Gallen und im Thurgau.
Migranten, Doppelbürger und Eingebürgerte
Die Unterscheidung zwischen Ausländern und Schweizern beruht auf der 
Staatsangehörigkeit. Da die Staatsangehörigkeit durch administrativ- 
politische Verfahren erworben werden bzw. verloren gehen kann und 
zudem die doppelte Staatsangehörigkeit in der Schweiz zulässig ist, 
eignet sich die Staatsangehörigkeit schlecht für die Erfassung der 
internationalen Migrationen. Ein aussagekräftigeres Merkmal, 
insbesondere im internationalen Vergleich, ist der Geburtsort, der 
angibt, ob eine Person in einem Land geboren, bzw. seit Geburt in 
ein Land eingewandert ist. In der Volkszählung 2000 wurden, neben 
den Daten zum Geburtsort, erstmals auch Informationen über die 
doppelte Staatsbürgerschaft und den Bürgerrechtserwerb ermittelt.
77,6% der Bevölkerung sind in der Schweiz geboren. Davon besitzen 
93,8% einen Schweizer Pass bzw. eine doppelte Staatsbürgerschaft 
(Frauen: 49,0%, Männer: 51,0%). 6,2% besitzen ausschliesslich einen 
ausländischen Pass.
22,4% der Bevölkerung sind im Ausland geboren und in die Schweiz 
eingewandert (Frauen: 51,9%, Männer: 48,1%). Davon besitzen 29,3% 
einen Schweizer Pass bzw. eine doppelte Staatsbürgerschaft (Frauen: 
64,8%, Männer: 35,2%). 70,7% besitzen ausschliesslich einen 
ausländischen Pass.
8,6% aller Schweizer Staatsbürger (495'000 Personen) sind 
Doppelbürger. Davon sind 59,2% Frauen, 40,8% Männer. 351'000 
Doppelbürgerschaften (70,9%) betreffen Staaten der Europäischen 
Union (in erster Linie Italien, Deutschland, Frankreich, 
Grossbritannien, Spanien und Österreich). 215'000 Doppelbürger 
(43,4%) geben einen Geburtsort im Ausland an, 280'000 (56,6%) sind 
in der Schweiz geboren. 49,8% der Doppelbürger haben ihre 
schweizerische Staatsangehörigkeit durch Bürgerrechtserwerb erhalten 
(Frauen: 65,5%, Männer: 34,5%), 50,2% durch Abstammung. 10,0% aller 
Schweizer Staatsbürger haben die Staatsbürgerschaft durch 
Bürgerrechtserwerb erhalten, 90,0% sind Schweizer durch Abstammung.

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