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Schreckgespenst, Kommentar zu Apple Pay von Karin Böhmert

19.11.2014 – 20:25  Börsen-Zeitung    [newsroom]

Frankfurt (ots) -

Das Ende traditioneller Geschäftsmodelle des Zahlungsverkehrs - das Thema der Payments Konferenz im Rahmen der Euro Finance Week hätte nicht besser gewählt sein können. Denn es scheint, als ob die Bankenbranche derzeit ertragsseitig austrocknet. Als ob Banken nicht schon genug mit externen Zwängen und Regulierungen zu kämpfen hätten, die hohe Kosten verursacht haben, wie Finanzkrise und EZB-Bilanztest. Auch die gesetzlich verordnete Einführung eines europaweit einheitlichen Zahlungsverkehrsraums (Sepa) für Überweisungen und Lastschriften in Europa zwang die Branche zu Milliardeninvestitionen, denen keine Erträge gegenüberstehen. Für zukunftsweisende Projekte gerade im Zahlungsverkehr, die mit dem eigentlichen operativen Bankgeschäft zu tun haben, hat die Branche da weder Zeit noch personelle oder finanzielle Ressourcen gehabt. Nun geistert auf einmal ein neues Schreckgespenst durch die Reihen: Apple Pay, das neue Bezahlsystem per Smartphone von Apple in Kooperation mit Visa, Mastercard und American Express.

Noch harrt die Branche dem Start von Apple Pay in Europa. Zudem werden die Banken durch geplante EU-Regulierungen in die Zange genommen, denn das Interbankenentgelt soll bei Kartenzahlungen auf 0,2% für Debit- und 0,3% für Kreditkarten begrenzt werden. Apple Pay, das bisher nur in den USA im Einsatz ist, wo höhere Gebühren bei Kartenzahlungen anfallen, fordert dort vom Umsatz 15 Basispunkte von den teilnehmenden Banken ein. Das müsste in Europa verhandelt werden, sonst bliebe den Banken für Zahlungsverkehrsdienste bei Kartenzahlungen teils weniger als die Hälfte der Erträge. Haben die in Europa infolge der Regulierung eingeschränkten Banken die Macht, Apple zu Zugeständnissen zu bewegen? Steigen andere Betriebssystemanbieter (Google mit Android) mit erneuerten Angeboten in den Wettbewerb ein? Auch Non- und Near-Banks schießen wie Pilze aus dem Boden, um vom Zahlungsverkehr zu profitieren.

Es sind die "Internetgorillas", die direkten Zugang zum Kunden und seinen ganz persönlichen Daten haben, wie Apple über die Nutzer von Online Banking via iOS. Die Hoheit über die Kundendaten ist im digitalen Zeitalter aber das Gut der Zukunft. "Banken genießen einen Vertrauensvorsprung", sagt Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele und appelliert an die Branche, "endlich zu Potte" zu kommen. Apple setzt am Handel an, denn dort entscheidet der Kunde, wie er bezahlen will. Banken müssen da innovativ mitreden, sonst sind sie draußen.

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