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Discours Suisse - Fremdsprachenunterricht in der Primarschule - Romandie zählt auf freundeidgenössischen Willen

Discours Suisse - Fremdsprachenunterricht in der Primarschule - Romandie zählt auf freundeidgenössischen Willen
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Querverweis auf Grafik: www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100478161
Von Theodora Peter, sda
Lausanne (sda/ots) Dem Englisch-Trend in Deutschschweizer Schulen
zum Trotz: Die Romandie will der Einstiegssprache Deutsch treu
bleiben. Sollte aber das Französisch in der Deutschschweiz aus der
Primarstufe verdrängt werden, ist der Sprachfrieden in Gefahr.
Bei der Westschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (CIIP) gibt
man sich zuversichtlich: "Wir zählen auf den Willen der
Deutschschweizer Kantone, den Französischunterricht an der
Primarschule beizubehalten oder wieder einzuführen", erklärt
CIIP-Generalsekretär Christian Berger.
Zur Erinnerung: laut Fahrplan der Erziehungsdirektorenkonferenz
(EDK) soll ab Schuljahr 2012/13 eine erste Fremdsprache ab der
3. Klasse und eine zweite ab der 5. Klasse unterrichtet werden. Im
Klartext: Deutschschweizer Kantone, die dem Englisch den Vorzug
geben, müssen noch in der Primarstufe mit Französisch einsetzen.
Keine Machbarkeitsstudie
Umgekehrt wollen die Westschweizer Kantone bereits im
3. Schuljahr mit dem Deutschunterricht einsetzen, bestätigt Berger.
Grösser ist für die Romandie aber die Herausforderung, das heute
meist ab der 7. Klasse unterrichtete Englisch in die 5. Klasse
vorzuverlegen.
Die CIIP hätte es vorgezogen, die Einführung einer 2. Fremdsprache
in der Primarstufe zuerst in einer Machbarkeitsstudie zu prüfen. Mit
dem EDK-Fahrplan wird dieser Schritt jedoch übersprungen.
Misstrauen bleibt
Die unschöne Tatsache, dass die EDK-Richtlinien in einigen
Deutschschweizer Kantonen die Bevorzugung des Englisch als erste
Fremdsprache zementieren, hat in der Romandie kaum mehr als ein
Achselzucken ausgelöst. Das dürfte sich aber ändern, wenn einzelne
Kantone sich nicht an den gutschweizerischen Kompromiss halten.
Misstrauisch beäugt wird in der Westschweiz etwa das
Zustandekommen der Initiative "Nur eine Fremdsprache in der
Primarschule, diese dafür richtig" im Kanton Zürich. Das von
Lehrkräften lancierte Volksbegehren will Französisch aus der
Primarstufe verbannen, um nebst dem Früh-Englisch dem
Deutsch-Unterricht mehr Gewicht zu verleihen.
"Wir zahlen die Zeche dafür, dass in der Deutschschweiz immer
mehr Dialekt gesprochen wird", sagte eine empörte Anruferin am
Hörertelefon des Westschweizer Radios RSR. Viele Romands trauen den
Beteuerungen des Zürcher Initiativkomitees nicht, dass das
Französisch in der Oberstufe "richtig" nachgeholt werden soll.
Keine Gegen-Bewegung
Der Genfer Erziehungsdirektor Charles Beer warnte in
Zusammenhang mit der Zürcher Initiative in einem Zeitungsinterview
gar von einer "Balkanisierung" der Sprachenpolitik. Wird die
Initiative angenommen, "würde dies völlig neue Voraussetzungen
schaffen", bestätigt Michel Nicolet, der bei der CIIP mit der
Umsetzung des EDK-Fahrplans betraut ist.
Trotz des Unmuts in der Romandie gegenüber der "Deklassierung"
des Französischen in der Deutschschweiz relativiert Nicolet aber
den Einfluss der Zürcher Debatte auf die Westschweiz. "Ich nehme
keine Bewegung wahr, die sich gegen Deutsch als erste Fremdsprache
wenden würde."
Für die Romands bleibt es unabdingbar, die Schriftsprache der
Mehrheit zu erlernen. "Wenn die Westschweizer den Effort erbringen,
Deutsch zu lernen, dann nicht zuletzt, um als Minderheit anerkannt
zu werden", sagt Nicolet. Dies bestätigt auch Marie-Claire Tabin,
Präsidentin der Lehrergewerkschaft SER (Syndicat des enseignants
romands).
Sprache als Kommunikationsmittel
Tabin will weder am Deutsch als Einstiegssprache rütteln noch
stellt sie die Einführung einer zweiten Fremdsprache in der
Primarstufe in Frage. Die SER-Präsidentin plädiert aber für ein
Umdenken bei der Art und Weise, wie Fremdsprachen vermittelt
werden. Diese dürften in keinem Fall als Selektionsfächer dienen.
Die Erwartungen vieler, "dass ihre Kinder die Volksschule als
Bilingues oder sogar Trilingues verlassen", seien völlig falsch,
betont Tabin. "Ziel muss sein, die Fremdsprachen als Mittel der
Kommunikation einzusetzen." Im vielsprachigen Land Schweiz "sind
wir dazu verurteilt, einander zu verstehen."
Notiz: Die vorliegende Meldung erscheint im Rahmen der zweiten
Ausgabe des Projektes Discours Suisse. Hinter diesem Projekt, das
zur Verständigung zwischen den Sprachregionen beitragen will,
stehen das Forum Helveticum, das Netzwerk Müllerhaus und die sda.
Nähere Informationen sind im Internet unter www.discours-suisse.ch
zu finden. Die Email-Adresse lautet  info@discours-suisse.ch.
Folgt Extra zu Verfassungsartikel zum Sprachunterricht.

Kontakt:

Discours Suisse
c/o FORUM HELVETICUM
Postfach
5600 Lenzburg 1
Tel. +41/62/888'01'25
Fax: +41/62/888'01'01
E-Mail: info@forum-helveticum.ch

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