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Fürstentum Liechtenstein

pafl: Der 9. November - Internationaler Gedenktag für die Opfer der «Reichskristallnacht» und des Holocaust

Vaduz (ots)

Vaduz, 8. November (pafl) - Die gewaltsamen
antisemitischen Ausschreitungen, die sich  am  9. November 1938 im 
nationalsozialistischen Deutschland zugetragen haben, sind als 
«Reichskristallnacht» in die Geschichte eingegangen. Die Pogrome 
führten zu einer Massenfluchtbewegung, die sich bis nach 
Liechtenstein auswirkte. Heute, am 9. November, wird weltweit dieses 
Ereignisses gedacht.
Die jüdische Bevölkerung Deutschlands litt seit Hitlers 
Machtantritt vom Januar 1933 unter ihrer schrittweisen Ausgrenzung 
und Entrechtung. Die durch Staat und Partei orchestrierten 
Gewaltexzesse vom 9. November 1938 stellten jedoch alles Bisherige in
den Schatten:  Der größte Teil der Synagogen wurde in Brand gesteckt,
jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden demoliert, Hunderte Juden 
ermordet und etwa 26 000 in Konzentrationslager verschleppt. Die 
Novemberpogrome markierten den Übergang zur systematischen 
Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung im 
nationalsozialistischen Machtraum. Die Fluchtbewegung aus Deutschland
erreichte in der Folge  ihren Höhepunkt.
Flucht nach Liechtenstein
Auch das Fürstentum Liechtenstein war Durchgangs- und Zielland 
deutscher Flüchtlinge. Im November 1938 versuchten mehrere 
Flüchtlinge über die grüne Grenze nach Liechtenstein zu gelangen. 
Liechtensteins Grenzen wurden durch Schweizer Grenzwächter 
kontrolliert. Diese griffen in der Zeit nach der 
«Reichskristallnacht» täglich zehn bis fünfzehn Flüchtlinge auf. 
Gleichzeitig fragten vermehrt Jüdinnen und Juden von ihrem deutschen 
Wohnort aus die liechtensteinischen Behörden um eine 
Aufenthaltsgenehmigung an. Im November 1938 bewilligte die fürstliche
Regierung unter Regierungschef Josef Hoop deutlich mehr 
Aufenthaltsgesuche als in den Vor- und Folgemonaten. Die meisten der 
im November 1938 aufgenommenen Flüchtlinge hatten in Liechtenstein 
lebende Verwandte, Bekannte oder Geschäftspartner, die sich 
angesichts der Radikalisierung der Judenverfolgung bei der 
liechtensteinischen Regierung vermehrt und erfolgreich Gehör 
verschafften. Auch andere Länder lockerten angesichts der 
unermesslichen Gewalt in Deutschland vorübergehend ihre 
Aufnahmepraxis.
Antisemitische Gewalt in Liechtenstein
Antisemitisch motivierte Gewalt blieb jedoch nicht auf das Gebiet 
des nationalsozialistischen Deutschlands beschränkt. So verübten im 
Oktober und November 1938 auch hierzulande Angehörige der 
nationalsozialistisch gesinnten «Volksdeutschen Bewegung in 
Liechtenstein» Bölleranschläge vor Gebäuden, die Juden gehörten oder 
in denen Juden wohnten. Anfang Dezember liess die liechtensteinische 
Regierung eine gross angelegte Polizeiaktion durchführen, um diese 
antijüdische Agitation zu stoppen. Parallel entschied sie, in 
Liechtenstein künftig keine Juden mehr aufzunehmen.  Trotz dieses 
Grundsatzentscheids wurden ab Anfang 1939 in vereinzelten Fällen 
erneut jüdische Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt fanden zwischen 
1933 und dem Kriegsende gegen 210 jüdische Personen in Liechtenstein 
Zuflucht.
Factbox
Die Erinnerung wach halten!
Die Begehung des "9. November" soll die Erinnerung an jeden 
einzelnen der von den Nazionalsozialisten ermordeten Menschen wach 
halten. Die "Reichskristallnacht" ist der symbolische Beginn des 
Holocaust, bei dem 6 Millionen jüdische Menschen und 5,5 Millionen 
"Feinde des deutschen Staates" ums Leben kamen: Kriminelle, 
"Asoziale", Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Angehörige 
verschiedener Religionsgemeinschaften, politische "Straftäter" wie 
Kommunisten, Sozialisten, spanische republikanische Flüchtlinge und 
Minderheiten wie Roma und Sinti.

Kontakt:

Wendula Matt
Tel.: +423/236 60 23
wendula.matt@mr.llv.li

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