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Evangelische Lepra-Mission Schweiz

Wissenschaft und Forschung: Paul Brand in Seattle gestorben

Wissenschaft und Forschung: Paul Brand in Seattle gestorben
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Egerkingen (ots)

Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100465474
Dr. Paul Brand, der berühmte Handchirurg und
Leprologe, ist in Seattle (Washington) im Alter von 89 Jahren
verstorben. Der Wissenschaftler gilt als Pionier in der Behandlung
von Leprakranken. Er entwickelte Operationstechniken, die das Leben
von Millionen wieder lebenswert machten und für die Ärzte der
Lepra-Mission Standard sind.
Paul Brand wurde 1914 als Sohn von Missionaren in Indien geboren,
studierte Medizin in England, wurde Mitglied des "Royal College of
Surgeons" und mit einer Vielzahl von akademischen Ehrungen bedacht.
1946 wurde der junge Wissenschaftler am "Vellore Medical College" in
Indien berufen, wo ihn das Los der Leprakranken erschütterte. So
beschloss er, sein Leben in den Dienst dieser Menschen zu stellen. Er
entwickelte neue Operationstechniken, um Hand- und Fussdeformationen
der Betroffenen zu korrigieren. Dadurch wurde er zu einer weltweit
führenden Autorität auf dem Gebiete der rekonstruktiven Chirurgie.
Königin Elisabeth II ernannte ihn 1961 zum Commander des "Order of
the British Empire".
Ein chirurgischer Durchbruch
Paul Brand war ein begnadeter Schriftsteller und Redner. Seine
Hauptsorge galt den damals schätzungsweise 15 Millionen Leprakranken.
Brands unzählige Publikationen zeugen von einem aussergewöhnlichen
Einfühlungsvermögen gepaart mit grosser Schaffenskraft. Sein Buch
Fearfully und Wonderfully Made wurde zu einem Leitwerk für die
Leprahilfe.
In Indien angekommen, wunderte sich der junge Arzt, dass die
damalige Orthopädie den Folgeerscheinungen der Infektionskrankheit
keine Beachtung schenkte. Lepra galt in in Indien weniger als
Krankheit, denn als unabwendbares Schicksal. Die Betroffenen wurden
von der Gesellschaft ausgegrenzt. Wer den "Aussätzigen" Mitgefühl und
Hilfe schenkte, waren einzelne Priester und Missionare, aber kaum
Ärzte. Die Schmerzempfindung ist eine Fähigkeit, die fast alle haben
und niemand will. Paul Brand war anderer Ansicht. Er realisierte
nämlich, dass die Leprakranken unter schwerwiegenden
Nervenschädigungen an den Extremitäten leiden und deshalb keine
warnenden Schmerzsignale empfinden können. So stellte er die
entscheidenden Fragen. Was geht in den Fingern und Zehen der
Leprakranken vor? Sind die Bewegungs- und Empfindungsnerven
geschädigt? Gibt es ein bestimmtes Muster des Krankheitsverlaufs?
Durch welche Eingriffe könnte eine Klauenhand wieder funktionsfähig
werden? Einen chirurgischen Durchbruch ereichte Brand mit der
Behandlung eines jungen Hindu namens Krishnamurthy, auf dessen
verstümmelten Händen und Füssen Geschwülste und offene Geschwüre
klafften. Brands Erkenntnis, dass die Lepra die Muskeln nicht
angreift, veranlasste ihn, bestimmte Sehnen an den Händen und Füssen
Krishnamurtis zu versetzen und somit die Muskelkontrolle des Kranken
wieder zu ermöglichen. Einige Wochen nach diesem ersten Eingriff
konnte der junge Mann wieder gehen und seine Hände gebrauchen. "Noch
haben wir nichts gemacht... dies ist nur der erste Schritt", sagte
darauf Paul Brand. Dank seiner Forschungsarbeit setzte sich das
Wissen immer mehr durch, dass die Lepra selbst kein Abfaulen der
Finger und Zehen bewirken muss. Die Fachwelt erkannte, dass der
mögliche Extremitätenverlust der Erkrankten eine Folge von
Selbstverletzungen ist, die durch das fehlende Schmerzempfinden
verursacht werden.
Ein Kampf gegen die Stigmatisierung
Paul Brand und seine Frau Margaret leisteten auch
Schrittmacherdienste in der plastischen Chirurgie. Indem sie unter
anderem die Nase von verunstalteten Leprapatienten wieder in Form
brachten, ihnen die Fähigkeit zum Blinzeln zurückgaben oder ihre
Augenbrauen rekonstituierten, befreiten sie sie von stigmatisierenden
Merkmalen. Paul Brands Einsicht, dass der Verlust der physischen
Schmerzempfindung zum unerträglichen Schmerz der gesellschaftlichen
Isolation und zum sozialen Tod der Kranken führt, erweiterte die
medizinisch orientierte Leprahilfe mit Präventions- und
Integrationsmassnahmen sowie mit psychosozialer Unterstützung. In
diesem Sinne war Paul Brand ein Vorreiter der umfassenden Leprahilfe,
die in Indien von der Evangelischen Lepra-Mission in enger
Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen geleistet wird.

Kontakt:

Hans Reist
Evangelische Lepra-Mission Schweiz
Tel. +41/32/661'16'16
E-Mail: hreist@bluewin.ch

Yves Schumacher
ys'c Communication
8700 Küsnacht
Tel. +41/1/991'14'14
E-Mail: yves.schumacher@ysc.ch

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