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SNF: Bild des Monats Februar 2007: Grundlagenforschung für die Behandlung angeborener Herzfehler

SNF: Bild des Monats Februar 2007: Grundlagenforschung für die Behandlung angeborener Herzfehler
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Bern (ots)

Bild und Text unter: http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?
type=obs
Lebende Herzklappen aus körpereigenen Stammzellen
Manche Kinder mit einem angeborenen Herzfehler sind nach der Geburt 
auf eine Herzklappen-Prothese angewiesen. Mit Unterstützung des 
Nationalen Forschungsprogramms "Implantate und Transplantate" ist es 
einem Team am Zürcher Universitätsspital nun gelungen, aus 
Stammzellen, die aus menschlichem Fruchtwasser gewonnen wurden, 
funktionsfähige, lebende Herzklappen zu züchten. Diese haben den 
Vorteil, nach der Implantation mit dem Körper mitwachsen zu können.
„Wir machen uns die Mittel der Natur zu eigen, um Kindern mit 
schweren Herzfehlern zu helfen“, sagt Simon P. Hoerstrup, Leiter der 
Forschung für Regenerative Medizin und Herz- und Gefässchirurgie am 
Universitätsspital Zürich. Sein Ziel ist es, in einigen Jahren 
lebende Herzklappen-Prothesen bereit zu stellen, die mit Hilfe des 
„Tissue Engineering“ – der Züchtung von Gewebe im Labor – aus 
körpereigenen Stammzellen gewonnen werden. Unterstützt wurden seine 
Arbeiten vom Nationalen Forschungsprogramm "Implantate und 
Transplantate" (NFP 46) des Schweizerischen Nationalfonds.
Etwa ein Prozent der Kinder wird mit einem Herzfehler geboren, zum 
Teil mit schweren Missbildungen der Herzklappe. Normale Herzklappen 
sind aus filigranen Schichten stabiler und elastischer 
Bindegewebefasern aufgebaut und sorgen dafür, dass das Blut in die 
richtige Richtung fliesst. Eine gestörte Herzklappenfunktion kann zu 
einer gefährlichen Belastung des Herzmuskels führen, die unbehandelt 
mit der Zeit tödlich sein kann. Bisher werden fehlerhafte 
Herzklappen durch Prothesen ersetzt, die entweder aus Kunststoffen 
oder biologischem Material tierischen oder menschlichen Ursprungs 
hergestellt werden. Die Herzklappen aus biologischem Material haben 
jedoch nur eine begrenzte Lebensdauer, während die 
Kunststoff-Prothesen mit einem erhöhten Risiko für lebensgefährliche 
Blutungen und Blutgerinnsel verbunden sind. Das grösste Problem für 
Kinder mit angeborenen Herzklappenfehlern ist, dass die heute 
erhältlichen Prothesen nicht mit dem Herz mitwachsen. Zum Teil sind 
deshalb mehrere Operationen notwendig, mit einem zunehmenden Risiko 
für schwere Komplikationen.
Diese Kinder brauchen deshalb Prothesen, die mitwachsen können, den 
hohen Belastungen im Blutkreislauf standhalten und vom Körper gut 
akzeptiert werden. Dazu eignet sich am besten lebendes, 
körpereigenes Gewebe. Das Zürcher Forschungsteam hat Herzklappen aus 
so genannten fetalen Vorläuferzellen des ungeborenen Kindes 
gezüchtet, die natürlicherweise im Fruchtwasser vorkommen. Diese 
sind gut vermehrbar, so dass wenige Milliliter der 
Gebärmutterflüssigkeit reichen, um die nötige Menge Zellen für die 
Herstellung einer kompletten Herzklappe zu gewinnen. Die Entnahme 
mit einer Spritze durch die Bauchdecke (Amniozentese) ist heute 
bereits Routine bei genetischen Untersuchungen des ungeborenen 
Kindes.
In Versuchen, die sie im November 2006 am Kongress der American 
Heart Association in Chicago vorstellten, gewannen Hoerstrup und 
seine Mitarbeitenden aus menschlichem Fruchtwasser zwei Typen von 
Stammzellen, die dann in Schichten auf ein herzklappenförmiges 
Gerüst aufgetragen wurden. Das Gerüst bestand aus biologisch 
abbaubaren Materialien, wie sie unter anderem für chirurgisches 
Nahtmaterial verwendet werden. Die Stammzellen wurden mit Hilfe von 
Wachstumsfaktoren und Nährstoffen zur Vermehrung und Ausbildung 
fertiger Zellschichten gebracht. Später wurden die heranwachsenden 
Herzklappen in einem kleinen, künstlichen Kreislaufsystem 
physiologischen Bedingungen ausgesetzt, wie sie im Körper des Fötus 
herrschen, damit sie an Kraft, Dicke und Funktionsfähigkeit 
gewannen. Das Grundgerüst baute sich innert weniger Wochen 
biologisch ab, so dass am Ende körpereigene, lebende Herzklappen zur 
Verfügung standen.
Das Zürcher Team hat sich in den bisherigen Experimenten mit dem 
Ersatz der so genannten Pulmonalklappe beschäftigt, die zwischen dem 
Herzen und der zur Lunge führenden Arterie liegt. Es wird allerdings 
noch eine Weile dauern, bis solche Herzklappen einem menschlichen 
Baby eingepflanzt werden. Immerhin haben die bisherigen 
Untersuchungen – sie wurden statt mit Stammzellen noch mit 
vollständig differenzierten Körperzellen durchgeführt – bereits 
gezeigt, dass sich die gezüchteten Ersatzklappen in Zellstruktur, 
Aufbau und Dicke den natürlichen Vorbildern angleichen. In einem 
weiteren Versuch erhielten 14 Schafe Blutgefäss-Stücke eingepflanzt, 
die nach den gleichen Prinzipien aus Schafzellen hergestellt worden 
waren. Diese passten sich dem normalen Herzgewebe an und wuchsen im 
Durchmesser innert zwei Jahren um 30 Prozent, was dem normalen 
Tierwachstum entspricht. Ein Teil der Schafe wird nun für mindestens 
zwei weitere Jahre beobachtet, um die Funktionsfähigkeit der 
Prothesen zu prüfen.
Mit der Präsentation ihrer Resultate in Chicago haben Hoerstrup und 
sein Team einiges Aufsehen erregt. Der Spezialist möchte aber keine 
falschen Erwartungen schüren: „Bis die Methode reif zur Anwendung 
ist, vergehen noch einige Jahre.“ Zuerst muss der Sprung vom 
Tiermodell zum Menschen geschafft, dann die komplexe Technik 
standardisiert werden. Das stärkste Argument zugunsten des Tissue 
Engineering liegt für Hoerstrup in der Nachhaltigkeit: Nach der 
Einpflanzung sollten keine weiteren Operationen und Medikamente mehr 
notwendig sein. Das verhindere Krankheits- und Todesfälle, erhöhe 
die Lebensqualität und sei kosteneffizient, sagt der Zürcher 
Forscher.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Simon P. Hoerstrup
Abteilung Forschung
Departement Chirurgie
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
CH-8091 Zürich
Tel. + 41 (0)44 255 38 01
Fax + 41 (0)44 255 43 69
E-Mail:  simon_philipp.hoerstrup@usz.ch
Text und Bild dieser Medieninformation können auf der Nationalfonds-
Homepage abgerufen werden http://www.snf.ch/medienmitteilung

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