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Sucht Schweiz Welttag ohne Tabak am 31. Mai - Neutrale Packungen als Signal

Lausanne (ots)

Die Raucherquote in der Schweiz stagniert, und dies im Gegensatz zur Mehrheit der Industrieländer. So bleibt es hierzulande bei 9500 Toten pro Jahr. Während in der Schweiz Werbeeinschränkungen heftig bekämpft werden gehen andere Länder mit der Einführung von neutralen Zigarettenpackungen bereits einen Schritt weiter. Diese sind das diesjährige Thema des Welttags ohne Tabak der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Positive Erfahrungen in Australien

Die Quote der täglich Rauchenden ist in Australien auf ein historisches Tief von 12,8% gefallen, was eine Halbierung innert 20 Jahren darstellt. Dies wurde mit Massnahmen(1) wie rauchfreien Restaurants, Steuererhöhungen, Warnbildern auf Zigarettenpackungen sowie einem generellen Werbeverbot erreicht. Seit 2012 werden zudem Tabakprodukte in neutralen Einheitspackungen verkauft.

Die Einheitspackungen verdeutlichen, dass es sich bei Tabakprodukten nicht um ein gewöhnliches Konsumgut handelt, sondern um ein Produkt mit gefährlichen Konsequenzen für die Gesundheit. Damit wird ein wichtiges gesellschaftliches Signal gesetzt. Ein Bericht der australischen Regierung(2) wertet die Einführung der Einheitspackungen als Erfolg: Vor allem junge Menschen, die stärker auf das Image reagieren, haben seither nach Umfragen einen schlechteren Eindruck(3) von Zigaretten und schätzen deren Schädlichkeit realistischer(4) ein. Viele von ihnen empfinden die Zigarette als weniger genussvoll seit die Verpackung nur noch in düsterem braun mit Warnbildern gehalten ist. Deshalb haben seither mehr Menschen den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören(5) und Rauchstoppzentren verzeichnen einen nachweislich stärkeren Zulauf(6).

Die Befürchtungen der Tabakindustrie haben sich im Übrigen nicht bewahrheitet: Weder wurden mehr Zigaretten illegal importiert(7) oder hergestellt noch hat eine schwächere Markenbindung zu einem Run auf die billigsten Zigaretten und damit zu einem Preiszerfall(8) (mit entsprechendem Mehrkonsum) geführt.

Weitere Länder in den Startlöchern

Eine Klage der Zigarettenindustrie gegen Australien wurde von einem Handelsschiedsgericht Ende des letzten Jahres abgewiesen. Auch eine entsprechende Beschwerde gegen eine EU-Richtlinie, welche die Einheitspackungen ermöglicht, wurde vom europäischen Gerichtshof Anfang Mai abgelehnt.

Bereits letztes Jahr haben die Parlamente in Frankreich, Grossbritannien und Irland die Einführung von neutralen Packungen beschlossen. Nachdem letzte Klagen innerhalb dieser Länder abgewiesen worden sind dürfen an die Märkte von Frankreich und Grossbritannien seit dem 20. Mai 2016 nur noch neutrale Packungen geliefert werden. Es gilt aber je nach Land eine mehrmonatige bis einjährige Frist für den Abverkauf der Vorräte.

Die Idee zieht inzwischen weitere Kreise (9): So ist ein entsprechendes Gesetz in Neuseeland in der parlamentarischen Beratung und sollte noch dieses Jahr verabschiedet werden. In Ländern wie Kanada, Singapur, Malaysia, Schweden, Norwegen, Finnland, Ungarn, Türkei und Südafrika haben die Regierungen Pläne für neutrale Packungen publik gemacht.

Und die Schweiz? Neutrale Packungen sind vom Bundesrat im Jahr 2014 bereits abgelehnt worden. Im aktuell vorgeschlagenen Tabakproduktegesetz finden sich nur das Abgabealter von 18 Jahren sowie einige Werbeeinschränkungen. Aber bereits gegen diese laufen mächtige Interessengruppen Sturm. Ohne solche Massnahmen, die in praktisch allen Industriestaaten längst eingeführt sind, wird die Raucherquote hierzulande weiterhin stagnieren und die Schweiz im internationalen Vergleich weiter zurückfallen (10). Australien hingegen hat seine Raucherquote innert 20 Jahren praktisch halbiert und gezeigt, dass die Massnahmen funktionieren. Warum nicht von ihnen lernen?

Pädagogisches Heft für Lehrpersonen der Oberstufe zur Tabakprävention Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz hat Sucht Schweiz das pädagogisches Heft "Tabakanbau, Tabakprodukte und die Strategien der Tabakindustrie"(11) überarbeitet und soeben neu herausgegeben. Das Heft enthält didaktische Vorschläge und ermöglicht einen kritischen Blick auf die Tabakprodukte und das Tabakmarketing, dem die Jugendlichen ausgesetzt sind.

(1)www.health.gov.au/internet/main/publishing.nsf/Content/tobacco-kff
(2)www.health.gov.au/internet/main/publishing.nsf/Content/tobacco-kff
(3)http://tobaccocontrol.bmj.com/content/24/Suppl_2/ii17
(4)http://tobaccocontrol.bmj.com/content/24/Suppl_2/ii42
(5)www.health.gov.au/internet/main/publishing.nsf/Content/tobacco-kff
(6)http://ots.de/Wl6YH
(7)http://tobaccocontrol.bmj.com/content/24/Suppl_2/ii76
(8)http://tobaccocontrol.bmj.com/content/24/Suppl_2/ii66
(9)http://ots.de/0WeAc  
(10)http://ots.de/ScQ9F  
(11)http://ots.de/ScQ9F

Sucht Schweiz ist ein nationales Kompetenzzentrum im Suchtbereich und Collaborating Center der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie betreibt Forschung, konzipiert Präventionsprojekte und engagiert sich in der Gesundheitspolitik. Das Ziel unserer NGO ist, Probleme zu verhüten oder zu vermindern, die aus dem Konsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen oder durch Glücksspiel und Internetnutzung entstehen. Mehr als 200`000 Personen unterstützen unsere NGO.

Umfassende Informationen zu Sucht Schweiz finden Sie auf unserer Website www.suchtschweiz.ch

Die vorliegende Medienmitteilung finden Sie hier: http://www.suchtschweiz.ch/aktuell/medienmitteilungen/

Kontakt:

Monique Portner-Helfer
Mediensprecherin
mportner-helfer@suchtschweiz.ch
Tel.: 021 321 29 74

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