Welt-Aids-Konferenz Bangkok: Prävention wieder im Vordergrund
15.07.2004 – 12:35
Zürich/Bangkok (ots)
Die Aids-Hilfe Schweiz zieht eine positive Bilanz der 15. Welt-Aids-Konferenz. Die Veranstaltung, die morgen in Bangkok zu Ende geht, hat bestätigt, dass die Schweizer Präventionsstrategien - namentlich die Kampagnen für die Kondomverwendung und der Schadenminderungs-Ansatz bei den Drogenkonsumierenden - für jene Länder Modellcharakter haben, die heute besonders stark von der Epidemie betroffen sind.
Thailand ist nach Kambodscha das am stärksten von der Aids-Epidemie betroffene Land Asiens. Bei den Drogenkonsumierenden wird die HIV-Prävalenz auf 50 Prozent geschätzt. Jetzt will das Land von seiner Null-Toleranz-Strategie gegenüber den Drogenkonsumierenden wieder abrücken, wie der thailändische Premierminister zum Auftakt der Veranstaltung sagte. Damit wird eine Politik der Schadensminderung auf die Agenda gesetzt, welche die Betroffenen nicht als Kriminelle, sondern als Patienten behandelt. Die Ankündigung Thailands bestätigt die in der Schweiz seit Beginn der Epidemie verfolgte Präventionspolitik, dank der die Neuinfektionen bei Drogenkonsumierenden stark reduziert werden konnten. Die Aids-Hilfe Schweiz betrachtet diese Änderung der Strategie in einem stark von HIV und Aids betroffenen Land als eine Bestätigung des Weges, der in der Schweiz schon seit Beginn der Epidemie mit der Abgabe sauberer Spritzen und der Nähe zu den Betroffenen eingeschlagen wurde. Die Aids-Hilfe Schweiz wünscht, dass die Schweiz die Schadenminderungspolitik, die an dieser Welt-Aids-Konferenz von den Fachleuten ausdrücklich begrüsst wurde, beibehalten und im Betäubungsmittelgesetz nachhaltig verankert wird.
Im Weiteren wurde an der Konferenz die Politik der US-amerikanischen Regierung und anderer Staaten kritisiert, die statt auf das Präservativ auf eine Propaganda für sexuelle Abstinenz und Treue setzen. Verschiedene Organisationen nannten diese Strategie "verantwortungslos" oder gar "kriminell", speziell im Hinblick auf die Realität von Frauen, die ihre Sexualpartner häufig nicht selbstbestimmt auswählen könnten. Nötig sind daher Gelder für Präventionsmittel, die von Frauen kontrolliert werden können (Femidom, Mikrobizide).
Mit der Forderung "Access for all", "Zugang für alle", macht die Welt-Aids-Konferenz einen wichtigen Schritt über das Anliegen der letzten Konferenz von Barcelona vor zwei Jahren hinaus, wo der Aufruf im Zentrum stand, endlich zu handeln. Am Anlass in Bangkok sind bedeutende Beiträge an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria angekündigt worden, die dazu beitragen sollen, mehr Menschen den Zugang zu den Therapien zu ermöglichen. (Derzeit haben in Afrika schätzungsweise 150'000 Menschen Zugang zu den Kombinationstherapien; die Zahl der HIV-Positiven in Afrika beträgt indes 26 Millionen.) Ausserdem müssen auch die Aktivitäten in der Prävention wieder ganz oben auf die Agenda gesetzt werden, denn jede verhinderte Infektion bedeutet einen Erfolg im Kampf gegen das Virus. Die Aids-Hilfe Schweiz erwartet von den Schweizer Behörden eine Aufstockung der Beiträge an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Zudem müssten die in der Schweiz in die Aids-Bekämpfung investierten Gelder wieder erhöht werden, fordert die Aids-Hilfe Schweiz.
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