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Erster Womo-Index: Kosten für Wohnen und Auto gehen durch die Decke

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27.03.2024 – 00:30  comparis.ch AG    [newsroom]

Medienmitteilung

Neuer Comparis-Womo-Preisindex

Erster Womo-Index: Kosten für Wohnen und Auto gehen durch die Decke

Comparis lanciert den neuen Womo-Preisindex: Er misst die Teuerung in den Bereichen Wohnen und Mobilität. «Damit wird erstmals ersichtlich, wie sich die Preise in jenen Bereichen der Konsumausgaben entwickelt haben, für die die Bevölkerung mit am meisten Geld ausgibt», sagt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert. Im Februar 2024 wurden Güter und Dienstleistungen im Womo-Preisindex gegenüber dem Vorjahresmonat um satte 1,6 Prozent teurer. «Preisanstiege bei Wohnen und Mobilität sind besonders schmerzhaft, weil die Leute nicht einfach schnell die Wohnung oder den Arbeitsort wechseln können», so Renkert.

Zürich, 27. März 2024 – Der neu vierteljährlich erscheinende Comparis-Womo-Preisindex soll zeigen, wie sich die Teuerung in den Bereichen Wohnen und Mobilität (Womo) entwickelt hat. Im Sektor Wohnen werden etwa die Entwicklung der Mieten sowie die Preise von Strom und Möbeln beigezogen. Im Bereich Mobilität sind es die Preise für Benzin oder Diesel, fürs Auto oder für die Tickets im öffentlichen Verkehr.

«Wohnen und Mobilität machen bei einer durchschnittlichen Familie in der Schweiz rund 40 Prozent im Budget für den täglichen Konsum aus. Darum sind Preisveränderungen hier besonders schmerzhaft», sagt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert. Weil die meisten Mietverhältnisse auf dem zuletzt gestiegenen hypothekarischen Referenzzinssatz des Bundes basieren, ist bereits vielen Mieterinnen und Mietern eine Mietzinserhöhung ins Haus geflattert. «Deshalb ist es sinnvoll, die Bereiche Wohnen und Mobilität gesondert zu untersuchen», sagt Renkert.

Deutlich höherer Preisanstieg bei Wohnen und Mobilität als im Durchschnitt

Laut dem Womo-Preisindex sind im Februar 2024 die Preise für Wohnen und Mobilität in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat bereits um 1,6 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) des Bundesamtes für Statistik (BFS), der einen repräsentativen Warenkorb von über 1’000 Waren und Dienstleistungen abdeckt, stieg nur um 1,2 Prozent*. «In dieser breiten Betrachtung wird der Anstieg bei den Mieten aber zu wenig berücksichtigt», so Renkert.

Ein Anstieg des Womo-Preisindex um 1,6 Prozent heisst konkret: Wenn eine Familie im letzten Jahr für die Wohnungsmiete monatlich 2’500 Franken, fürs Auto 1’000 Franken und für die ÖV-Tickets 200 Franken ausgegeben hat, sind die Kosten gegenüber Vorjahr um knapp 60 Franken gestiegen. Auf das ganze Jahr gesehen macht das allein für Wohnen und Mobilität Mehrkosten von 710 Franken aus.

Auch gegenüber November 2023 sind die Preise im Schweizer Comparis-Womo-Preisindex in den letzten 3 Monaten gestiegen, nämlich um 1,2 Prozent (LIK: plus 0,9 Prozent*).

Den vierteljährlich erscheinenden neuen Womo-Preisindex misst Comparis in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH. Daneben berechnet und publiziert Comparis gemeinsam mit der KOF weiterhin auch den Comparis-Konsumentenpreisindex, der die gefühlte Inflation bei Gütern des Alltags misst und bei dem träge Konsumposten wie eben Mieten oder dauerhafte Güter ausgeklammert werden.

Mietpreissteigerungen schlagen sich immer mehr in Inflation nieder

Da die Hypothekenzinsen in den letzten 2 Jahren markant gestiegen sind, erhöhte sich im Juni letztes Jahr erstmals seit langer Zeit der hypothekarische Referenzzinssatz – und zwar von 1,25 auf 1,50 Prozent. Bei Mietverträgen mit 1,25 Prozent Referenzzinssatz und bei Mieterhaushalten, die vorherige Mietpreissenkungen geltend gemacht haben, hatte die Vermieterschaft das Recht, die Mietzinsen um 3 Prozent zu erhöhen. Ausserdem konnten 40 Prozent der aufgelaufenen Teuerung als Inflationsausgleich und pauschal 0,5 Prozent pro Jahr als allgemeine Kostensteigerungen hinzukommen. Das führte bereits zu ersten Mietzinserhöhungen, die im letzten November ausgewiesen wurden.

Im Dezember 2023 folgte bereits die zweite Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes auf 1,75 Prozent. «Von der zweiten Erhöhung des Referenzzinssatzes dürften erheblich mehr Haushalte betroffen sein als von der ersten. Die im April anstehenden Mietpreissteigerungen dürften sich im Mai in den offiziellen Inflationsraten deutlich stärker niederschlagen», warnt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert. Auch beim Womo-Index rechnet Renkert mit einem weiteren Anstieg.

Zwei Zinsschritte: Miete steigt massiv

Wer bis vor zwei Jahren monatlich 2’500 Franken Miete bezahlt hat, muss nun aufgrund des zweimal gestiegenen Referenzzinssatzes sowie der allgemeinen Teuerung unter Umständen 2’750 Franken Miete bezahlen, was einem Anstieg um 10 Prozent entspricht. Das sind Mehrausgaben von 3’000 Franken im Jahr. «Die erhöhten Mietpreise reissen in vielen Haushalten ein Loch ins Budget», sagt der Comparis-Experte.

Die durchschnittlichen Mieten sind in den letzten Jahren gesamtschweizerisch kontinuierlich gestiegen. «Wer hingegen in grossen Städten wie Zürich und Genf eine neue Wohnung sucht, sieht sich seit Jahren mit überdurchschnittlich stark steigenden Mieten konfrontiert», erklärt Renkert. Zudem hätten die sinkenden Leerstandsquoten die Situation noch verschärft.

Stärkster Preisanstieg gegenüber Vorjahresmonat

Im Besonderen für Elektrizität mussten Herr und Frau Schweizer deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen als noch vor einem Jahr. Der Preis stieg um 17,8 Prozent*. Kein anderes Produkt hat sich gemäss der Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich stärker verteuert.

Um 3,7 Prozent* gestiegen sind auch die Preise in der laufenden Haushaltsführung für Verbrauchsmaterial. In diese Kategorie gehören beispielsweise Aufbewahrungsbeutel, Klebstoffe und Einweggeschirr. Das ist Rang 2 in der Teuerungs-Hitparade. Der Preisanstieg für den öffentlichen Verkehr (plus 3,3 Prozent*) war der drittstärkste. Auf Rang 4 und 5 folgen andere Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung und Wohnungsmiete mit plus 3,3 Prozent* bzw. 2,8 Prozent*.

Stärkster Preisrückgang gegenüber Vorjahresmonat

Vor 12 Monaten bezahlten Konsumierende für Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) mehr als im Februar 2024. Gemäss der Comparis-Analyse sind die Preise im Vorjahresvergleich um 6,8 Prozent gesunken. «Die Lage auf den Energiemärkten hat sich entspannt, nicht zuletzt wegen des relativ warmen Winters», erklärt Renkert.

Auto-Occasionenmarkt hat sich entspannt

Am zweitstärksten vergünstigten sich die Preise von Occasionsautos, sie lagen 4,8 Prozent* tiefer als noch im Februar 2023. «Die Preise für Gebrauchtwagen sind in der Zeit vor Corona aufgrund starker Konkurrenz und verbesserter Technologie laufend gefallen. Erst die Lieferengpässe aufgrund der Corona-Pandemie führten zu höheren Materialkosten und teilweise starken Verzögerungen in der Produktion und bei der Auslieferung von neuen Autos. Die Folge waren stark steigende Preise bei den Neuwagen, aber auch bei den Occasionsautomobilen. Zwischenzeitlich hat sich die Situation entspannt und die Preise fallen seit einem Jahr wieder kontinuierlich», erklärt Renkert.

Weiter gesunken sind die Preise auch für kleine elektrische Haushaltsgeräte (minus 4,3 Prozent*), Wohnzimmer- und Büromöbel (minus 3,7 Prozent*) sowie Einrichtungszubehör (minus 3,0 Prozent*).

Stärkste Zunahme in den letzten 20 Jahren

Gemäss Comparis-Berechnungen hat sich in den vergangenen 20 Jahren Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme) trotzdem am meisten verteuert. Der Preis ist seit Februar 2004 durchschnittlich um 159,7 Prozent gestiegen.

Auf Rang 2 und 3 der Langzeit-Teuerungs-Top-5 von Comparis liegen Elektrizität und Treibstoff mit plus 50,9 Prozent bzw. plus 35,8 Prozent.

Auch Wartung und Reparatur von privaten Verkehrsmitteln (plus 34,1 Prozent) und Wohnungsmiete (plus 29,6 Prozent) wurden für Konsumentinnen und Konsumenten deutlich teurer.

Höchste Teuerung bei Einpersonenhaushalten ab 65 Jahren

Die höchste Teuerung bei Wohnen und Mobilität erlebten in den letzten 12 Monaten Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

«Das durchschnittliche Einkommen bei Einpersonenhaushalten ab 65 Jahren ist im Vergleich zu den anderen Haushaltstypen am geringsten. Daher fallen Kostensteigerungen bei Miete und Elektrizität besonders stark ins Gewicht», erklärt Renkert.

Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Paare unter 65 Jahren ohne Kinder prozentual am wenigsten von der Teuerung. Mit einem Indexstand von 110,6 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den letzten 12 Monaten 1,4 Prozent betragen.

Haushalte in der tiefsten Einkommensklasse spüren die Inflation am meisten

Betrachtet man das Einkommen, hat sich das Leben im Vergleich zum Vorjahr für die tiefste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um 2,1 Prozent gestiegen.

Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die höchste Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 1,4 Prozent gestiegen.

«Mieterhaushalte, die bereits im letzten Jahr von einer Mietzinserhöhung betroffen waren, müssen sich neben weiter steigenden Stromkosten in diesem Jahr mit weiteren möglichen Mietpreiserhöhungen herumschlagen. Gerade einkommensschwache Haushalte leiden unter dieser Entwicklung besonders stark, da sie prozentual deutlich mehr Geld für Wohnungsmieten ausgeben als einkommensstarke Haushalte», meint Renkert.

Höchste Teuerung in der italienischen Schweiz

Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die italienische Schweiz verzeichnete mit plus 1,7 Prozent die höchste Teuerung im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar stieg das Preisniveau gegenüber dem November in den letzten 3 Monaten um 1,6 Prozent.

Die vergleichsweise tiefste Teuerung gegenüber dem Vorjahr hatten die Deutschschweiz und die rätoromanische Schweiz mit plus 1,6 Prozent. Im Vergleich zu vor 3 Monaten wurde dort das Leben im Februar um 1,1 Prozent teurer.

Manches wurde in den letzten 20 Jahren viel billiger

Obwohl es den Anschein macht, dass das Leben gerade generell teurer wird, täuscht der Eindruck teilweise. Verschiedene Dinge wurden in den letzten 20 Jahren sogar massiv billiger. Allen voran sind es kleine elektrische Haushaltsgeräte mit einer durchschnittlichen Verbilligung von 35,6 Prozent. Auch Occasionsautomobile wurden 23,4 Prozent günstiger. Grosse elektronische Haushaltsgeräte kommen Konsumentinnen und Konsumenten heute 21,5 Prozent billiger. Auch motorbetriebene Werkzeuge für Haus und Garten sowie Fahrräder und Elektrofahrräder wurden seit Februar 2004 um 18,5 Prozent respektive 7,9 Prozent erschwinglicher.

«Technologischer Fortschritt, zunehmende Preistransparenz und kostengünstige Produktionsverlagerung ins Ausland führten in der Vergangenheit zu stark fallenden Preisen bei den technischen Geräten», sagt Renkert.

*Comparis-Womo-Preisindex

Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1’050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12 Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und Konsumenten

Der Comparis-Womo-Preisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die Inflation ausschliesslich in den Bereichen Wohnen und Mobilität ab. Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt. Weiter wird ein geglätteter 20-Jahre-Preisvergleich berechnet sowie eigene Berechnungen für vereinzelte Produktgruppen angestellt. Wichtiger Hinweis: Mit einem (*) gekennzeichnete Zahlen wurden vom Bundesamt für Statistik (LIK/BFS) direkt berechnet respektive beruhen auf den Zahlen des LIK/BFS.

Die Datengrundlage für den Comparis-Womo-Preisindex besteht aus dem Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).

Weitere Informationen:

Dirk Renkert
Finanz-Experte
Telefon: 044 360 53 91
E-Mail: media@comparis.ch
comparis.ch/hypoplus

Über comparis.ch

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