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Den Wandel beschleunigen, Kommentar zur Allianz von Michael Flämig

06.05.2015 – 20:15 

Frankfurt (ots) -

Welch' ein Fest zum Abschied von Michael Diekmann! Die Börse hat die Aktie der Allianz am letzten Arbeitstag des Vorstandsvorsitzenden zum Tagessieger im Deutschen Aktienindex gemacht. Mit dem aktuellen Kurs rangiert das Papier zwar nicht in Reich-, aber doch in Blickweite des Niveaus kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Der gestrige Tag brachte aber noch eine andere kapitalmarktrelevante Neuigkeit für den Weltmarktführer. JP Morgan hat den Versicherer nicht nur auf "Untergewichten" herabgestuft - dies wäre gesichtswahrend noch mit der jüngsten Rally zu begründen gewesen. Die Analysten senkten sogar das Kursziel so weit, dass es satte zehn Euro unter dem aktuellen Wert liegt.

Wie passen die beiden News zusammen? Ganz einfach: Der Kursanstieg huldigt der Vergangenheit, während die Herabstufung die Zukunft widerspiegelt. Denn die Börse - wenngleich sie nach vorne schauen sollte - reagierte mit dem Kurssprung auf die Allianz-Zahlen für die Monate Januar bis März. Mehr noch: In der Anerkennung für den Gewinn- und Umsatzanstieg im ersten Quartal kumuliert ein Vertrauen, das Diekmann in seiner Amtszeit aufbauen konnte. Durch Leistung, denn: Die Allianz hält in puncto Umsatz und operativem Gewinn seit nunmehr fünf Jahren den Spitzenplatz in der Branche weltweit. Sie ist in der Schaden- und Unfallversicherung unangefochtener Weltmarktführer, auch im der Kreditversicherung und im Assistance-Geschäft marschieren die Münchner voran. Ihre Macht illustriert ein Vergleich, den Diekmann auf der Hauptversammlung wählte: Der Allianz-Umsatzanstieg 2014 ist höher als der Gesamtumsatz bei den meisten europäischen Versicherern.

Die Herabstufung durch JP Morgan dagegen zeigt in die Zukunft. Denn mit dem jüngsten Zusammenbruch der Zinssätze wächst der Druck auf die Allianz-Sparte Lebensversicherung. Aktuelle Erfolge mögen das Problem noch überdecken. Aber die Neugeschäftsmarge, die künftige Gewinne widerspiegelt, liegt mittlerweile so niedrig wie wohl seit dem Jahr 2009 nicht mehr.

Wie lassen sich die Erfolge der Vergangenheit ummünzen in eine Währung, die in der Zukunft zählt? Die Allianz muss mit dem Pfund ihrer Finanzkraft wuchern, um den Wandel zu beschleunigen. So sollte die Produktpalette mit Garantieversprechen schneller abschmelzen, die Digitalisierung ist noch konsequenter voranzutreiben. Die Allianz kann sich mit ihrer Finanzkraft den Umbau von Geschäftsmodellen leichter leisten als die Konkurrenz. Dieser Mittelabfluss gefällt nicht jedem Aktionär. Das Umfeld lässt aber keine Wahl.

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