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Von wegen Express, Kommentar zum Vorstoß von Fedex auf Europas Logistikmarkt von Walther Becker

07.04.2015 – 20:10 

Frankfurt (ots) -

Wenn der Postmann zweimal klingelt, wird es spannend. Gerade, weil es jetzt ein anderer Zusteller ist, der an der Tür steht. Expressdienstleister Fedex will seine Position auf dem europäischen Markt ausbauen. Die Amerikaner nehmen 4,4 Mrd. Euro in die Hand, um die niederländische TNT zu akquirieren, die binnen vier Jahren vornehmlich eins lieferte: Verluste. Und zwar summa summarum knapp 700 Mill. Euro.

Diesmal sieht es für den noch unangefochtenen Branchenprimus Deutsche Post DHL schlechter aus als vor drei Jahren. Denn UPS, der erste Postmann aus Amerika, der in den Niederlanden 2012 geklingelt hatte, wurde von dem Brüsseler Wachhund weggebissen. Fedex, die jetzt zum Angriff auf den Dax-Konzern bläst, ebenfalls zu vergraulen, dürfte schwerfallen. Denn erstens ist Fedex bisher im europäischen Oligopol aus DHL, UPS und TNT der mit Abstand kleinste Spieler. Und hat insofern auch geografisch die größten Möglichkeiten zu expandieren, wobei mit einer Börsenbewertung von 54 Mrd. Dollar, sprudelndem Cash-flow und dem Niedrigzinsumfeld die Finanzierung kein größeres Thema ist.

Zweitens kommen sich Bieter und Zielgesellschaft auf den Verkehrswegen nicht in die Quere: TNT ist stark auf der Straße in Europa, Fedex mit der global größten Cargo-Flotte Nummer 1 weltweit in der Luft. Insofern haben trotz des Scheiterns von UPS in der Vergangenheit Fedex und TNT keine schlechten Karten. Wohl aber Kunden, die mit der Übernahme eine Alternative verlieren.

Aus Investorensicht passt das Orange der Holländer besser zum Lila-Orange von Fedex als zum UPS-Braun. So könnte Brüssel - auch wenn die "gelbe" Post die EU munitionieren dürfte - den aktuellen Deal durchwinken. UPS ist raus aus dem Monopoly-Spiel und die Deutsche Post ihrer Marktanteile wegen ebenso. Mit einem Gegenangebot ist daher kaum zu rechnen. Insofern müssen die Rivalen dem transatlantischen Treiben von der Seitenlinie aus zuschauen. Der Post wächst so ein zweiter finanzkräftiger Verfolger vor der eigenen Haustür heran.

Der angekündigte Deal kann nicht überraschen, wohl aber der Zeitpunkt. Fedex hat lange gewartet mit ihrem "Smart Move" - von wegen Express! Und das aus gutem Grund: Jetzt können die Amerikaner den starken Dollar nutzen. Und aufgrund der operativen Probleme ist die Bewertung von TNT immer weiter abgerutscht. Insofern relativiert sich auch die Prämie von 33 Prozent. Die Offerte entspricht, Währungsveränderungen eingerechnet, einem Abschlag von 30 Prozent zum früheren UPS-Angebot.

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