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Alles andere als normal, Kommentar zur DZ Bank von Bernd Wittkowski

04.03.2015 – 20:15 

Frankfurt (ots) -

Nicht schlecht! Um mit dem Vorsteuerergebnis, wie im Vorjahr, außer dem Peloton sogar den Branchenführer zu übertreffen, hat es für die DZ Bank 2014 zwar nicht ganz gereicht (sofern bei der Deutschen Bank bis zur Bilanzfeststellung nicht noch Korrekturbedarf hochkommt). Aber 2,9 Mrd. Euro bedeuten für die Zentrale der Kreditgenossen nicht nur eine weitere Bestmarke, sondern sind obendrein nicht allzu weit weg vom Doppelten jenes Betrages, den Bankchef Wolfgang Kirsch schon früher als Ertragsziel unter "Normalbetrieb" definiert hat. Wobei die heutigen Rahmenbedingungen alles Mögliche sein mögen, nur nicht normal: Null- und Negativzinsen, Liquiditätsflut, regulatorischer Overkill, Griechenland, Ukraine, extrem freizügiges Rechtsverständnis in Österreich und Ungarn, um nur wenige Beispiele zu nennen. Kein Wunder jedenfalls, dass Kirsch die Latte für 2015 deutlich tiefer legt.

Gewiss haben zuletzt die auf gut 1 Mrd. Euro veranschlagten positiven Sondereffekte mitgeholfen. Man sollte diese Ausreißer indes nicht überbewerten. Was heißt überhaupt Sondereffekte? "Normalität" gab es gerade bei Banken eigentlich noch nie. Irgendwas ist immer "besonders". Hohe Wertaufholungen im Anleihenbestand sind so wenig normal, wie es zuvor die entsprechenden Abschreibungen waren. Dass die DZ Bank tolle Töchter hat wie R+V und Union Investment, geht derweil - auch wenn sie diesmal "besonders" prächtig verdient haben - nicht ohne Weiteres als Sondereffekt durch. Zudem gäbe es auch negative Abweichungen von der "Normalität": etwa die rückwirkenden Gesetzesänderungen in Ungarn, unter denen die VR Leasing stark gelitten hat. Andererseits gilt mit Blick auf das Systemrisiko Politik gleichermaßen: Es gehört zum ganz "normalen" Bankgeschäft, nur Art und Ort wechseln.

Die DZ Bank ist, wie die gesamte Branche, heute in einem Maße wie seit langem nicht mehr fremdbestimmt von Einflüssen, die sich - wie Bauchentscheidungen von Politikern zur Regulierung - der eigenen Kontrolle entziehen und - wie auch die Politik der EZB und anderer Notenbanken - in weiten Teilen außerhalb einer nachvollziehbaren Rationalität bewegen, mithin kaum kalkulierbar sind. In diesem von außergewöhnlicher Unsicherheit geprägten Umfeld operativ so überzeugend abzuschneiden, wie es der DZ Bank gelungen ist, das ist jenseits des am Rekordergebnis ablesbaren quantitativen Erfolges eine besondere qualitative Leistung, die eben auch alles andere als "normal" ist. Nur ganz wenige Banken werden noch ähnlich exzellente Abschlüsse für 2014 vorlegen.

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