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Wende vollzogen, Kommentar zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn

10.02.2015 – 20:55 

Frankfurt (ots) -

Der Ölpreis hat in den vergangenen zwei Wochen eine bemerkenswerte Erholung erfahren. Gegenüber dem Januartief von 45,19 Dollar je Barrel hat Brent inzwischen rund 30% zugelegt. Am Ölmarkt macht sich bei Anbietern und Finanzinvestoren Zuversicht breit. Dies, so heißt es, könnte die von ihnen erhoffte Preiswende sein.

In der Tat spricht einiges für diese These. Auf jeden Fall hat der Markt seine Dynamik verändert. Der stark nach unten weisende Trend ist gebrochen. Inzwischen ist der Markt auch wieder für Nachrichten empfänglich, die geeignet sein sollten, den Preis zu stützen. So wird die neueste Prognose der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ernst genommen, gemäß der die Nachfrage nach Opec-Öl im laufenden Jahr größer sein soll als bisher gedacht.

Am Dienstag wurden sogar Hinweise ignoriert, die für ein weiterhin üppiges Angebot sprechen. So ließ die Internationale Energieagentur IEA, die die Industriestaaten in Fragen der Energiepolitik berät, in ihrem Mittelfristausblick verlauten, das Wachstum der amerikanischen Schieferölförderung werde von dem gegenwärtigen Preistief kaum berührt. Schieferöl sei weiterhin als Treiber einer kräftigen Angebotsausweitung mindestens bis ins Jahr 2020 zu sehen. Am Markt wurde das mit einem Achselzucken quittiert, der Brent-Preis gab am Dienstag kaum nach. Dazu mag beigetragen haben, dass die IEA in der Vergangenheit eine ausgesprochen schlechte Trefferquote hatte, was ihre Prognosen angeht. Wenig Eindruck hat aber auch gemacht, dass es die Analysten der US-Großbank Citigroup in einer jetzt veröffentlichten Studie für möglich halten, dass der Ölpreis noch bis 20 Dollar je Barrel fallen könnte.

Trotz der Erholung gibt es weiter Faktoren, die die Wende gefährden. So sind insbesondere die US-Lagerbestände in den vergangenen Wochen auf einen Rekordstand geklettert. In den USA ist die Produktion damit immer noch größer als die Nachfrage. Zudem deuten jüngste Konjunkturdaten aus China darauf hin, dass die Konjunktur in Asien nicht rund läuft. Und die Konfrontation zwischen Griechenland und der Rest-EU könnte Schockwellen in ganz Europa auslösen. Somit ist durchaus damit zu rechnen, dass die Erholung von dem einen oder anderen Schwächeanfall unterbrochen wird. Zu viel sollten sich Finanzinvestoren auf keinen Fall erhoffen. Die fundamentale Lage lässt einen Anstieg auf über 70 Dollar derzeit nicht erwarten.

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