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Einrahmen und aufhängen, Kommentar zu den Sparkassen von Bernd Wittkowski

02.02.2015 – 20:40 

Frankfurt (ots) -

Die Sparkassen blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Am Montag haben die Baden-Württemberger als erster Regionalverband über 2014 berichtet. Die Ergebnisse der 53 Institute im Südwesten dürften cum grano salis den bundesweiten Trend vorgeben. Das gilt freilich auch für den Ausblick auf die nächsten Jahre, der von tiefer Skepsis geprägt ist und somit komplett im Kontrast zur unterm Strich bislang erfreulichen Entwicklung steht. Die Sparkassen sollten sich also die 2014er Zahlen einrahmen und das damit gemalte Bild gut sichtbar aufhängen, um sich mit dem Blick darauf in Zukunft an die guten alten Zeiten erinnern zu können. Denn besser werden die Zeiten nicht mehr, sondern wahrscheinlich viel schlechter.

Das vorige Jahr war für die Sparkassen im Ländle unter anderem von zwei bemerkenswerten Rekorden geprägt. Zum einen erreichten die Kundeneinlagen einen Höchstwert - seit der Lehman-Pleite anno 2008 sind sie um ein Viertel gestiegen, obwohl die Öffentlich-Rechtlichen alles andere als Topzinsen zahlen. Allein die Einlagen von Unternehmenskunden legten zuletzt um mehr als 10% zu. "Sicherheit schlägt Zins", sagt Verbandspräsident Peter Schneider. Zum anderen kletterten die Immobilienkredite auf einen Höchststand. Vor allem Privatpersonen investieren in Betongold, als gebe es kein Morgen mehr - aber eben vielfach auf Pump. Tiefzinsen und Krisenangst dürften die Treiber sein.

In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung kommt derweil ein Effekt mit Seltenheitswert zum Tragen: Das Betriebsergebnis der Sparkassen ist nach Bewertung höher als vorher. Es konnte nicht nur Kreditrisikovorsorge aufgelöst werden, sondern obendrein gab es Zuschreibungen bei den Wertpapieren. Nach Steuern konturiert sich so ein fantastischer Ergebnissprung um 37% auf reichlich 1 Mrd. Euro, die ins Eigenkapital wandert.

Dort - und damit kommen wir zu den schlechten Nachrichten - wird man es 2015 und in den Folgejahren dringend gebrauchen können. Denn die Folgen der, so Schneider, "brutalen Niedrigzinspolitik" der EZB für die Zahlenwerke der Sparkassen und Banken sind programmiert und berechenbar. Dieses Geschwür frisst sich - wenn die Zentralbank nicht zur Vernunft kommt - in die Zinsüberschüsse der Institute ebenso unweigerlich hinein wie in die private Altersvorsorge der Sparer und die Anlagen etwa von Versicherungen oder Sozialkassen. Doch dieser Irrsinn kostet auf Dauer nicht nur Ertrag. Er führt auch dazu - da hat Schneider absolut Recht -, dass ganze Geschäftsmodelle, die bisher als stocksolide galten, vor die Hunde gehen.

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