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Weichen stellen, Kommentar zu Volkswagen von Carsten Steevens

06.01.2015 – 21:20 

Frankfurt (ots) -

Für Volkswagen, genauer gesagt für die Hauptmarke VW Pkw läuft es nicht rund in den USA. Das ist nicht neu. Aber jetzt, wo die Automesse von Detroit vor der Tür steht und schon die gerade laufende Konsumelektronikmesse CES in Las Vegas die Aufmerksamkeit immer größerer Teile der Automobilwelt auf den weltweit zweitwichtigsten Pkw-Markt lenkt, rückt die Malaise der Wolfsburger zwischen New York und Los Angeles wieder ins Rampenlicht: Während die Amerikaner dank sinkender Benzinpreise und anziehender Konjunktur so beherzt wie seit Jahren nicht mehr Autos - vor allem modische Geländewagen (SUV) und Pick-up-Kleinlaster - kaufen, verbucht VW einen weiteren Absatzrückgang von rund 10% im abgelaufenen Jahr.

Das schmerzt. Das Problem der verfehlten Modellpolitik in den USA hat der deutsche Branchenprimus längst erkannt, doch eine wirkliche Trendwende wird auch 2015 noch auf sich warten lassen. Die angekündigte große und günstige Geländelimousine, die neue Käuferschichten erschließen soll, kommt erst im kommenden Jahr auf den Markt. 2015 dürfte für die VW-Kernmarke in den USA deshalb zu einem Übergangsjahr, zu einem Jahr weiterer Weichenstellungen wie der Verkürzung von Modellzyklen für Volumenmodelle aus der Passat- und Golf-Familie werden.

Gravierende Schwächen gerade bei seiner Kernmarke kann sich Europas größter Autobauer, der bei Absatz und Rendite an die Weltspitze strebt, nicht leisten. Deshalb wurde Mitte vergangenen Jahres ein 5 Mrd. Euro schweres Spar- und Effizienzprogramm eingeleitet, um VW Pkw zu einem Renditeschub zu verhelfen. Deshalb wird Konzernchef Martin Winterkorn im Oktober die Leitung der Marke VW an den gerade abgeworbenen BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess abgeben.

Auch personell stehen somit 2015 Weichenstellungen an. Diess wird sich neben dem Umschwung im wichtigen US-Markt vor allem um die Ausführung des Effizienzprogramms, um die wirksame Koordination zahlreicher Einzelmaßnahmen kümmern. Im Erfolgsfall dürfte der neue Markenchef ein sehr ernsthafter Kandidat für die Konzernspitze sein. Das Rennen um die Nachfolge Winterkorns, der in diesem Jahr 68 wird, hat Volkswagen in den vergangenen Monaten beschleunigt. Potenzielle Kandidaten gibt es im Zwölfmarkenkonzern einige. Vom 1. Februar an wird sich auch der frühere Mercedes-Vorstand Andreas Renschler als neuer Chef der Lkw-Sparte bewähren müssen. Die Zusammenführung der Marken Scania und MAN dürfte noch eine zähe Aufgabe werden.

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