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Die Geister, die sie riefen, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

08.12.2014 – 20:50 

Frankfurt (ots) -

Prächtiger kann man sich eine Jahresend-Rally kaum vorstellen. Die großen US-Aktienindizes erreichen erneut Rekordstände, der Dax schafft es erstmals, sich über der Schwelle von 10000 Zählern zu halten, Japans Nikkei klettert erstmals seit sieben Jahren wieder über 18000 Yen, und der Shanghai Composite steigt über die Marke von 3000 Punkten und damit auf Höhen, die er zuletzt im April 2011 gesehen hat. Doch nicht jeder sieht nur eitel Sonnenschein.

Es wirkt fast wie perfektes Timing, dass die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einem Umfeld, in dem sich die Aktienmärkte in allen Zeitzonen im Höhenflug befinden, mahnend den Finger hebt. Jüngste Entwicklungen, so die BIZ, deuteten darauf hin, dass die Märkte zunehmend fragil werden. Als sich der Verkaufsdruck Mitte Oktober verstärkt habe, sei die Marktliquidität vorübergehend ausgetrocknet, was die Marktbewegungen zusätzlich verstärkt habe. Die Schwankungen hätten ein Ausmaß angenommen, das in keinem Verhältnis zum Anlass gestanden habe. So hätten die Renditen der zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen heftigere Bewegungen erlebt als nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers. Dass ausgerechnet die "Bank der Zentralbanken" darauf hinweist, dass die globale Geldpolitik bei der Entstehung des als besorgniserregend empfundenen Zustands eine entscheidende Rolle spielt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Umfangreiche monetäre Stützungsmaßnahmen hätten in den zurückliegenden Jahren den Risikoappetit angeregt und eine Suche nach höher rentierlichen Anlagen angefacht.

Nun werden die Notenbanken die Geister, die sie riefen, nicht mehr los. Der Bericht der BIZ erinnert eindringlich daran, dass von den zur Krisenbewältigung ergriffenen besonderen geldpolitischen Maßnahmen zunehmend Risiken ausgehen, die die nächste große Krise auszulösen drohen. Durch die Überschwemmung der Märkte mit Liquidität suchen immer gigantischere Summen nach Anlagen. Sie sind zudem durch die Fixierung auf Notenbankaktivitäten zunehmend in ihrer Bewegung gleichgerichtet, was das Risiko extremer Marktausschläge zusätzlich erhöht. Außerdem treiben die ultraniedrigen Zinsen die Investoren zunehmend in riskante Anlagen, die zudem tendenziell auch weniger liquide sind.

In Schönwetterperioden, in denen die Marktteilnehmer wie derzeit auf die Macht der Notenbanken und eine Beschleunigung des weltweiten Wachstums vertrauen, ist all dies kein Problem. Doch wehe, wenn schlechtes Wetter aufzieht.

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