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Sieg der Saudis, Kommentar zur Opec-Konferenz von Dieter Kuckelkorn

27.11.2014 – 20:35 

Frankfurt (ots) -

Für viele Ölproduzenten hat es auf der mit Spannung erwarteten Sitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) die schlechteste aller möglichen Entscheidungen gegeben. Das Kartell hat sich nicht einmal zu einer symbolischen Kürzung der Förderquoten durchringen können. Es bleibt damit bei den 30 Mill. Barrel pro Tag (bpd), die die Opec-Mitglieder fördern dürfen, obwohl die Organisation selbst prognostiziert, dass die Nachfrage nach ihren Produkten im kommenden Jahr gerade einmal 29,2 Mill. bpd betragen wird. Aktuell steht die tatsächliche Opec-Förderung sogar bei rund 31 Mill. bpd. Hinzu kommt das stetig wachsende Angebot von außerhalb der Opec. Auf der anderen Seite fällt die Nachfrage wegen der Konjunkturflaute in Europa und Asien deutlich schwächer aus als erwartet.

Die Opec ist am Donnerstag den Wünschen ihres Schwergewichts Saudi-Arabien gefolgt. Das Land verfügt über große Devisenreserven und kann diese dazu einsetzen, sich über Wasser zu halten, während es andere Produzenten, die unter höheren Kosten leiden, aus dem Markt drängt. Zwar sind viele der unter Druck stehenden Ölförderer in den USA beheimatet, in einen Konflikt mit der Obama-Administration scheinen die Saudis aber dennoch nicht zu geraten. Der Präsident gilt nämlich wegen der Wahlniederlage als "lame duck", und seine Demokratische Partei steht der wenig umweltfreundlichen Förderung von Öl aus Schieferformationen und Ölsänden zwiespältig gegenüber. Kürzlich hatte Obama erst das von Republikanern beschlossene Gesetz über den Ausbau der Keystone-Pipeline, die Schieferöl in größerer Menge zu den Exporthäfen bringen soll, auf Eis gelegt.

Es sieht somit alles danach aus, dass der Ölpreis noch eine ganze Weile fallen wird. Auf welchem Niveau letztlich eine Stabilisierung stattfinden wird, ist derzeit schwer zu sagen. Innerhalb der Opec, von Seiten der russischen Regierung sowie von Analysten wird derzeit die Zahl von 60 Dollar je Barrel Brent Crude herumgereicht. Ein Absinken unter diese Marke ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird der Ölpreis über 60 Dollar, aber wohl unter 70 Dollar seinen Boden ausbilden, um sich dann - wegen der allmählichen Konjunkturerholung und der Wirkung des Preisverfalls auf das Angebot - wieder ganz langsam zu erholen. Für Finanzinvestoren und Produzenten sind dies schlechte Nachrichten. Den Volkswirtschaften der Eurozone bringt der gegenwärtige Ölpreisverfall jedoch dringend benötigte Erleichterungen.

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