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Der Wohlfühl-Konzern, Kommentar zu Philips von Stefan Paravicini

23.09.2014 – 21:15 

Frankfurt (ots) -

Der Traditionskonzern Philips ist kaum wiederzuerkennen. Geht es nach den Plänen von CEO Frans van Houten, wird das Unternehmen spätestens in 18 Monaten ohne die angestammten Aktivitäten rund um die Beleuchtung dastehen. Die Koninklijke Philips wird sich dann auf Medizintechnik und Hausgeräte für Körperpflege und Wohlbefinden konzentrieren, die derzeit einen Jahresumsatz von 15 Mrd. Euro machen.

Das Geschäft in diesem Wohlfühl-Konzern entspräche ungefähr der Größenordnung, die Philips im Jahr 2000 allein mit der Unterhaltungselektronik auf die Waage brachte. Diese Sparte hat der Erfinder von Kompaktkassette und CD mittlerweile fast komplett verkauft, ebenso wie vor Jahren die Halbleitertochter NXP und das Komponentengeschäft, die vor 14 Jahren gemeinsam 12 Mrd. Euro zu den Gesamterlösen von damals fast 40 Mrd. Euro beitrugen.

Jetzt geht die Schrumpfkur unter dem Philips-Eigengewächs und Restrukturierungsexperten van Houten, der sich schon beim Verkauf von NXP einen Namen gemacht hatte und nach einem kurzen Aufenthalt außerhalb der Philips-Werkstore 2011 als Chef zurückkehrte, mit der Abspaltung der Sparte Licht weiter. Bis spätestens 2016 sollen die Vorbereitungen für ein Spin-off abgeschlossen sein, der nach dem Vorbild von Siemens und ihrer Tochter Osram über ein IPO erfolgen könnte.

Die Investoren spendeten zunächst Applaus. In einem schwachen Umfeld machte Philips einen Sprung nach vorn, obwohl van Houten in einem Atemzug mit der Zerschlagung des Konzerns auch eine Gewinnwarnung abgab, die ausgerechnet auf Schwierigkeiten in der Medizintechnik zurückgeht. Die Aussicht auf einen reinen Gesundheitskonzern, der nicht nur Krankenhäusern und Ärzten, sondern auch Privaten mit allerlei Geräten zur Seite steht, die die Gesundheit überwachen und verbessern sollen, versöhnte die Investoren offenbar mit den bekannten, wenn auch länger als erwartet andauernden Problemen bei der Produktion von Defibrilatoren in Cleveland.

Van Houten setzt ganz auf den Megatrend Gesundheit, der schon wegen der demografischen Entwicklung in den Industrieländern Wachstumspotenzial verspricht. Das wissen freilich auch die anderen; neben den wichtigsten Wettbewerbern Siemens und General Electric zieht das Stichwort Gesundheit mittlerweile Adressen wie die allgegenwärtige Google an. Und doch ist Philips derzeit auch für Investoren ein Konzern zum Wohlfühlen, gerade weil sie bald kaum wiederzuerkennen sein wird.

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