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Der Abschied kann beginnen, Kommentar zu ProSiebenSat.1 von Julia Roebke

01.08.2013 – 20:55 

Frankfurt (ots) -

Private Equity kann sich freuen. Vor dem Ausstieg der Großaktionäre KKR und Permira, sie halten 44 % des Grundkapitals, hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling die Braut noch hübsch präsentiert. Zum Halbjahr überraschen die Unterföhringer abermals mit starkem Wachstum und einem angehobenen Umsatz-Jahresziel. Der Aktienkurs robbt sich mit nahezu 32 Euro nun sogar in Regionen vor, die zuletzt um den Jahrtausendwechsel zu sehen waren.

Damit zahlt sich aus, dass die Großinvestoren Durchhaltevermögen bewiesen haben. Denn nach dem Einstieg 2006, gezahlt wurden damals gut 28 Euro je Aktie, lief es nicht rund. Die Finanzkrise tat ihr Übriges. Mit dem Ausfall der Dividendenzahlung geriet zudem noch das hoch verschuldete Beteiligungsvehikel der Großaktionäre unter Wasser. An einen Ausstieg nach drei bis fünf Jahren, wie er in der Branche üblich ist, war nicht mehr zu denken.

Doch ProSiebenSat.1 gelang die Wende. Unter der Führung von Ebeling, der im März 2009 als Branchenfremder den Chefposten übernahm, wurden wichtige Weichen richtig gestellt. Das zahlt sich jetzt aus und zeigt sich am Beispiel Digitalisierung wohl am besten. Zwar war die Sendergruppe schon zuvor online unterwegs, doch der neue Chef forcierte konsequent den Aufbau der Internetaktivitäten, die inzwischen den absoluten Löwenanteil zum Wachstum beitragen. Mit dem Modell, Unternehmens- oder Umsatzanteile von Online-Start-ups gegen Werbezeiten zu tauschen, setzte der Medienkonzern sehr früh aufs richtige Pferd.

Der Verkauf der skandinavischen TV-Aktivitäten Ende 2012 besiegelte die Wandlung bei ProSiebenSat.1, statt Internationalisierung liegt der Fokus klar auf Digitalisierung, auf der engen Vernetzung der TV- und Internetaktivitäten. Jüngste Umfragen, wonach inzwischen fast jeder zweite Deutsche beim Fernsehen gleichzeitig im Internet surft, belegen, dass dies ein erfolgsversprechender Kurs ist.

Mit der kürzlich beschlossenen Zusammenlegung der beiden Aktiengattungen kann der geplante Abverkauf von KKR und Permira über die Börse nun beginnen. Doch Vorsicht! Wer glaubt, dass ProSiebenSat.1 ein Selbstläufer ist, droht die Risiken zu übersehen. Start-up-Investments, wie sie das Medienhaus tätigt, sind von Natur aus riskant. Zudem ist das Unternehmen noch immer eine Sendergruppe. Das originäre TV-Segment steht zum Halbjahr für 77 % der Umsätze. Damit bleibt ProSiebenSat.1 eine Wette auf den stark konjunkturanfälligen Werbemarkt.

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