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Sperrfrist 12.01 0100 - SNF: Schmerzmittel erhöhen Herzinfarktrisiko

12.01.2011 – 01:00 

Bern (ots) -

Sperrfrist bis 12.01.2011, 01:00 Uhr
Nebenwirkungen von nicht-steroidalen Entzündungshemmern
Wer regelmässig - auch rezeptfrei erhältliche - Schmerzmittel 
einnimmt, verschafft sich nicht nur Linderung, sondern setzt sich oft
dem erhöhten Risiko aus, einen Herz- oder Hirninfarkt zu erleiden. Zu
diesem Ergebnis gelangt eine im Rahmen des Nationalen 
Forschungsprogramms «Muskuloskelettale Gesundheit - Chronische 
Schmerzen» (NFP 53) durchgeführte Meta-Analyse von 31 klinischen 
Studien.
Die meist verwendeten Schmerzmittel gehören zur Klasse der 
nicht-steroidalen Entzündungshemmer. Sie stillen Schmerzen, senken 
das Fieber und hemmen Entzündungen, aber weisen neben ihren 
erwünschten Wirkungen auch Risiken auf.
Diese haben Forschende um Peter Jüni vom Institut für Sozial- und 
Präventivmedizin der Universität Bern im Rahmen des NFP 53 nun neu 
quantifiziert. Resultate von 31 klinischen Studien zu sieben 
verschiedenen Schmerzmitteln und die Angaben von 116'429 Patienten 
flossen in ihre umfangreiche Netzwerk-Meta-Analyse ein, welche soeben
in der Fachzeitschrift «British Medical Journal» erschienen ist (*). 
Darin kommen die Forschenden zum Schluss, dass einige 
nicht-steroidale Entzündungshemmer das Risiko für Herz- und für 
Hirninfarkte beträchtlich erhöhen. «Wegen ihrer - oft unterschätzten 
- kardiovaskulären Risiken ist bei dieser Klasse von Schmerzmitteln 
Vorsicht geboten», sagt Sven Trelle, der Erstautor der Studie.
Bis zu vierfach erhöhte Herz-Kreislauf-Sterblichkeit
Die Forschenden haben die Nebenwirkungen von Naproxen, Ibuprofen, 
Diclofenac, Celecoxib, Etoricoxib, Rofecoxib und Lumiracoxib 
zusammengetragen. Diese Medikamente kommen oft bei älteren Patienten 
zum Einsatz, welche neben ihren muskuloskelettalen Beschwerden häufig
auch mit Herz-Kreislaufproblemen vorbelastet sind. Ohne Medikamente 
stirbt daran im Durchschnitt während eines Jahres einer von hundert 
Patienten.
Alle untersuchten Medikamente sind mit einem erhöhten Risiko für 
Herz- oder Hirninfarkt verbunden. Das höchste Risiko bringen das 
rezeptfrei erhältliche Diclofenac (ein herkömmliches Schmerzmittel) 
und das seit letztem Jahr in der Schweiz zugelassene Etoricoxib (ein 
COX-2 Hemmer) mit sich: Beide Medikamente gehen im Vergleich zu einem
Scheinmedikament (Placebo) mit einer vierfach erhöhten 
Herz-Kreislauf-Sterblichkeit einher.
Das günstigste Risikoprofil weist der Wirkstoff Naproxen auf. Mit 
diesem Wirkstoff sind allerdings erhebliche Nebenwirkungen im Bereich
des Magen-Darm-Traktes verbunden, welche den therapeutischen Nutzen 
von Naproxen oft schmälern.
Sowohl herkömmliche, wie auch neuere, so genannte COX-2 selektive 
Schmerzmittel - welche nur eines der beiden an der 
Entzündungsreaktion beteiligten Enzyme hemmen und darum theoretisch 
viel spezifischer wirken sollten - erhöhen das Risiko, an 
Herz-Kreislaufproblemen zu sterben. Dies zeige, dass Unterschiede in 
den molekularen Eigenschaften der Wirkstoffe nicht immer zu 
unterschiedlichen Nebenwirkungen führten, sagt Trelle.
Zurückhaltung angezeigt
«Unsere Resultate erlauben zwar keine Rückschlüsse auf mögliche 
Nebenwirkungen von Wirkstoffen, die wir nicht untersucht haben», sagt
Jüni. Doch ihre Analyse haben sie nur aus einem Grund nicht weiter 
ausgeweitet: weil für die anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmer
keine oder nur wenige verlässliche Daten zur kardiovaskulären 
Sicherheit vorliegen. Keinesfalls dürfe man deshalb aus den fehlenden
Sicherheitsdaten schliessen, dass die anderen Schmerzmittel 
nebenwirkungsfrei seien, warnt Jüni. Bei Patienten mit 
muskuloskelettalen Beschwerden sei für alle Medikamente dieser Klasse
Zurückhaltung angezeigt.
(*) Sven Trelle, Stephan Reichenbach, Simon Wandel, Pius 
Hildebrand, Beatrice Tschannen, Peter M. Villiger, Matthias Egger and
Peter Jüni (2011). Cardiovascular safety of non-steroidal 
anti-inflammatory drugs: a network meta-analysis. British Medical 
Journal online. doi: 10.1136/bmj.c7086
(als PDF beim SNF erhältlich; E-Mail: pri@snf.ch)
Nationales Forschungsprogramm «Muskuloskelettale Gesundheit - 
Chronische Schmerzen» (NFP 53)
Während fünf Jahren bis Ende 2009 haben insgesamt 26 verschiedene 
Forschungsprojekte die Gesundheit des Bewegungsapparats in der 
Schweizer Bevölkerung ausgeleuchtet. Dabei haben Forschende die 
Ursachen der Beschwerden untersucht, die bestehenden Therapien 
kritisch hinterfragt und neue Ansätze entwickelt, mit denen die 
Gesundheit des Bewegungsapparates aufrechterhalten oder 
wiederhergestellt werden kann.
www.nfp53.ch
Der Text dieser Medienmitteilung steht auf der Website des 
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch > Medien > 
Medienmitteilungen

Kontakt:

Prof. Dr. med. Peter Jüni
Institut für Sozial- und Präventivmedizin
Universität Bern
Finkenhubelweg 11
CH-3012 Bern
Tel.: +41 (0)31 631 33 78
E-Mail: juni@ispm.unibe.ch