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"Larmoyante Ladies": Ist höhere Schmerzempfindlichkeit der Grund für mehr Schmerzmittelkonsum bei Frauen?

13.11.2001 – 10:00 

Lausanne (ots) -

Medikamentenkonsum und das Risiko von
Medikamentenmissbrauch, insbesondere auch von Schmerzmitteln, sind
bei Frauen verglichen mit Männern erhöht. Neuere Untersuchungen
zeigen eine besondere Schmerzempfindlichkeit beim weiblichen
Geschlecht. Biologisches Schicksal oder psychosoziale Prägung? Ist
die Ursache für die weibliche Pillensucht damit gefunden? Die
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
(SFA) in Lausanne stellt Fragen zum Thema und warnt vor
Geschlechtsvorurteilen.
Es gibt zahlreiche schmerzhafte Erkrankungen, bei denen Frauen
überrepräsentiert sind, wie Kopfschmerzen, Migräne, Geschwulste aus
Bindegewebe etc. Umfragen der SFA zeigen auf der anderen Seite, dass
Frauen überproportional mehr Schmerzmittel einnehmen als Männer. Das
Risiko eines spezifisch weiblichen Medikamentenabusus ist somit
gegeben und wird auch immer wieder betont. Ungeklärt ist allerdings,
woher dieser geschlechtsspezifische Griff zur Pille gegen Schmerzen
stammt. Hinsichtlich der Häufung des weiblichen Schmerzmittelkonsums
könnten neue Erkenntnisse der Schmerzforschung nun Aufklärung
leisten.
Schmerz lass nach...
Der kanadische Psychologe Gary B. Rollman konstatiert in seinem
Buch über "Sex, Gender and Pain" bei Frauen eine experimentell
belegte niedrigere Toleranz gegenüber Schmerz und verfolgt
verschiedene Hypothesen zu dieser Tatsache. Zwischen biologischen
Faktoren und psychosozialer Prägung scheinen Körperfaktoren wie die
weiblichen Sexualhormone bei Schmerzempfindungen nur eine geringe
Rolle zu spielen. Wichtiger sind nach Ansicht des kanadischen
Forschers psychosoziale Faktoren. So sind Angst und Stress bei Frauen
mit höherer Schmerzsensibilität verbunden. Angst steigert bei Frauen
die Schmerzempfindlichkeit, und auf Stress reagieren sie schneller
mit Schmerzwahrnehmung. Männer hingegen spielen mit Angst und Stress
und kennen ja bekanntlich ohnehin keinen Schmerz. Ob diese Erklärung
tatsächlich hilft, den höheren Schmerzmittelkonsum bei Frauen
aufzuklären, bleibt offen. Mit Mimosenhaftigkeit und Larmoyanz haben
weibliche Schmerzempfindlichkeit und Schmerzmittelkonsum jedenfalls
nichts zu tun.
Quelle:Gary B. Rollman et al: Sex, Gender and Pain. Progress in
Pain Research and Management. Vol. 17, IASP Press, Seattle, 2001

Kontakt:

Sekretariat Prävention und Information, Tel. +41 21 321 29 76