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Schützt sportliche Aktivität im Jugendalter vor Alkohol, Tabak und Drogenkonsum?

09.10.2001 – 08:00 

Lausanne (ots) -

Wer Sport treibt, lebt mit wenigen Ausnahmen
Doping betreibender Spitzensportler gesund, heisst es. Doch wie steht
es mit dem Gebrauch an Alltagsdrogen wie Alkohol und Tabak sowie
Cannabis bei Sportlern und Sportlerinnen. Die Schweizerische
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) in Lausanne
kommt in einer soeben erschienenen Langzeitstudie über 3 Jahre zum
überraschenden Ergebnis, dass Sporttreiben bei jungen Männern keinen
präventiven Schutz vor dem Substanzkonsum bedeutet. Gerade die
Männersportarten erfüllen eine ähnliche soziale Funktion wie der
Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis.
Sport spielt in der Freizeit von Jugendlichen eine grosse Rolle.
80 bis 90% der Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sind sportlich
aktiv. Der Konsum von legalen und illegalen Drogen wie Alkohol, Tabak
und Cannabis steigt gerade in diesen Altersgruppen besonders an. Ein
Forschungsprojekt der SFA in Lausanne hat sich die Aufgabe gestellt,
die Beziehungen zwischen Sporttreiben im Jugendalter und späterem
Drogengebrauch genauer zu untersuchen. Greifen Jugendliche, die sich
sportlich viel betätigen, später als junge Erwachsene weniger zu den
Suchtmitteln Alkohol, Tabak und illegale Drogen? Diese und andere
Fragen wurden in einer Längsschnittuntersuchung zwischen 1995 und
1998 an 406 Schülern und Schülerinnen im Alter von 16 bis 19 Jahren
aus der Stadt Freiburg untersucht.
Sport getrieben und doch mehr Alkohol, Tabak und Cannabis genommen
Das zentrale Ergebnis der Lausanner Entwicklungsstudie mag
überraschen: Die mit 16 Jahren sportlich aktiven jungen Männer
konsumierten 3 Jahre später mehr Suchtmittel. Sporttreiben schützte
sie nicht unmittelbar vor dem Gebrauch von Drogen. Dr. Holger Schmid,
Projektleiter der Studie, erklärt dieses Ergebnis mit der «sozialen
Funktion», die sportliche Aktivitäten und der Gebrauch von Alkohol,
Tabak und vermehrt auch Cannabis in der Jugend und
Jungerwachsenen-Phase besitzen: «Junge Männer sind besonders in
Mannschaftssportarten tätig, da siegt oder verliert man gemeinsam.
Diese Identifizierung mit der Gruppe kann sich auch auf den
gemeinsamen Substanzkonsum ausdehnen», meint Sozialpsychologe Schmid.
In der Schweiz wird gegenwärtig ein Programm zur Drogenprävention in
Sportvereinen durchgeführt. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese
Aufgabe nicht leicht sein wird, aber sieht man einmal vom direkten
und eher geringen Einfluss des Sports auf den Substanzkonsum ab, so
zeigt sich doch eine deutliche Förderung der generellen psychischen
und körperlichen Gesundheit durch regelmässiges Sporttreiben»,
beruhigt Holger Schmid.
Quelle: H. Schmid: Sport, Alkohol, Tabak und illegale Drogen in
der Entwicklung von Jugendlichen zu jungen Erwachsenen. SFA Lausanne
2001

Kontakt:

Dr. phil. Holger Schmid
Tel. +41 21 321 29 53