MedienmitteilungAktueller UNICEF-Report - Kindeswohl auch in reichen Ländern in Gefahr2020-09-03T02:01:223. September 2020, Zürich/Florenz/New York, - Selbstmordversuche, mentale Probleme, Übergewicht, aber auch unzureichende schulische Kenntnisse kennzeichnen laut UNICEF das Aufwachsen von viel zu vielen Kindern in wohlhabenden Industrieländern. Dies ist das Ergebnis der neuesten Report-Card des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. Gleichzeitig warnt UNICEF vor gravierenden Gefahren für das Kindeswohl durch die Covid-19-Pandemie. Die Niederlande, Dänemark und Norwegen liegen in Bezug auf das Wohlbefinden von Kindern auf den ersten drei Plätzen unter 41 Ländern der OECD und der EU. Die Schweiz rangiert auf dem 4. Rang. Für den Report "Worlds of Influence: Understanding what shapes child well-being in rich countries" ("Einflusssphären - was das Wohlergehen von Kindern in reichen Ländern prägt") wurden vergleichbare nationale Daten aus 41 Ländern der OECD und der Europäischen Union zur psychischen und physischen Gesundheit von Kindern sowie zu ihren schulischen und sozialen Kompetenzen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgewertet. "Viele der reichsten Länder der Welt, die eigentlich über genügend Ressourcen verfügen, scheitern, wenn es darum geht, allen Kindern eine gute Kindheit zu ermöglichen", sagt Gunilla Olsson, Direktorin von UNICEF Innocenti. "Wenn Regierungen nicht schnell und entschlossen handeln und der Schutz von Kindern nicht Teil der Reaktion auf die Covid-19-Pandemie ist, müssen wir mit steigenden Armutsraten, einer Verschlechterung mentaler und physischer Gesundheit sowie einer wachsenden Kluft bei der Qualifikation von Kindern rechnen. Die Unterstützung von Kindern und ihren Familien während der Covid-19-Pandemie ist erschreckend unzureichend. Es muss mehr getan werden, um Kindern eine sichere und gute Kindheit zu ermöglichen - jetzt." Zentrale Ergebnisse des UNICEF-Reports
Der UNICEF-Report zeigt aber auch erkennbare Fortschritte für Kinder. Im Durchschnitt besuchen 95 Prozent aller Kinder im Vorschulalter organisierte Förderangebote. Die Zahl der jungen Menschen, die weder zur Schule gehen, noch eine Ausbildung machen oder an einem Trainingsprogramm teilnehmen, ist in 30 von 37 Ländern gesunken. Diese wichtigen Fortschritte sieht UNICEF allerdings durch Covid-19 in Gefahr. Der Bericht stuft die Länder auch mit Blick auf ihre politischen Massnahmen zur Förderung des Wohlbefindens von Kindern, ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation sowie der Umweltbedingungen ein. Norwegen, Island und Finnland weisen dabei die besten Bedingungen auf, gefolgt von Deutschland. Die Türkei, Mexiko und Griechenland schneiden hier am schlechtesten ab. Belastungen durch Covid-19 für Kinder katastrophal Aufgrund der Covid-19-Pandemie haben die meisten untersuchten Länder Schulen für mehr als 100 Tage geschlossen und strikte Ausgangsbeschränkungen umgesetzt. UNICEF hebt hier die enormen Belastungen für Kinder durch die Pandemie hervor. Dazu zählen: der Verlust von Angehörigen und Freunden, Angst, Ausgangsbeschränkungen, fehlende Unterstützung, Schulschliessungen, das Ausbalancieren von Arbeit und Privatleben in den Familien, unzureichender Zugang zu Gesundheitsmassnahmen sowie Einkommens- und Jobverluste. Diese Belastungen können Kindern enormen Schaden zufügen; sie gefährden ihre mentale und körperliche Gesundheit und Entwicklung. Bereits vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie waren 20 Prozent der Kinder in EU- und OECD-Ländern armutsgefährdet; in der Schweiz waren es 19 Prozent. Mit dem erwarteten starken Rückgang der Wirtschaftsleistung in den nächsten zwei Jahren in fast allen untersuchten Ländern dürften ohne schnelle Gegenmassnahmen der Regierungen viele heute armutsgefährdete Kinder in die Kinderarmut abrutschen. "Wenn die Folgen der Pandemie immer stärker auf Wirtschaft, Bildung und Zusammenleben durchschlagen, werden diese ohne konzertierte Gegenmassnahmen verheerende Auswirkungen für das Wohlergehen der heutigen Kinder, ihrer Familien und der Gesellschaften, in denen sie leben, haben", sagt Gunilla Olsson, Direktorin des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. "Aber diese Risiken müssen nicht Realität werden, wenn Regierungen entschlossen aktiv werden, um das Wohlergehen der Kinder zu schützen." Auf Grundlage des Reports und der aktuellen Entwicklungen ruft UNICEF zu folgenden Massnahmen auf:
Über die Report-Card Der Bericht "World of Influence" baut auf vorangegangenen Untersuchungen zum Kindeswohl in Industrieländern in den UNICEF-Report-Cards 11 (2013) und 7 (2007) auf. Zum Download: Über UNICEF Innocenti Das UNICEF-Forschungszentrum Innocenti gehört zu UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Es erforscht neu aufkommende oder aktuelle Fragestellungen zum Aufwachsen von Kindern. Ziel ist es, Informationen für die strategische Ausrichtung von Programmen für Kinder bereitzustellen sowie weltweite Debatten zu Kinderrechten und ihrer Entwicklung anzustossen. Kontakt für Medien UNICEF Schweiz und Liechtenstein, Jürg Keim, Mediensprecher, Tel: 044 317 22 41, j.keim@unicef.ch Über UNICEF UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hat über 70 Jahre Erfahrung in Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe. UNICEF setzt sich weltweit für das Überleben und das Wohlergehen von Kindern ein. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Umsetzung von Programmen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung, Wasser und Hygiene sowie der Schutz der Kinder vor Missbrauch, Ausbeutung, Gewalt und HIV/Aids. UNICEF finanziert sich ausschliesslich durch freiwillige Beiträge und wird in der Schweiz und Liechtenstein durch das Komitee für UNICEF Schweiz und Liechtenstein vertreten. Seit 60 Jahren setzt sich UNICEF Schweiz und Liechtenstein für Kinder ein - im Ausland wie im Inland. Permalink:
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