Medienmitteilung

Es geht ans Eingemachte, Kommentar von Annette Becker

2015-03-19T20:50:19

Frankfurt (ots) -

Seitdem Matthias Zachert, vor neun Monaten bei Lanxess das Ruder übernommen hat, hat sich viel getan. Der Abbau von 1000 Stellen in der Verwaltung ist implementiert. Im laufenden Turnus werden dadurch schon 120 Mill. Euro eingespart, weitere 30 Mill. Euro winken ein Jahr später. Auch die Bilanz hat Lanxess wieder einigermaßen in Ordnung gebracht - angefangen bei der Kapitalerhöhung im vergangenen Mai bis hin zum Abbau der Finanzschulden.

Ebenso zeigt der Verschuldungsgrad wieder in die richtige Richtung, auch wenn der für ein Investment-Grade-Rating maßgebliche Wert aufgrund der gestiegenen Pensionsverbindlichkeiten noch nicht erreicht ist. Selbst der freie Cash-flow hat trotz unverändert hoher Investitionen wieder eine nennenswerte Größenordnung erreicht.

Doch diese nackten Zahlen täuschen nicht darüber hinweg, das Lanxess noch einen weiten Weg vor sich hat. Jetzt nämlich geht es ans Eingemachte. Gestartet wird mit dem Produktionsende für eine Kautschukanlage in Marl. Weitere Kapazitätseinschnitte dürften folgen. Die Entscheidung, selbst einen Beitrag zum Abbau der Überkapazitäten zu leisten, war überfällig. Zumal Lanxess im laufenden Jahr weitere Kapazitäten ans Netz nimmt. Allein im Markt für EPDM-Kautschuk, der Zachert zufolge heute schon eine Überkapazität von einem Fünftel aufweist, erhöht Lanxess das Angebot um weitere 16%. Angesichts dieser Größenordnungen ist kein Ende des Verfalls der Absatzpreise in Sicht. Preis-vor-Menge-Strategie? Das war einmal. Heute ist die Industrie - überspitzt formuliert - schon froh, wenn die Anlagen noch einen Deckungsbeitrag leisten.

Darauf zu warten, bis die Nachfrage die neuen Kapazitäten absorbiert, ist keine Lösung. Von daher liegt es nahe, nach Rohstoffpartnern zu suchen. Denn nur wenn Lanxess bei den Kosten mit dem Wettbewerb mithalten kann, müssen auch andere Anbieter an der Angebotsschraube drehen.

Hier aber scheint Lanxess weit von einer Lösung entfernt. Hatte Zachert im vergangenen Sommer einer vertikalen Allianz noch das Wort geredet, versuchte er gestern horizontalen Partnerschaften positive Seiten abzugewinnen. Deren Reiz beschränkt sich aber üblicherweise auf Kostensynergien. Für ein Unternehmen, das für sich die Technologieführerschaft reklamiert und noch dazu in allen Regionen der Welt Präsenz zeigt, dürfte sich eine Win-win-Situation beim Zusammenschluss mit einem Wettbewerber allerdings nur schwer darstellen lassen.

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