Medienmitteilung
BFS: Übersichtsanalysen der Volkszählung 2000
2004-12-21T11:00:00
(ots) - Übersichtsanalysen der Volkszählung 2000 Religionsgemeinschaften in der Schweiz: grosse demografische und
soziale Unterschiede Rückgang der beiden Mehrheitskonfessionen und zunehmende
Pluralisierung dies sind die wichtigsten Veränderungen in der
schweizerischen Religionslandschaft der letzten 30 Jahre. Hinzu
kommen die Verbreitung neuer Religionsgemeinschaften sowie die
Zunahme der Gruppe keine Zugehörigkeit und der Anzahl religiös
gemischter Ehen. Aus diesen Gründen unterscheiden sich die in der
Schweiz vertretenen Religionsgruppen sowohl in Bezug auf ihre
soziodemografische Struktur als auch auf ihre räumliche Verteilung
und die Übertragung der Zugehörigkeit innerhalb der Familie. Soweit
einige zentrale Ergebnisse der Studie zum Thema, die das Bundesamt
für Statistik (BFS) bei der Ecole détudes sociales et
pédagogiques in Lausanne in Auftrag gegeben hat. Mitgliederschwund
bei den beiden Mehrheitskonfessionen und zunehmende Pluralisierung
Protestanten (33,0% der Bevölkerung) und Katholiken (41,8%) bildeten
auch im Jahr 2000 die beiden grössten Religionsgemeinschaften, doch
setzte sich ihr Mitgliederschwund fort. Die Angehörigen dieser
beiden Gruppen machten 1970 zusammen 95% der Bevölkerung aus, im
Jahr 2000 lediglich noch 75%. Gleichzeitig legen die kleineren
Religionsgemeinschaften immer mehr zu. Die grösste unter ihnen ist
die islamische Gemeinschaft, die im Jahr 2000 4,3% der Bevölkerung
ausmachte. 1990 waren es lediglich 2,2% gewesen. Zu nennen sind auch
die christlichen Gruppierungen neben den Mehrheitskonfessionen
darunter die evangelischen Freikirchen, die Zeugen Jehovas, die
neuapostolischen Kirchen und die christlich-orthodoxen Kirchen die
zum Zeitpunkt der letzten Volkszählung einen Anteil von 4,4% an der
Bevölkerung hatten (1990: 3,5%). Der Anteil der jüdischen
Glaubensgemeinschaft blieb stabil bei 0,2%. Immer mehr Personen
gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an als der
römisch-katholischen oder der protestantischen Kirche. Diese
Pluralisierung tritt in der Deutschschweiz (10,5% der Bevölkerung)
deutlicher zutage als in den übrigen Sprachregionen. Sie ist auch
charakteristisch für die urbanen Regionen: Die beiden
Mehrheitskonfessionen haben insbesondere in den fünf grössten
Städten an Boden verloren. Wachsender Anteil von Personen ohne
Religionszugehörigkeit Ein weiteres Anzeichen für den Wandel der
Religionslandschaft in der Schweiz ist die zunehmende Zahl von
Personen ohne Religionszugehörigkeit. 1970 noch eine
Randerscheinung, macht diese Gruppe heute 11,1% der Bevölkerung
aus, wobei von Kanton zu Kanton starke Unterschiede bestehen. Die
Gruppe keine Zugehörigkeit macht in vier Deutschschweizer Kantonen
(AI, UR, OW und SZ) weniger als 5% der Bevölkerung aus. Demgegenüber
übertreffen acht Kantone das landesweite Mittel: allen voran
Basel-Stadt mit 31,4%, gefolgt von Genf (23,2%) und Neuchâtel (22%).
Die Befragten, die sich zu keiner Glaubensgemeinschaft bekennen,
verfügen in der Regel über eine höhere Ausbildung und sind
mehrheitlich in urbanen Regionen anzutreffen. Dementsprechend macht
die Gruppe keine Zugehörigkeit in den Städten mit 100 000 oder
mehr Einwohnern über 20% der Bevölkerung aus. Zunehmende religiöse
Durchmischung Im Gefolge der Pluralisierung hat auch die religiöse
Durchmischung der Paare (zwei Partner unterschiedlicher Konfession
bzw. Religion) im letzten Jahrzehnt zugenommen. Am stärksten ist die
Zahl der konfessionell gemischten Ehen gestiegen: Im Jahr 2000 waren
17% der Haushalte protestantisch-katholisch gemischt, während es
1970 lediglich 13,3% gewesen waren. Die tiefste Durchmischungsrate
findet sich unter folgenden religiösen Minderheitsgruppen: Zeugen
Jehovas, christlich-orthodoxe Kirchen, islamische Gemeinschaften
sowie hinduistische Vereinigungen. Im Zusammenhang mit der
religiösen Durchmischung stellt sich die Frage der Weitergabe der
Religionszugehörigkeit an die Kinder. Eltern, die derselben
Gemeinschaft oder Gruppe angehören, geben ihre Zugehörigkeit
besonders häufig an ihre Kinder weiter; dies gilt insbesondere für
Paare ohne Zugehörigkeit. Ein Fünftel der gemischten Elternpaare
gibt keine Zugehörigkeit für die Kinder an. Dieser Anteil hat sich
in dreissig Jahren mehr als verdoppelt. Bei konfessionell gemischten
Paaren wird die protestantische Zugehörigkeit häufiger weitergegeben
als die katholische. Jüdische Glaubensgemeinschaft: urban und
intellektuell Angehörige der jüdischen Glaubensgemeinschaft
konzentrieren sich hauptsächlich auf die grossen Städte,
insbesondere Genf und Zürich, die 42% der jüdischen Gläubigen auf
sich vereinen. Unter den Angehörigen der jüdischen
Glaubensgemeinschaft findet sich eine grosse Anzahl eingebürgerter
Personen. So sind zwar 42,8% der jüdischen Gläubigen im Ausland
geboren, aber nur 21,2% sind ausländischer Nationalität. Die
jüdische Bevölkerungsgruppe zeichnet sich zudem durch einen hohen
Anteil Personen mit Tertiärausbildung (42,7%; gesamte Bevölkerung:
19,2%) sowie durch die starke Vertretung freier und akademischer
Berufe sowie von Kaderberufen aus. Muslime: eine junge
Bevölkerungsgruppe mit Schwierigkeiten bei der Integration in den
Arbeitsmarkt Die Zahl der Muslime hat in den grossen Städten sowie
in der Deutschschweiz stark zugenommen. Diese Glaubensgemeinschaft
umfasst den grössten Ausländeranteil (88,3%). Die ausländischen
Musliminnen und Muslime stammen hauptsächlich aus Ex-Jugoslawien
(56,4%) und aus der Türkei (20,2%). Die muslimische
Bevölkerungsgruppe ist mit Abstand die jüngste Religionsgemeinschaft
(39,2% sind unter 20- jährig). Die Männer sind in der Mehrheit
(54,6%), obwohl die Frauen deutlich aufgeholt haben: 1990 lag ihr
Anteil noch bei 36,4%, 2000 jedoch bereits bei 45,4%. Auch die
sprachliche Eingliederung nimmt zu: 1970 bezeichneten lediglich
10,5% der Musliminnen und Muslime eine Landessprache als ihre
Hauptsprache, heute sind es 47,6%. Die Integration in den
Arbeitsmarkt gestaltet sich hingegen schwieriger und äussert sich in
einer der höchsten Arbeitslosenquoten unter den
Religionsgemeinschaften. Hierfür spielt das relativ tiefe
durchschnittliche Bildungsniveau eine Rolle. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Pressestelle Auskunft:
Auskunftszentrale für die Volkszählung, Tel.: 032 713 63 13
Claude Bovay, Haute Ecole spécialisée Santé-Social de Suisse
romande Ecole détudes sociales et pédagogiques, Lausanne, Tel.:
078 788 31 54, 021 651 62 86 oder 021 651 62 80
Werner Haug, BFS, Abteilung Bevölkerungsstudien und
Haushaltssurveys, Tel.: 032 713 66 85 Erscheint demnächst: Claude Bovay, Religionslandschaft in der
Schweiz, Neuchâtel: Bundesamt für Statistik, 2005. Bestellnummer:
001-0041. Preis: Fr. 30.-- Pressestelle BFS, Tel.: 032 713 60 13; Fax: 032 713 63 46 Publikationsbestellungen, Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-
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