Medienmitteilung
BFS: Gesundheit und Arbeit
2004-11-23T09:15:00
(ots) - Gesundheit und Arbeit Psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz: ein Gesundheitsrisiko Die höhere Gangart in der Arbeitswelt hat eine verstärkte psychische
und psychosoziale Belastung der Erwerbstätigen zur Folge. 44% unter
ihnen geben an, einen Arbeitsplatz mit zumeist sehr starker
nervlicher Belastung zu haben. Ein weiterer psychischer
Belastungsfaktor ist die Arbeitsplatzunsicherheit, die sich in der
Furcht ausdrückt, die Stelle zu verlieren oder nur unter grossen
Schwierigkeiten wieder eine gleichwertige Arbeit zu finden.
Nervliche Belastungen bei der Arbeit und Arbeitsplatzunsicherheit
können Ursache für körperliche Probleme wie Kopf- oder
Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder für psychische
Beeinträchtigungen sein. Die Ergebnisse der Schweizerischen
Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik (BFS) von 2002
bestätigen die Vermutung, dass ein schlechtes psychologisches und
soziales Arbeitsumfeld der Gesundheit der Erwerbstätigen zusetzt.
Fast die Hälfte der Erwerbstätigen leidet unter starker nervlicher
Belastung 47% der männlichen und 41% der weiblichen Erwerbstätigen
geben an, an ihrem Arbeitsplatz einer starken nervlichen Belastung
ausgesetzt zu sein. Das Risiko, am Arbeitsplatz starkem psychischem
Druck ausgesetzt zu sein, nimmt mit steigendem Bildungsniveau und
höherer sozioprofessioneller Stellung zu. So sagten über die Hälfte
(56%) der Erwerbstätigen mit einer tertiären Ausbildung aus, sich
bei der Arbeit nervlich sehr anstrengen zu müssen, gegenüber 44% der
Erwerbstätigen mit einer Ausbildung der Sekundarstufe II und 33% der
Erwerbstätigen, die ausschliesslich die obligatorische Schule
abgeschlossen haben. Eine starke nervliche Belastung empfinden 37%
der Erwerbstätigen mit dem tiefsten sozioprofessionellen Status und
61% der Erwerbstätigen mit dem höchsten Status. Während früher
schlechte Hygienebedingungen oder körperlich harte Tätigkeiten die
hauptsächlichen Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz darstellten, sind
es heute psychologische und soziale Faktoren. Hohe Arbeitsbelastung,
grosser Nachfragedruck, lange Konzentrationsphasen, starker
Zeitdruck, zunehmende Abhängigkeit von Arbeitskollegen sind
Stressquellen, die sich negativ auf den Gesundheitszustand auswirken
können. Nervliche Belastung am Arbeitsplatz gefährdet die Gesundheit
Nervliche Belastung und grosser Stress am Arbeitsplatz können eine
Vielzahl gesundheitlicher Beeinträchtigungen hervorrufen, die sich
in körperlichen Beschwerden wie Rücken-, Kopf oder Brustschmerzen,
Herzklopfen, Schlaf- oder Verdauungsstörungen oder auch in
psychischen Beeinträchtigungen äussern (Reizbarkeit, Nervosität,
Niedergeschlagenheit). Die Ergebnisse der Schweizerischen
Gesundheitsbefragung zeigen, dass 38% der Frauen und 21% der Männer,
die unter sehr grosser nervlicher Belastung wegen ihrer beruflichen
Tätigkeit leiden, von starken körperlichen Beschwerden geplagt sind.
Unter den Erwerbstätigen mit sehr geringer nervlicher Belastung sind
es lediglich 20% (Frauen) und 14% (Männer). Zudem nimmt der Anteil
der Personen mit geringem psychischem Wohlbefinden vom geringsten
bis zum höchsten Belastungsniveau von 16% auf 29% zu.
Arbeitsplatzunsicherheit beeinträchtigt psychisches Wohlbefinden
2002 befürchteten 11% der Erwerbstätigen in der Schweiz, ihre Stelle
zu verlieren. Bei 8% war die Angst mittelgross und bei 3% gross,
wobei sich Männer und Frauen nicht gross unterscheiden. Wenig
Ausgebildete leiden stärker unter der Angst vor Arbeitsplatzverlust.
Während 8% der Erwerbstätigen mit Tertiärausbildung und 11% der auf
Sekundarstufe II Ausgebildeten befürchten, ihren Arbeitsplatz zu
verlieren, sind es unter den Erwerbstätigen nur mit obligatorischer
Schulausbildung 20%. Angstverstärkend wirkt die Überzeugung, dass es
schwierig sein wird, wieder eine gleichwertige Arbeit zu finden. 53%
der Erwerbstätigen (55% Männer, 51% Frauen) sind dieser Überzeugung.
Erwartungsgemäss wächst die Befürchtung, bei Arbeitsplatzverlust nur
unter grossen Schwierigkeiten wieder eine Stelle zu finden, mit
zunehmendem Alter an. Der Anteil der Betroffenen beträgt denn auch
39% unter den jungen Einsteigerinnen und Einsteigern ins
Arbeitsleben (15- bis 24- Jährige) und 81% unter den Personen am
Ende ihrer beruflichen Laufbahn (55- 65-Jährige). Dieses Klima der
Verunsicherung hat ähnliche Auswirkungen auf die körperliche
Gesundheit wie die arbeitsbedingte nervliche Belastung. 37% der
Männer und Frauen, die grosse Angst haben, ihre Stelle zu verlieren,
leiden an ernsten körperlichen Störungen wie Schlaflosigkeit, Kopf-
oder Rückenschmerzen, während nur gerade 17% der Personen ohne diese
Angst über entsprechende Leiden klagen. Unsicherheit über die
berufliche Zukunft wirkt sich auch auf die psychische Gesundheit der
Erwerbstätigen aus. Knapp ein Drittel (30%) der Personen mit Angst
vor Arbeitsplatzverlust verfügen über ein geringes psychisches
Wohlbefinden, verglichen mit einem Fünftel (20%) der Personen ohne
diese Angst. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
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