Medienmitteilung
BFS: Übersichtsanalysen Volkszählung 2000
2004-10-26T12:30:00
(ots) - Übersichtsanalysen Volkszählung 2000 Neue Raum- und Mobilitätsstrukturen in der Schweiz Die fünf grossen Agglomerationen der Schweiz (Zürich, Basel, Bern,
Genf, Lausanne) werden immer dominanter. Die Vernetzung zu
schweizerischen Metropolitanräumen, die teilweise auch ins
benachbarte Ausland ausgreifen, hat sich fortgesetzt. Gleichzeitig
verändern sich die Sozialstrukturen der Städte und das
Mobilitätsverhalten. Der Zersiedelungstrend und die Verlagerung von
Arbeitsplätzen ins Umland der Zentren wirken sich auf Richtung und
Umfang des Pendlerverkehrs aus. Fast 60 Prozent der erwerbstätigen
Schweizerinnen und Schweizern arbeiten heute in einer anderen als
ihrer Wohngemeinde, und ebenfalls fast 60 Prozent fahren mit dem
Auto zur Arbeit. Der öffentliche Verkehr hat mit Ausnahme der Bahn
teilweise deutlich Anteile verloren. Dies sind Ergebnisse von
Studien, die im Auftrag der Bundesämter für Statistik (BFS) und
Raumentwicklung (ARE) durch die Firma INFRAS (Bern) und das
Geografische Institut der Universität Lausanne auf der Grundlage der
Resultate der Volkszählung 2000 erarbeitet wurden. Wachsende
Dominanz der Grossagglomerationen In der Schweiz leben mittlerweile
73 Prozent der Bevölkerung in den städtischen Agglomerationen.
Zwischen 1990 und 2000 sind die Grossagglomerationen (Zürich, Basel,
Bern, Genf, Lausanne) und ihre Satelliten stärker gewachsen als die
übrigen Agglomerationen. Zusammen mit einer weiteren Konzentration
der Arbeitsplätze hat die Dominanz der Grossagglomerationen weiter
zugenommen. Die Anfang der 1970er Jahre einsetzende Bildung eines
Systems von Metropolitanräumen hat sich weiter fortgesetzt. Die
Metropolisierung zeigt sich in der zunehmenden Vernetzung
benachbarter Agglomerationen und im stetigen Ausgreifen der
Grossagglomerationen in ihr Umland (auch ins Ausland). Ein wichtiger
Aspekt dieser Entwicklung ist die Verstädterung des ehemals
ländlichen Raums (Periurbanisierung) und die fortschreitende
Zersiedelung des Landes. Gebaut wurde vor allem dort, wo die
Baupreise relativ günstig sind. Dies zeigt sich unter anderem in der
seit 1970 zu beobachtenden (und in den 1990er Jahren fortgesetzten)
starken Zunahme der Einfamilienhäuser in den Agglomerationsgürteln
und angrenzenden ländlichen Gebieten (+ 158% bzw. +155%). Verstärkung der sozialen und räumlichen Segregation Mit der
Ausdehnung der Stadtgebiete der Schweiz nahmen auch die räumlichen
Unterschiede und die soziale Segregation zu. Familien aus dem
Mittelstand haben sich hauptsächlich in den Verstädterungsgebieten
im ehemals ländlichen Raum (periurbane Zonen) niedergelassen,
während sich Familien aus den unteren sozialen Schichten näher bei
den Zentren, im so genannten suburbanen Gürtel konzentrieren. Die
Zentren selber zeigten in den 1990er Jahren Anzeichen einer
zunehmenden Segregation. In den zwischen 1950 und 1970 gebauten
Stadtquartieren und ihrem Umfeld konzentrieren sich die
wirtschaftlich und sozial schwächeren Schichten und die Immigranten
aus dem Ausland. Diese haben den Bevölkerungsverlust der Zentren
teilweise wettgemacht. In vielen älteren und zentrumsnahen
Stadtquartieren hingegen wurde die Wohnsubstanz durch Renovationen,
Neubauten und Verkehrsberuhigungsmassnahmen aufgewertet, was
zahlungskräftigere soziale Schichten anzog. Wohnen und Arbeiten
fallen zunehmend auseinander Im Jahr 2000 arbeiteten nahezu 6 von 10
Erwerbstätigen (58%) in einer anderen als in ihrer Wohngemeinde. Im
Vergleich mit den Bewegungen vom Umland in die Zentren gewinnen
dabei die Pendlerströme innerhalb der Agglomerationsgürtel
(tangentiale Bewegungen um die Zentren herum bzw. vermehrt an den
Agglomerationsrändern) besonders in Zürich, Bern und Genf immer mehr
an Bedeutung. In den 1990er Jahren hat auch das Pendeln aus dem
Zentrum ins Umland hinaus und zwischen den Agglomerationen (vor
allem zwischen den Grossagglomerationen und ihren
Satellitenagglomerationen) zugenommen. Die Dominanz der
Motorfahrzeuge im Pendlerverkehr nimmt zu Der Ausbau der
S-Bahnsysteme und die Bahn 2000 sind die Teilantworten des
öffentlichen Verkehrs auf die veränderten Raumstrukturen und
Mobilitätsbedürfnisse. Der eigentliche Gewinner ist aber der
motorisierte Individualverkehr (MIV; Auto und Motorrad), dessen
Anteil am Pendlerverkehr weiter steigt. Sein Anteil beträgt
mittlerweile 58 Prozent und hat seit 1980 um rund 10% zugelegt. Dazu
beigetragen hat insbesondere auch die steigende Erwerbsbeteilung der
Frauen. Ihr Anteil am MIV hat überdurchschnittlich zugenommen. Die
Bahn ausgenommen, verzeichneten der öffentliche Verkehr und der
Langsamverkehr (zu Fuss, Velo) in den 1990er Jahren teilweise
deutliche Anteilsverluste. Um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, legen
die Pendler immer weitere Distanzen zurück der dafür benötigte
Zeitaufwand blieb jedoch konstant. Speziell beim motorisierten
Individualverkehr haben sich die Durchschnittsgeschwindigkeiten
erhöht. Bis zum Jahr 2000 war die Kapazität des schweizerischen
Strassennetzes offenbar so ausgestattet, dass im Allgemeinen keine
signifikanten Zeitverluste entstanden. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Pressestelle Auskunft: Auskunftszentrale für die Volkszählung, Tel.: 032 713 61
11 oder 032 713 63 13 Werner Haug, BFS, Abteilung
Bevölkerungsstudien und Haushaltssurveys, Tel.: 032 713 66 85 Roman
Frick, INFRAS Bern, Tel.: 031 370 19 19 Antonio Da Cunha,
Universität Lausanne, Institut für Geografie, Tel.: 021 692 30 73
oder 021 692 30 70 Neuerscheinung: Roman Frick et al.:
Pendlermobilität in der Schweiz, Neuchâtel: Bundesamt für Statistik,
2004, Bestellnummer: 001-0029. Preis: Fr. 30. Erscheint demnächst:
Antonio Da Cunha, Jean-François Both: Metropolen, Städte und
Agglomerationen. Soziodemografische Struktur und Dynamik von urbanen
Räumen, Neuchâtel: Bundesamt für Statistik. Pressestelle BFS, Tel.: 032 713 60 13; Fax: 032 713 63 46 Publikationsbestellungen, Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-
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