Medienmitteilung
BFS: Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002
2004-05-28T09:15:00
(ots) - Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002 Sparen bei den Krankenversicherungsprämien Der Anteil der Schweizer Bevölkerung mit einer Zusatzversicherung
zur Deckung der Spitalkosten in der privaten oder halbprivaten
Abteilung ist weiter rückläufig. 1992, d.h. vor dem Inkrafttreten
des KVG, betrug er 52%; 2002 belief er sich lediglich noch auf 32%.
Parallel dazu entscheiden sich immer mehr Versicherte für wählbare
Franchisen, um die Prämie ihrer Grundversicherung zu reduzieren.
Zusatzversicherungen und wählbare Franchisen kommen vor allem für
Personen mit höherem Einkommen und Bildungsniveau in Frage. Die
soeben vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichten Ergebnisse
der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) zeigen auch, dass die
Versicherten beim Entscheid für eine wählbare Franchise ihr
individuelles Risiko, Leistungen des Gesundheitssystems beanspruchen
zu müssen, berücksichtigen. Mit dem Anfang 1996 in Kraft getretenen
Krankenversicherungsgesetz (KVG) wurden verschiedene Regelungen
eingeführt, mit denen die Versicherten ihre Gesundheitskosten
begrenzen können. So steht es ihnen zum Beispiel offen, den
Versicherer zwecks eines günstigeren Grundversicherungsangebotes zu
wechseln. Wählbare Franchisen sollen die Versicherten dazu bringen,
die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems zu
begrenzen. Sparmöglichkeiten bieten auch alternative
Versicherungssysteme wie die HMO-Gesundheitszentren und die
Hausarztmodelle. Immer weniger Zusatzversicherungen
Der Anteil
15-jähriger oder älterer Personen mit einer Zusatzversicherung zur
Deckung der Spitalkosten in der privaten oder halbprivaten Abteilung
ist in den letzten zehn Jahren von 52% (1992) über 38% (1997) auf
32% (2002) zurückgegangen. Dieser Trend scheint sich seit einigen
Jahren abzuschwächen und hat sich nach den jüngsten Zahlen der
Krankenversicherer sogar stabilisiert. In der Altersklasse der 45-
bis 64-Jährigen also der Personen, deren verfügbares Einkommen oft
einen Höhepunkt erreicht hat finden sich am meisten Frauen und
Männer mit einer solchen Versicherung. Im Pensionsalter sind diese
Zusatzversicherungen bei beiden Geschlechtern wieder seltener (35%
bis 40%). Es erstaunt nicht, dass die Versicherung in der privaten
oder halbprivaten Abteilung stark mit der finanziellen Situation der
Betroffenen zusammenhängt: Unter den zwanzig einkommensstärksten
oder sozioprofessionell am besten gestellten Prozent der Bevölkerung
verfügen über 50% über eine derartige Zusatzversicherung.
und
immer mehr hohe Franchisen Weniger Krankenversicherungsprämien zu
bezahlen und dafür im Bedarfsfall einen grösseren Anteil der
Behandlungskosten zu übernehmen, als die Mindestfranchise von Fr.
230 es vorschreibt, ist in den letzten Jahren immer populärer
geworden. Insbesondere Personen mit hohem Ausbildungsniveau
entscheiden sich für eine Franchise von 400 bis 1500 Franken:
Während drei Viertel der Hochschulabsolventinnen und absolventen
über eine wählbare Franchise verfügen, wünscht unter den Personen
mit lediglich obligatorischer Schulausbildung nur die Hälfte diese
Lösung. Bei gleicher Ausbildung und gleichem Einkommen sind
proportional mehr Männer als Frauen bereit, eine hohe Franchise zu
bezahlen (ab 600.-). Dies erstaunt nicht, wenn man bedenkt, dass
Frauen häufiger ärztlichen Rat suchen als Männer und ihr
Sparpotenzial somit geringer ist. Alternative Versicherungsmodelle
sind nicht in Offenbar steuern aber nicht nur finanzielle
Beweggründe das Verhalten der Bevölkerung in Sachen
Krankenkassenprämien. Die Versicherten scheinen wenig geneigt,
gewisse Einschränkungen zwecks tieferer Prämien zu akzeptieren und
sind wahrscheinlich zum Teil auch schlecht informiert. Aus diesem
Grund werden die drei alternativen Versicherungsformen nur selten
gewählt: Bonussystem 1% der Versicherten, HMO-Gesundheitszentren 2%
und Hausarztmodell 3%. Darin bestätigt sich die Vorliebe der
Versicherten für die freie Arztwahl. Gemäss der SGB 2002 erachten es
denn auch 72% der schweizerischen Wohnbevölkerung als wichtig, sich
im Bedarfsfall den Spezialarzt bzw. die Spezialärztin selber
aussuchen zu können. Vor allem Gesunde wählen höhere Franchisen
Haben hohe Franchisen die erhoffte Wirkung, das heisst die Senkung
der Kosten zulasten der Versicherer, oder bringen sie vor allem den
Versicherten tiefere Prämien? Die Befragungsergebnisse zeigen, dass
der Anteil der Personen, die in den 12 Monaten vor der Befragung
einen Arzt oder eine Ärztin aufgesucht haben, von der tiefsten zur
höchsten Franchise um 22% abnimmt. Zwar deutet dieses Ergebnis auf
eine zurückhaltendere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen hin,
falls die Konsultationskosten selber zu tragen sind; andere
Resultate haben zudem aber gezeigt, dass Personen mit hoher
Franchise in der Regel auch bei besserer Gesundheit sind. So
verringert sich der Anteil derer, die sich gesundheitlich gut oder
sehr gut fühlen und derer, die keine chronischen gesundheitlichen
Probleme haben, von der tiefsten zur höchsten Franchise um etwas
mehr als 10%. Je höher zudem die Franchise, desto grösser ist auch
der Anteil der Personen, die im Jahr vor der Erhebung keinen
Spitalaufenthalt zu verzeichnen haben. Bezahlung der Leistungen
entscheidend Bei der Frage nach dem Grund für den letzten Arztbesuch
gaben die Angehörigen der tiefsten Einkommensgruppe hauptsächlich
Beschwerden, eine Krankheit oder einen Unfall als Ursachen an. Damit
bestätigt sich das allgemein bekannte Phänomen, wonach Personen aus
tieferen sozialen Schichten Gesundheitsrisiken (toxische Stoffe,
Arbeitsunfälle usw.) und demnach gesundheitlichen Problemen stärker
ausgesetzt sind und auch eine höhere Sterblichkeit aufweisen. Im
Bereich der abgedeckten Leistungen funktioniert das
Gleichbehandlungsprinzip gemäss KVG, das heisst alle haben gleichen
Zugang zu den Leistungen des Gesundheitssystems. Andere, von der
Grundversicherung nicht übernommene Leistungen wie zum Beispiel
Behandlungen beim Zahnarzt oder bei der Dentalhygienikerin werden
hingegen umso mehr in Anspruch genommen, je höher das Einkommen des
Patienten oder der Patientin ist. Diese einkommensabhängigen
Unterschiede unterstreichen, wie wichtig die Bezahlung zentraler
Leistungen durch die Versicherung ist, um allen Teilen der
Bevölkerung einen fairen Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen.
Allgemein hat die Schweizerische Gesundheitsbefragung gezeigt, dass
die Entscheide der Versicherten im Bereich der Krankenversicherung -
das heisst die Wahl der Franchise, der Hospitalisierungsart und der
Versicherungsform nicht ausschliesslich auf wirtschaftlichen
Überlegungen basieren, sondern von verschiedenen sozialen Aspekten
wie dem Bildungsniveau, der Stellung im Beruf, dem Einkommen sowie
dem Gesundheitszustand abhängen. Die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002 Laut dem statistischen
Mehrjahresprogramm des Bundes findet alle fünf Jahre eine Erhebung
über den Gesundheitszustand der 15-jährigen und älteren, in
Privathaushalten lebenden Wohnbevölkerung der Schweiz statt. Nach
der Premiere 1992/93 wurde die Schweizerische Gesundheitsbefragung
2002 zum dritten Mal durchgeführt. Für diese Ausgabe wurde eine
Zufallsstichprobe von 19'700 Personen befragt. Anhand eines
telefonischen Interviews sowie eines per Post zugestellten
Papierfragebogens wurden die gesundheitlichen Selbsteinschätzungen,
der Lebensstil sowie die Bedürfnisse der Versicherten an Leistungen
des Gesundheitssystems in Erfahrung gebracht sowie zahlreiche
gesundheitsrelevante Faktoren wie die Lebens- oder
Arbeitsbedingungen untersucht. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Pressestelle Auskunft:
Dr. Roland Calmonte, BFS, Sektion Gesundheit, Tel.: 032 713 65 64 Neuerscheinung:
Schweiz. Gesundheitsbefragung 2002. Erste Ergebnisse, Bestellnummer:
213-0201
Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002. Standardtabellen Niveau
Schweiz (CD-ROM) Basis-Preis: Fr. 300.--, 2004
Bestellnummer: 213-0205-01 Pressestelle BFS, Tel.:032 713 60 13; Fax: 032 713 63 46 Publikationsbestellungen, Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-
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