Medienmitteilung
BFS: Kosten des Gesundheitswesens
2004-02-27T09:15:00
(ots) - Kosten des Gesundheitswesens
Steigerung um 4% im Jahr 2002 Die Kosten des Gesundheitswesens sind nach Schätzungen des
Bundesamtes für Statistik (BFS) zwischen 2001 und 2002 um 4,0%
gestiegen. Dabei haben sie sich von 46,1 auf 48,0 Milliarden Franken
erhöht. Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt
(BIP) nahm von 10,9% (2001) auf 11,2% (2002) zu. Die Erhöhung wird
zurzeit hauptsächlich vom Staat getragen, während es Ende der 90er-
Jahre hauptsächlich die Krankenversicherung (KVG) gewesen war. 2002
betrug die jährliche Steigerung der Gesundheitskosten 4%. Dies ist
weniger als noch 2001 (+6,4%). Die Zunahme 2002 entspricht genau dem
Mittel der letzten fünf Jahre. Der Anteil der Gesundheitskosten am
Bruttoinlandprodukt nahm von 10,9% (2001) auf 11,2% (2002) zu. In
der Schweiz wird somit nach wie vor ein wachsender Anteil der Mittel
für Güter und Dienstleistungen des Gesundheitswesens aufgewendet.
Der Grund hierfür liegt insbesondere in der schwachen Konjunktur,
die sich in einem geringen Wachstum des BIP zu laufenden Preisen von
lediglich 1,2% im Jahr 2002 äusserte. Aufgrund der
Wachstumsdifferenz von 2,8% zwischen dem BIP und den Kosten des
Gesundheitswesens erhöhte sich das Verhältnis zwischen diesen beiden
Grössen 2002 um 0,3 Prozentpunkte. Das Gesundheitswesen umfasst
mehrere Leistungserbringer, deren Leistungen in der Regel nicht
unter die Krankengrundversicherung (KVG) oder andere
Sozialversicherungen fallen: zahnärztliche und psychotherapeutische
Dienste, Verkauf von Medikamenten ohne Rezept usw. Hinzu kommt, dass
die Kosten für Alters- und Pflegeheime sowie für Spitex-Leistungen
nur teilweise zurückerstattet werden. Unter dem Strich, d.h. nach
Abzug der Kostenbeteiligungen zu Lasten der Versicherten (Franchise
und Selbstbehalt), wurden 2002 lediglich 32,3% der gesamten Kosten
des Gesundheitswesens im Rahmen der Krankenversicherung (KVG)
geregelt. Die anderen zentralen Finanzierungsquellen sind die
privaten Haushalte (31,5%) und der Staat (17,9%). In diesem
Zusammenhang gilt es klar zwischen Kosten des Gesundheitswesens und
Ausgaben der Krankenversicherung zu trennen. Gründe für den Kostenanstieg Dem Kostenanstieg liegen komplexe
Ursachen zugrunde, die einerseits mit dem Angebot und andererseits
mit der Nachfrage von Sach- und Dienstleistungen des
Gesundheitswesens in Zusammenhang stehen. Alle Akteure tragen dazu
bei: Patientinnen und Patienten, Leistungserbringer,
Krankenversicherer und Gesundheitsbehörden. Mit anderen Worten hat
das Verhalten jedes Einzelnen einen Einfluss auf die
Kostensteigerung. Nennenswert sind zum Beispiel auf der
Angebotsseite die wachsende Spezialisierung und Technisierung, die
zunehmende Anzahl privat praktizierender Ärzte sowie der Absatz
neuer und kostspieliger Medikamente. Erwähnt seien auf der
Nachfrageseite die strukturelle Entwicklung der Bevölkerung und der
Haushalte, die abnehmende soziale Solidarität (Selbsthilfe,
ehrenamtliche Tätigkeit) sowie der verbesserte Zugang der
Bevölkerung zu qualitativ hoch stehenden Pflegeleistungen. Der Staat bezahlt mehr Nachdem sich der Staat mehr und mehr aus der
Finanzierung der Kosten des Gesundheitswesens zurückgezogen hatte,
kehrte sich die Tendenz ab 2001 deutlich um. 2002 übernahm der Staat
17,9% dieser Kosten, verglichen mit lediglich 15,2% im Jahr 2000.
Die Privathaushalte profitieren am meisten von dieser Entwicklung,
reduzierte sich doch ihr Finanzierungsanteil von 32,9% (2000) auf
31,5% (2002). Der Finanzierungsanteil der Haushalte umfasst die von
den Sozialversicherungen nicht übernommenen Leistungen (out of
pocket) sowie die Kostenbeteiligung bei der Krankenversicherung
(Franchise und Selbstbehalt). Der KVG-Finanzierungsanteil legt, nach
Abzug der Kostenbeteiligungen durch die Versicherten, eine gewisse
Stabilität an den Tag. Er belief sich in den letzten zwei Jahren auf
32,3% des Totals der Kosten des Gesundheitswesens. Die Finanzierung
des Gesundheitswesens weist einige interessante Tendenzen auf: Die
jährlichen Zahlungssteigerungen der Versicherer im Rahmen der
obligatorischen Krankenpflegeversicherung (KVG) decken sich mit der
Erhöhung der Gesundheitskosten im Jahr 2002 (+4,0%). Dabei hat der
Finanzierungsanteil des Staates in den letzten zwei Jahren am
stärksten zugelegt. Nach einer geringen jährlichen Steigerung von 3%
in der Periode 1998-2000 betrug der Anstieg 2001 18,2% und 2002
9,9%, was den allgemeinen Zuwachs der Kosten des Gesundheitswesens
bei weitem übersteigt. Damit hat sich der rückläufige Trend bei der
staatlichen Finanzierung vom Ende der 90er- Jahre wieder korrigiert.
Diese Kompensation dürfte auf zahlreiche Faktoren in den einzelnen
Kantonen zurückzuführen sein. Genannt seien Lohnanpassungen in den
öffentlichen Spitälern und Tarifänderungen. Zudem beginnt das
Bundesgesetz vom 21. Juni 2002 über die Anpassung der kantonalen
Beiträge für die innerkantonalen stationären Behandlungen,
allmählich Wirkung zu zeigen. Ausgabenzuwachs im stationären Bereich Der Ausgabenanteil im
stationären Bereich (Spitäler, Heime, Institutionen für Behinderte)
erreichte 2002 einen Höchststand (48,1%). Nachdem er Ende der
90er-Jahre einen leichten Abwärtstrend verzeichnet hatte, ging es
2001 und 2002 wieder deutlich aufwärts. Seit 2001 ist in den
Akutspitälern (2000: 28,0%; 2002: 28,7%) sowie in den Institutionen
für Langzeitaufenthalte (2000: 12,0%; 2002: 12,5%) eine Steigerung
der gesundheitsbezogenen Ausgaben festzustellen. Der Anteil der
Aufwendungen für ambulante Leistungen ist seit 2000 (29,8%) leicht
rückläufig (2002: 29,4%). Diesen Trend gilt es jedoch nach den drei
Hauptkomponenten dieser Leistungen zu nuancieren: Bestimmend für die
Verringerung waren die ärztlichen (1997: 14,1%; 2002: 13,8%) und
deutlicher noch die zahnärztlichen Leistungen (1997: 7,0%; 2002:
6,1%); diese Bewegung wurde jedoch durch einen Anstieg bei den
ambulanten Leistungen der Spitäler gebremst (1997: 3,9%; 2002:
5,5%). Der Anteil der Ausgaben für Medikamente hat sich geringfügig
verkleinert (1997: 12,4%; 2002: 12,3%). Dasselbe gilt für die
Prävention (1997: 2,4%; 2002: 2,3%). Der Anteil der
Verwaltungsausgaben schrumpft seit 1998 konstant (damals: 5,3%;
2002: 4,8%). Diese Tendenz ist ausschliesslich auf die markante
Senkung der Verwaltungskosten im KVG-Krankenversicherungsbereich
zurückzuführen. Internationaler Vergleich Der prozentuale Anteil der
Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt ist ein aussagekräftiger
Indikator für die wirtschaftliche Belastung oder die Verwendung der
Ressourcen des Gesundheitswesens. Laut Statistiken der OECD für 2001
weisen die USA diesbezüglich mit 13,9% den grössten Anteil auf. An
zweiter und dritter Stelle folgen die Schweiz mit 10,9% und
Deutschland mit 10,7%. Die weiteren Plätze in der Rangliste besetzen
Kanada (9,7%) und Frankreich (9,7%). Am unteren Ende der Rangliste
finden sich die Türkei (4,8%) und die Slowakei (5,7%). Diese
Ergebnisse bestätigen einerseits die erwartungsgemässe
Wechselbeziehung zwischen materiellem Wohlstand und
Gesundheitsausgaben; andererseits erstaunen jedoch die untypisch
tiefen Werte einiger angelsächsischer und skandinavischer Länder.
Genannt seien Irland mit 6,5%, das Vereinigte Königreich mit 7,6%
und Finnland mit 7,0%. Es ist anzunehmen, dass in diesen Ländern die
Kosten der Leistungserbringer im Privatsektor nicht oder nur
unvollständig erfasst werden. Zudem ist es denkbar, dass die
Ausgaben für die Langzeitpflege teilweise nicht unter den Kosten für
das Gesundheitswesen erscheinen, sondern als Sozialausgaben verbucht
werden. Die Statistik der Kosten des Gesundheitswesens des BFS ist eine
Synthese aus sämtlichem verfügbarem Zahlenmaterial zur Schätzung der
Geldströme rund um die Produktionskosten, die Ausgaben und die
Finanzierung von Waren und Dienstleistungen des schweizerischen
Gesundheitswesens während eines Jahres. Sie kann somit erst
erarbeitet werden, wenn sämtliche statistischen Primärdaten
verfügbar sind, insbesondere jene der Sozialversicherungen und der
öffentlichen Finanzen. Deshalb werden die definitiven Berechnungen
erst mit einer rund zweijährigen Verspätung veröffentlicht.
Schätzmodell Das nun veröffentlichte Zahlenmaterial beruht auf einem
2001 vollständig überarbeiteten Schätzmodell. Die Methodik wurde
verbessert, und die Präsentation der Resultate berücksichtigt die
veränderten Bedürfnisse im Bereich der Beobachtung des
Gesundheitswesens und der Krankenversicherung. Die neuen Basisdaten
zum stationären Bereich erlauben genauere Schätzungen, und die
verwendeten Klassifikationen und Berechnungsverfahren sind absolut
konform mit der neuen internationalen Methodik der OECD für die
Gesundheitskonten. Die wichtigsten Verbesserungen liegen einerseits
in der feineren Abgrenzung der Leistungserbringer und andererseits
in der neu gestalteten Gliederung der Finanzierer des
Gesundheitswesens, die den Bedürfnissen der wirtschaftlichen und
politischen Analyse besser entgegen kommt. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst Auskunft:
Raymond Rossel, BFS, Tel. 032 713 67 77 (Deutsch und Französisch)
Yves-Alain Gerber, BFS, Tel. 032 713 64 46 (Französisch) Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS
http://www.statistik.admin.ch
(Pfad: Fachbereiche Gesundheit Statistiken Kosten des
Gesundheitswesens Publikation Kosten des Gesundheitswesens"
Provisorische Ergebnisse 2002) 27.02.2004
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