Medienmitteilung
BFS: BFS: Ambulante Suchtberatung 2001
Weniger Behandlungsabbrüche im Alkoholbereich
2003-10-13T09:15:00
(ots) - Ambulante Suchtberatung 2001
Weniger Behandlungsabbrüche im Alkoholbereich Im Jahr 2001 wurden mehr als 20'000 Personen von den
Beratungsdiensten betreut, die an der Statistik der ambulanten
Behandlung und Betreuung im Alkohol- und Drogenbereich (SAMBAD)
teilgenommen haben. Etwa zwei Drittel der 5100 im Jahr 2001 erstmals
betreuten Personen nahmen auf Grund von Alkoholproblemen Hilfe in
Anspruch, die Übrigen im Zusammenhang mit illegalen Drogen,
insbesondere Heroin. Die überwiegende Mehrheit der Personen, die
ambulante Suchtberatungsstellen aufsuchten, waren Männer (71%). Der
bereits in den letzten Jahren beobachtete Trend eines höheren
Durchschnittsalters bei Beratungsbeginn setzte sich fort. So stieg
das Durchschnittsalter seit der Einführung der Statistik im Jahr
1995 von 27 auf 30 Jahre bei Personen mit Heroinproblemen und von 43
auf 45 Jahre bei Personen mit Alkoholproblemen. Die am Ende der
Betreuung erhobenen Daten zeigen, dass im Vergleich zu den beiden
vorangehenden Jahren bei den Personen mit Alkoholproblemen weniger
Behandlungsabbrüche zu verzeichnen waren. Alkohol- und
Heroinprobleme: die Unterschiede Etwa die Hälfte der 2001 im
Zusammenhang mit Alkoholproblemen aufgenommenen Klientinnen und
Klienten suchte zum ersten Mal Hilfe bei einer spezialisierten
Einrichtung oder Beratungsstelle. Diese Personen hatten vor
durchschnittlich 19 Jahren damit begonnen, regelmässig Alkohol zu
trinken. Anders präsentiert sich die Situation bei den Ratsuchenden
mit Heroinproblemen. Hier betrug die Zeitspanne zwischen dem Beginn
regelmässigen Konsums bis zur ersten Kontaktaufnahme mit einer
Beratungsstelle durchschnittlich lediglich 5 Jahre, und der Anteil
der Personen, die zum ersten Mal professionelle Hilfe aufsuchten,
erreichte nur knapp 30%. Ein zusätzlicher Unterschied zwischen
diesen beiden Gruppen bestand darin, dass alkoholkranke Personen
seltener weitere schädliche Substanzen konsumierten als Personen mit
Heroinproblemen. Was die berufliche Integration betrifft, verfügte
die Mehrheit der von den ambulanten Suchtberatungsstellen betreuten
Personen zum Zeitpunkt des Behandlungsbeginns über kein
regelmässiges eigenes Einkommen. So konnten mehr als die Hälfte der
Männer (54%) und etwas weniger als zwei Drittel der Frauen (64%) mit
Alkoholproblemen nicht für sich selbst aufkommen. Obwohl sich die
Situation diesbezüglich bei den von Heroinproblemen betroffenen
Personen ähnlich präsentiert (Männer: 58%; Frauen: 66%), waren
deutlich mehr Personen dieser Gruppe auf Sozialhilfe angewiesen
(29%) als bei den Klientinnen und Klienten mit Alkoholproblemen
(9%). 15% der Hilfesuchenden sind Angehörige von Betroffenen Obwohl
es sich auch 2001 bei der überwiegenden Mehrheit der Hilfesuchenden
um die Suchtkranken selber handelte, kamen immerhin 15% der
Personen, die in diesem Jahr Kontakt mit einer Beratungsstelle
aufnahmen, aus dem Umfeld Suchtkranker. Im Allgemeinen unterschied
sich das Profil der Personen, die wegen Suchtproblemen Angehöriger
eine Beratungsstelle aufsuchten, von jenem der Hilfe suchenden
Suchtkranken. So handelte es sich im Gegensatz zu den persönlich
Betroffenen bei Rat suchenden Angehörigen vorwiegend um Frauen
(80%). Es fällt zudem auf, dass Personen, die auf Grund eigener
Suchtprobleme Rat suchen, insgesamt sozial schlechter verankert
sind: Während nur gerade 26% der Klientinnen und Klienten mit
eigenen Suchtproblemen verheiratet sind, erreichte dieser Anteil 61%
bei Personen, die wegen der Suchtkrankheit Angehöriger Rat suchten.
Betreuung von Alkohol- und Heroinabhängigen: unterschiedliche
Herausforderungen Der Anteil Alkoholkranker, welche die Behandlung
vorzeitig abbrachen, sank zwischen 1999 und 2001 von 52% auf 41%.
Bei den Personen mit Heroinproblemen sind Behandlungsabbrüche
generell häufiger (2001: 56%), ein bestimmter Trend lässt sich für
die vergangenen Jahre nicht eruieren. Rückfälle im Verlaufe der
Behandlung sind bei Personen mit Heroinproblemen deutlich häufiger
als bei Personen mit Alkoholproblemen. Bei den Alkoholkranken werden
Frauen häufiger rückfällig (64%) als Männer (52%), im Heroinbereich
sind diesbezüglich keine Unterschiede auszumachen (Männer: 82%;
Frauen: 81%). Trotz der höheren Rückfallquote streben Personen mit
Heroinproblemen bei Behandlungsende häufiger eine vollständige
Abstinenz an (69%) als Alkoholkranke (42%). Verbesserung bei den
HIV-Risiken Etwas mehr als ein Drittel der Ratsuchenden mit
Heroinproblemen haben sich mindestens einmal Drogen intravenös
gespritzt. Dieser Trend nimmt jedoch ab. 2001 hatten sich nur noch
36% der Klientinnen und Klienten mit Heroinproblemen in den 30 Tagen
vor der ersten Konsultation eine illegale Substanz gespritzt. 1997
hatte man noch 50% registriert. 2001 hatten 3,2% der beratenen
Personen mit Heroinproblemen in den 30 Tagen vor der ersten
Konsultation gebrauchtes Spritzbesteck verwendet eine Praxis, bei
der das HIV- Virus häufig übertragen wird. Im selben Jahr waren 5,2%
der Ratsuchenden, die sich im Verlauf ihres Lebens illegale
Substanzen injiziert hatten, HIV-positiv. Diese Quote hat im
Vergleich zum Jahr 2000 abgenommen. Die Erhebung Die Statistik der
ambulanten Behandlung und Betreuung im Alkohol- und Drogenbereich
(SAMBAD) wird seit dem 1. Juli 1994 durchgeführt. Die Teilnahme an
der Statistik ist freiwillig. Verantwortlich für die Erfassung und
Aufbereitung der Daten ist das Bundesamt für Statistik (BFS). Die
Datenanalyse erfolgt in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA), die vom
Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit einem entsprechenden Mandat
betraut wurde. Der darauf aufbauende Bericht beschreibt die
Aktivitäten der Alkohol- und Drogenberatungsstellen. Er geht auch
auf die Lebensbedingungen, die Konsumarten und die Probleme der
Ratsuchenden ein. Der siebte Bericht, der vom BFS zusammen mit der
SFA und dem BAG veröffentlicht worden ist, enthält darüber hinaus
einen Überblick über die Entwicklung der Situation in den
wichtigsten Bereichen seit dem Beginn der Erhebungen im Jahr 1995.
Angesprochene Beratungsstellen Die SAMBAD berücksichtigt alle
ambulanten Beratungsdienste mit einem Angebot für Personen mit
Abhängigkeitsproblemen (Alkohol, Medikamente, illegale Drogen),
sofern dieses Angebot auf eine minimale Dauer von drei Kontakten
ausgerichtet ist. Einrichtungen für punktuelle Hilfe wie
Gassenküchen, Kontakt- und Anlauf- oder Notschlafstellen werden
nicht in die Statistik einbezogen. Es sind zwei Befragungsebenen zu
unterscheiden: Bei der Institutionenbefragung betrug die
Beteiligungsquote im Jahr 2001 67,9% der erfassten psychosozialen
Institutionen (169 von insgesamt 249) und 71,6% aller auf Sucht
spezialisierten Beratungsstellen (116 von insgesamt 162). Auf der
Ebene der Beratungen (Klientinnen- und Klientenstatistik) haben sich
38,2% aller registrierten Institutionen (95 von insgesamt 249) und
51,6% der auf Sucht spezialisierten Beratungsstellen (84 von
insgesamt 162) beteiligt. In Bezug auf die Funktionsweise der
Beratungsstellen weist die Erhebung SAMBAD drei Haupttypen von
Institutionen aus. Die grösste Kategorie bilden die
Suchtberatungsstellen (fast zwei Drittel der beteiligten
Beratungsstellen). Sie beschäftigen hauptsächlich Fachpersonen aus
den Bereichen Sozialarbeit, Erziehung, Psychologie sowie zum Teil
auch Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal. Als zweiter Typ seien
die polyvalenten Dienste genannt, deren Tätigkeiten über Suchtfragen
hinausgehen. Weniger als ein Fünftel der erfassten Beratungsstellen
gehören diesem Typ an. Die polyvalenten Zentren beschäftigen
mehrheitlich Personal aus den Sparten Sozialarbeit; danach folgen
die Erziehung sowie die Psychologie. Nur spärlich vertreten sind bei
diesem zweiten Typ die medizinischen Berufe. Stärker vertreten sind
die medizinischen Berufe beim dritten Institutionstyp, den
psychiatrisch ausgerichteten Beratungsstellen. Diese machen knapp
ein Zehntel der in der SAMBAD berücksichtigten Beratungsstellen aus.
Seit der Einführung der SAMBAD hat die Zahl der Beratungsstellen und
damit die Ausgangspopulation der Statistik abgenommen. 1996 zählte
man in der Schweiz 280 auf Suchtfragen spezialisierte
Beratungsstellen, 2001 waren es noch deren 249. Insbesondere die
Alkoholberatungsstellen verzeichneten einen Abbau (von 95 im Jahr
1995 auf 61 im Jahr 2001), während die Drogenberatungsstellen bis
1997 zulegten, um sich danach zu stabilisieren. Erfasste Beratungen
und Behandlungen Die SAMBAD konzentriert sich auf die Beratungen
(Konsultationen, Behandlungen, Therapien) und nicht auf die Rat
suchenden Personen. Das heisst, dass Klientinnen und Klienten, die
sich an mehreren Orten gleichzeitig beraten lassen, auch
entsprechend oft erfasst werden. Es werden nur Beratungsepisoden in
die Statistik aufgenommen, die auf mindestens drei Kontakte
ausgerichtet sind. Die Statistik berücksichtigt Neuaufnahmen,
Abschlüsse und Zwischenberichte (sog. Jahresendzensus) von
Beratungen bzw. Behandlungen der an der Statistik teilnehmenden
Beratungsdienste. Diese verzeichneten im Jahr 2001 insgesamt 5100
neue Beratungsaufnahmen und 3291 Beratungsabschlüsse. Der
entsprechende Jahresendzensus ergab 3209 weitere
Behandlungsepisoden, für welche die benötigten Informationen bei
Abschluss der Datenerhebung noch nicht verfügbar waren. BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst Auskunft:
Etienne Maffli, Schweizerische Fachstelle für Alkohol und andere
Drogenprobleme (SFA), Lausanne,
Tel.: 021 321 29 54
Anthony Francis, BFS, Sektion Gesundheit, Tel. 032 713 61 94
Publikationsbestellungen: Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-
Mail: order@bfs.admin.ch Neuerscheinung: BFS, Ambulante Suchtberatung 2001, Statistik der ambulanten
Behandlung und Betreuung im Alkohol- und Drogenbereich, Neuchâtel
2003, Bestellnummer: 229-0100, Preis:12 Fr. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS
http://www.statistik.admin.ch
Permalink:
https://www.presseportal.ch/de/pm/100000114/100467697
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