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Stadtmuseum Aarau

Medienmitteilung: Sich selber, eigene Erinnerungen oder Erlebnisse – Was das Publikum in der Ausstellung ZEITGESCHICHTE AARGAU entdeckt hat.

Medienmitteilung: Sich selber, eigene Erinnerungen oder Erlebnisse – Was das Publikum in der Ausstellung ZEITGESCHICHTE AARGAU entdeckt hat.
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Letzte Tage: Ausstellung über die jüngere Kantonsgeschichte im Stadtmuseum Aarau

Fotokuratorin Laura Aellig blickt zurück auf die Ausstellung «ZEITGESCHICHTE AARGAU 1950– 2000» und erzählt, was das Publikum im Bilderkosmos aus dem Ringier Bildarchiv entdeckt hat: Eigene Erinnerungen, Ereignisse, an denen man selber dabei war oder sogar sich selber.

Letzte Chance die eigene Geschichte neu zu entdecken:

Ausstellung im Stadtmuseum Aarau bis 5. Februar

«Mein Aargau im Topf» Mittagstisch mit Kurzführung: 31. Januar, 12 Uhr

(mit Anmeldung unter stadtmuseum.ch)

Letzte öffentliche Führung, 5. Februar, 14 Uhr

Liebe Medienschaffende

Wir freuen uns, wenn Sie in Ihrem Medium einen Hinweis auf die letzten Tage der Ausstellung «ZEITGESCHICHTE AARGAU 1950-2000. Bilderkosmos eines halben Jahrhunderts» platzieren. Haben Sie weitere Fragen an die Co-Kuratorin der Ausstellung? Gerne organisiere ich ein persönliches Gespräch.

Beste Grüsse, Meret Radi

Die Fotokuratorin blickt zurück

Mit Hörtext und rund hundert grossformatigen Bilder aus dem Ringer Bildarchiv tauchen Besucher:innen in der Ausstellung «ZEITGESCICHTE AARGAU 1950–2000» in die wichtigsten Ereignisse und überraschende Anekdoten der jüngeren Kantonsgeschichte ein. Im Interview erzählt Laura Aellig von Pressebildern, die sie seit der Ausstellung aus neuen Blickwinkeln betrachtet, von Personen, die sich selber auf Bildern entdeckt haben und warum, DJ Bobo nicht nur als Kultfigur sondern auch als Beispiel für die Wirkungsmechanismen der Pressefotografie interessant ist.

Wie kam die Ausstellung ZEITGESCHICHTE AARGAU 1950–2000 beim Publikum an?

Laura Aellig: Die Reaktionen waren sehr positiv, dem Publikum gefiel es, begleitet von Hörtexten in die Bildskulptur einzutauchen und die Bilder aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Mir ist mehrfach zu Ohren gekommen, dass Besucher:innen einen zweiten Besuch planten, weil sie sich an den Leuchtpulten und in den Videostationen weiter zu einem Thema vertiefen wollten. Besonders gefreut haben mich die persönlichen Geschichten, die die Besucher:innen teilten. Die Pressebilder aus dem Ringier Bildarchiv sind nicht nur Teil des kollektiven Bildgedächtnises, sondern lösen gleichzeitig persönliche Erinnerungen aus. Die Museumsgäste freuten sich zum Beispiel, wenn sie auf den Bildern Personen aus der Schulzeit wiedererkannten oder bei abgebildeten Ereignissen live dabei waren.

Welche Begegnung bleibt dir in Erinnerung?

Bei einem öffentlichen Termin im Schauarchiv – wo Besucher:innen in den Originalmaterialien zur Ausstellung stöbern konnten – informierte sich ein Besucher ganz genau über das Bild, das eine Gruppe auf dem besetzten Gelände des AKWs in Kaiseraugst zeigt. Nachdem er das Bild lange durch eine Lupe betrachtet hatte, sagte er: Zu 99% sei er der Junge mit der Fahne. Er war als Junge mit seinem Bruder und seiner Mutter am Besuchstag der Besetzung.

Die Bilder in der Ausstellung stammen zu einem grossen Teil aus dem Ringier Bildarchiv, sind also auch für Boulevard-Medien wie Blick und Schweizer Illustrierte entstanden. Welche Auswirkung hat dies auf die Ausstellung?

Hier ist das Beispiel von DJ Bobo ein gutes: Einerseits ist er als Kultfigur unverzichtbar für die Aargauer Kultur- und Musikgeschichte und da alle den Euro-Dance-Pionier aus Kölliken kennen, ein dankbarer Einstieg. Andererseits finden sich im Ringier Bildarchiv kaum Bilder aus seinem Privatleben. Ganz im Gegensatz zum Musiker Pepe Lienhard, der sich in der Sauna, beim Baby wickeln und sogar nach einem Unfall im Krankenbett ablichten liess. Dieser Vergleich veranschaulicht Wirkungsmechanismen der Pressefotografie und zeigt, wie unterschiedlich das Verhältnis von Promis und Medien sein kann.

Wie fanden Jugendliche und Schulklassen, Zugang zu den Bildern und Geschichten in der Ausstellung, obwohl sie bei den Ereignissen nicht dabei waren?

Die Bilder in der Ausstellung greifen Themen und Ereignisse auf, die sich in Beziehung zu heutigen Diskursen setzen lassen. So kann man Parallelen zwischen grossen Sportereignissen von damals und heute ziehen oder die AKW-Protesten in Kaiseraugst um 1975 mit den Klimastreiks von heute vergleichen. In den Workshops und Führungen mit Schulklassen war es spannend, mit den Jugendlichen über konkrete Bilder zu diskutieren, warum zum Beispiel die Menschen in den 1960er-Jahren für den Bau einer Autobahn applaudierten und warum sie selber heute kein solches Volksfest mehr veranstalten würden.

Welche Aufgabe hat dir besonders viel Freude bereitet?

Das Zusammenstellen der einzelnen Pressebilder zu einer Bilderskulptur war eine sehr bereichernde und kreative Arbeit: Durch das Nebeneinandersetzen und verteilen im Raum, entstanden visuelle Bezüge und wirkungsvolle Blickachsen. So erzählen schöne Nachbarschaften zwischen den Bildern neue Geschichten. Der Zirkusartist hängt ganz oben, das Thermalbad Zurzach liegt wie zum Reinspringen auf dem Boden.

Bilder aus dem Nachlass des Fotografen Werner Erne – den das Stadtmuseum Aarau seit 2020 aufarbeitet – werden im Zuge dieser Ausstellung zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Was zeichnet die Bilder des Aarauer Fotografen aus?

Werner Erne hat ab den 1960er Jahren das kulturelle Leben, die Arbeit in industriellen Betriebe und die Architektur in der Region festgehalten. Die Ästhetik seiner Bilder zeichnet sich durch eine klare Bildsprache mit starken Linien und Strukturen sowie spannende Kontraste in der Bildkomposition aus – egal, ob er eine Theateraufführung der Innerstadtbühne, den Schuhmacher bei Bally oder eine Strassenkreuzung in Oftringen fotografiert hat.

Welchem Bild in der Ausstellung misst du eine besondere Bedeutung zu?

Das Bild einer Kranführerin bei der BBC ist bemerkenswert, weil es eine alternative Sichtweise auf das Thema der Arbeitsmigration zeigt, früher als «Gastarbeit» bezeichnet. Im Gegensatz zu den stereotypen Symbolbildern in schwarz-weiss, die italienische Männer mit Koffern an Bahnhöfen abbilden und hauptsächlich im Ringier Bildarchiv zu finden sind. Die Farbfotografie der Frau könnte auch ein Portrait sein, jedoch bleibt sie, wie für viele Pressebilder typisch, namenlos. Dieses Beispiel vergegenwärtigt, wie wichtig Kontextinformationen sind, um Pressebilder zu verstehen und in den damals vorherrschenden gesellschaftlichen Diskurs einzuordnen.

Verstecken sich weitere Geschichten zwischen den Bildern in der Ausstellung?

Auf Führungen machen wir darauf aufmerksam, dass auch die Lücken in unserem Archiv Geschichte erzählen. Beispielhaft dafür: Das Bild-Dossier des FC Aaraus für eine Saison ist dicker als das Dossier Frauenfussball Gesamtschweiz über 10 Jahre, obwohl die Schweiz seit 1970 eine Frauenfussballliga und die Aarauerinnen 4 Mal Schweizermeisterinnen wurden. Es sind also nicht nur die vorhandenen Fotografien, sondern auch die Leerstellen, die darauf verweisen, welche gesellschaftlichen Interessen und Denkweisen vorherrschten und wie die Medien diese reproduzierten.

Noch bis 5. Februar 2023: Entdecken Sie die Aargauer Kantonsgeschichte als Bilderkosmos, Kinder suchen sich ihren Weg selbstständig durch die Ausstellung entlang einer Wimmelbildspur (immer während den Öffnungszeiten) und bei «Mein Aargau im Topf», dem Mittagstisch mit Kurzführung (Di, 31. Januar, 12 Uhr) wird zu erst ein vegetarisches Menü aufgetischt, danach werden in der Ausstellung persönliche Perspektiven auf die Bilder vorgestellt.

Meret Radi . Teamleiterin Stabsdienst
Stadtmuseum Aarau
Schlossplatz 23 . 5000 Aarau 
T direkt 062 836 02 54 (Di, Do, Fr)
 Stadtmuseum.ch