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Gesundheitswesen braucht Reformen/ Ein Leitartikel von Andreas Abel

Berlin (ots)

Noch nie gab es in Deutschland so viele Mediziner wie heute - und dennoch droht ein Ärztemangel. Auf den ersten Blick scheinen wir bestens versorgt zu sein. Im Bundesdurchschnitt ist ein Arzt, statistisch betrachtet, für 230 Menschen zuständig. 1980 waren es fast doppelt so viele. Doch die Zahlen trügen, denn gleichzeitig ist die Gesellschaft gealtert, der Bedarf an ärztlichen Leistungen also stark gewachsen. Zudem sind mit den Fortschritten in der Medizin und zunehmendem gesamtgesellschaftlichen Wohlstand auch die Ansprüche an das Gesundheitswesen größer geworden. Und nicht zuletzt ist der Anteil der Ärztinnen gestiegen - viele von ihnen arbeiten nicht ganztags, um Familie und Job besser bewältigen zu können.

Vor allem in strukturschwachen Gebieten ist die ambulante ärztliche Versorgung gefährdet. Zahlreiche Landärzte, die aus Altersgründen aufgeben, finden keinen Nachfolger. Da müssen die Politiker eingreifen und Anreize schaffen. Das gilt bereits für das Medizinstudium. Die Auslese ist hart, der Weg zum Examen eine Tortur. Wen wundert es, dass Jung-Mediziner dann wenig Neigung verspüren, eine Hausarztpraxis in der Provinz zu übernehmen oder sich in einem Kreiskrankenhaus zu verdingen?

Doch auch in Berlin gibt es große Unterschiede zwischen den Bezirken. Es war ein Kraftakt des CDU-Gesundheitssenators Mario Czaja, Krankenkassen und Kassenärzte zu einer freiwilligen Versorgungssteuerung auf Bezirksebene zu bewegen. Nun kann nicht mehr jede Arztpraxis in irgendeinen anderen Ortsteil verlegt werden, sondern nur in einen Bezirk, der schlechter versorgt ist. Ein erster, ein wichtiger Schritt. Noch besser wäre natürlich, wenn Ärzte sich nicht genötigt sähen, in einen Kiez mit potenziell mehr Privatpatienten zu ziehen. Dazu müsste aber das Vergütungssystem für ärztliche Leistungen grundlegend geändert werden - und dies käme einer Revolution gleich. Das gilt auch für eine verbindliche Bedarfsplanung für Arztpraxen in den Bezirken. Sie würde zunächst dazu führen, dass in den schlechter versorgten Bezirken zusätzliche Arztpraxen zugelassen werden müssten. Die Krankenkassen lehnen ein solches Verfahren wegen zusätzlicher Kosten aber ab. Die Kassenärzte auch, weil es die Konkurrenz erhöht. Also bliebe nur ein Ausgleich über den Abbau von Arztpraxen in überdurchschnittlich versorgten Bezirken. Wie gesagt, eine Revolution - aber eine sinnvolle.

Der Leitartikel im Internet: www.morgenpost.de/126950843

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