Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Mehr für unsere Sicherheit tun
Leitartikel von Christina Brüning

Berlin (ots)

Tatort S-Bahnhof Ahrensfelde: Zwei Männer werden brutal geschlagen. Tatort S-Bahnhof Wuhlheide: Graffiti-Sprayer greifen einen Fahrgast an, treten ihn, besprühen ihn mit Farbe. Tatort S-Bahnhof Olympiastadion: Ein Fußballfan wird geschlagen, dann mit seinem eigenen Fan-Schal fast erwürgt. Der Blick in die Polizeimeldungen der vergangenen Woche offenbart gleich eine Reihe von Beispielen für die mangelnde Sicherheit bei der Berliner S-Bahn: In allen genannten Fällen konnten die Täter unerkannt entkommen. Die Vorfälle haben zu Recht die Diskussion über den Ausbau der Videoüberwachung im Nahverkehr entfacht. Verkehrssenator Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) fordern, die S-Bahn müsse in Sachen Sicherheit endlich den Standard etablieren, der bei der U-Bahn die Regel ist: Videokameras allerorten. Die landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben in fast allen Zügen und an allen Bahnhöfen Überwachungstechnik. Bei der S-Bahn, deren Betreiber die Deutsche Bahn AG ist, wird nur in wenigen großen Bahnhöfen zu Sicherheitszwecken gefilmt. Der Ausbau hakt hier an zwei Punkten, die längst abgeräumt sein müssten. Es gibt bereits Kameras an einigen S-Bahnsteigen. Sie sollen den Fahrern bei der Zugabfertigung helfen. Ihre Aufnahmen werden aber nicht gespeichert, können also bei Vorfällen nicht von der Polizei ausgewertet werden. S-Bahn-Chef Peter Buchner sagt, die Technik auch für Sicherheitszwecke zu nutzen scheitere am Nein des Betriebsrats. Der fürchtet, die Kameras könnten auch zur Überwachung der Mitarbeiter eingesetzt werden. Dass an diesem dünnen Argument die Sicherheit von Millionen Fahrgästen hängen soll, ist nicht nachvollziehbar. Das Problem ließe sich etwa mit einer Betriebsvereinbarung schnell aus der Welt schaffen: Nur die Polizei darf das Material auswerten, das Unternehmen nicht. Fertig. Zudem sagt die BVG, ihre Angestellten würden die Kameratechnik schätzen, seien sie doch selbst oft Opfer von Attacken. Doch auch wenn die S-Bahn die Kameras zur Zugabfertigung künftig auch zur Überwachung einsetzen kann, ist das Thema nicht zu Ende. Denn dann wird nur die Bahnsteigkante gefilmt, Bahnhof und Züge selbst nicht. Wer hier aufrüsten will, muss Geld in die Hand nehmen. Und da muss der Senat seinen Forderungen Verhandlungen mit der DB AG als Betreiber der S-Bahn und damit Auftragnehmer des Landes folgen lassen. SPD und CDU haben im Koalitionsvertrag vereinbart, auf das Unternehmen in Sachen Sicherheit einzuwirken. Da müssen jetzt Ergebnisse kommen. Um wirklich nachhaltig für Sicherheit im Nahverkehr zu sorgen, muss aber noch mehr investiert werden. Videoüberwachung ist kein Allheilmittel. Gerade der Fall des Hertha-Fans zeigt, wie die Technik versagen kann. Denn der S-Bahnhof Olympiastadion wird überwacht, auf den Bildern ist aber wegen Überfüllung des Bahnsteigs offenbar nichts zu erkennen. Videokameras können immer nur Teil eines Sicherheitskonzepts sein. Dazu muss immer auch gut ausgebildetes, sichtbares und ansprechbares Personal vor Ort gehören.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 06.10.2012 – 21:46

    Dem Gegner Futter geliefert / Leitartikel von Hajo Schumacher

    Berlin (ots) - Wer sein Firmenjubiläum ein wenig schmücken will, das sommerliche Grillfest oder die Einweihung des neuen Möbelhauses, der mietet sich einen prominenten Redner. 45 Minuten Vortrag eines bekannten Fernsehmoderators kosten so viel wie ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen - oft eine gute Investition. Die Veranstaltung gewinnt an Glanz, das Publikum staunt andächtig und bittet hinterher um ein ...

  • 05.10.2012 – 19:56

    Berlin muss es endlich lernen / Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Und wieder die Bayern und die Berliner! Die im Süden einmal mehr ganz oben, wir im Osten ganz unten. Nicht um Fußball, viel schlimmer - um die Bildung unserer Jüngsten geht es. Die Bildungsforscher stellen Berlins Grundschülern im Vergleich aller 16 Bundesländer schon wieder ein ganz schlechtes Zeugnis aus. Die ganze Reformflut der vergangenen Jahre ist vergebens. Vermutlich hat sie sogar zur Misere ...

  • 01.10.2012 – 20:29

    Europa braucht Solidarität / Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Was haben die deutsche Wiedervereinigung und der europäische Einigungsprozess gemein? Sie sichern uns Frieden und Freiheit. Es sind die Grundlagen dafür, dass jeder den Lebensweg wählen kann, den er zu gehen wünscht. Mit der nationalen Einheit vor 22 Jahren ist der Kalte Krieg zwischen Ost und West glücklich beendet worden. Das grenzenlose Europa andererseits sichert dem Kontinent ein friedliches ...