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Neue Sorgenkinder, Kommentar zum World Economic Outlook des IWF, von Mark Schrörs.

Frankfurt (ots)

So schnell kann es gehen: Noch im April galt die Eurozone dem Internationalen Währungsfonds (IWF) als großer Bremsklotz der weltwirtschaftlichen Erholung. Die Schwellenländer dagegen wurden als Speerspitze gefeiert. Nun lobt der Fonds, dass die Eurozone die Rezession hinter sich gelassen und Fortschritte erzielt hat - und die Schwellenländer gelten als die neuen Sorgenkinder. Das sollte sich auch bei der anstehenden IWF-Jahrestagung und dem Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankchefs in Washington widerspiegeln. Nachdem sich die Euro-Verantwortlichen bei den vergangenen Treffen viel und teils beißende Kritik anhören mussten, dürfte es diesmal weniger "Euro-Bashing" geben.

Tatsächlich gibt es viele andere Probleme. Die Lage der Schwellenländer ist eines davon. Natürlich haben die jüngsten Turbulenzen mit dem avisierten Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik in den USA und sich umkehrenden Kapitalflüssen zu tun. Aber nicht alle Länder sind gleich betroffen. Und das belegt, dass einige von ihnen ihre eigenen Hausaufgaben noch nicht gemacht haben. Diese Länder dürfen nicht mit dem Finger auf die USA zeigen - auch wenn das der naheliegende Reflex ist. Länder wie Indien etwa müssen die nötigen Strukturreformen angehen, um sich für schwierigere Zeiten zu wappnen. Noch scheint die Botschaft aber nicht bei allen angekommen zu sein.

Klare Worte sind auch in Richtung USA nötig. Da ist der Zickzackkurs der Fed, der für Marktturbulenzen gesorgt hat und Zweifel an den Notenbanken hat aufkommen lassen. Da ist aber vor allem auch der Haushaltsnotstand und die Debatte um das Schuldenlimit. Insbesondere ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft würde die dramatischen Folgen der Lehman-Pleite noch übertreffen.

Nun gehört es zur Politik, sich über den richtigen Kurs zu streiten. Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Demokraten und Republikanern aber hat inzwischen groteske Züge angenommen und bedroht die gesamte Weltwirtschaft. Die Partner müssen den USA klarmachen, dass diese die Welt nicht in Geiselhaft nehmen dürfen.

Wenn es auch stark um andere Brandherde gehen dürfte, heißt das aber keineswegs, dass sich die Euro-Verantwortlichen zurücklehnen dürfen. Denn es gibt für sie viel zu tun: Kurzfristig ist vor allem eine rigorose Bestandsaufnahme der Bankbilanzen nötig. Langfristig müssen die Schwachstellen der Währungsunion beseitigt werden. Die Lage hat sich gebessert - für Entwarnung gibt es aber keinen Anlass.

(Börsen-Zeitung, 9.10.2013)

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