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Kein Anlass zur Panik, Kommentar zur Lage der Erst- und Rückversicherer anlässlich des Branchentreffs in Monte Carlo, von Thomas List.

Frankfurt (ots)

Keine Frage: Das beherrschende Thema beim Branchentreff der Erst- und Rückversicherer in Monte Carlo war in diesem Jahr der alternative Risikotransfer. Dabei ging es um die Frage, ob dieses zusätzliche Kapital das Angebot an Risikodeckungen so stark aufbläht, dass es aus Sicht der Rückversicherer zu einem Preisverfall bei der nächsten Vertragserneuerung zum 1. Januar 2014 kommt.

Zur Panik besteht aber kein Anlass. Denn bisher betrifft der Kapitalzufluss nur einen sehr engen Markt, die Naturkatastrophen in den USA. Diese für die Anbieter sehr profitablen Deckungen sind aber hoch riskant, wie Hurrikan "Katrina" 2005 gezeigt hat. Manch Rückversicherer ist daher für die zusätzliche Kapazität durch die Kapitalmärkte in Form von Cat Bonds durchaus dankbar.

Anders könnte es aber aussehen, wenn der Preisdruck aus dem Zufluss frischen Kapitals sich auch auf andere Bereiche der Schadenrückversicherung auswirken würde. Dagegen spricht neben dem überschaubaren Volumen auch die geografische Begrenzung auf im Wesentlichen Nordamerika. Bis das nicht traditionelle Geschäft in Europa und Asien einen nennenswerten Umfang haben wird, dürften noch Jahre vergehen. Und bei den Naturkatastrophen gab es in den vergangenen Monaten einige Großschäden in Deutschland, die die Preise eher nach oben als nach unten treiben werden.

Bedeutet der überschaubare (Preis-) Einfluss des alternativen Risikotransfers, dass dieser unwichtig ist? Keineswegs. Die Erschließung neuer Investorenkreise wie Pensionsfonds ist sinnvoll. Damit können Risiken breiter gestreut und gerade für Spitzenrisiken neue Risikoträger gefunden werden. Diese profitieren von den neuen Anlagemöglichkeiten, da sie in ihren angestammten Risikoklassen, insbesondere Staatsanleihen, nicht mehr genug Rendite erzielen können, um ihre langfristigen Verpflichtungen zu erfüllen.

Spannend wird es zu beobachten, was passiert, wenn es einen Großschaden gibt, der zum Ausfall mehrerer Cat Bonds führen würde. Werden sich die Fonds dann schnell aus dem Markt verabschieden? Da diese Fonds professionell aufgestellt sind - andernfalls hätten sie kaum diese immer noch leicht exotische Assetklasse gewählt -, dürften sie auch einen Großschaden einkalkulieren. Der wird sie aber nicht umwerfen, da Cat-Bond-Investments vergleichsweise klein sind. Der Markt für verbriefte Versicherungsrisiken wird expandieren und hat gute Chancen, aus Schadenereignissen und den daraus gewonnenen Erfahrungen gestärkt hervorzugehen.

(Börsen-Zeitung, 10.9.2013)

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