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migros museum für gegenwartskunst präsentiert vom 28. Mai bis 14. August 2011: Alex Bag

Zürich (ots)

Seit den frühen 1990er Jahren gehört die Künstlerin Alex Bag (*1969, USA) zu den interessantesten Protagonist/innen der Video-Performance. Sie gilt heute für eine ganze Generation jüngerer Künstler/innen als wichtige Referenz. Bekannt wurde sie mit ihren technisch einfach gehaltenen Videos, in denen sie mit Humor die Unterhaltungsindustrie und deren unterschiedliche Formate, aber auch das Kunstsystem mit seiner teils überholt-romantischen Vorstellung vom Künstlerdasein aufnimmt und bearbeitet. Mit bestechender Präzision übt Bag Gesellschaftskritik, formuliert dabei ein tiefes Unbehagen gegenüber unserer heutigen Kultur und tritt meist selber als äusserst wandlungsfähige Akteurin in verschiedenen Rollen auf. Das migros museum für gegenwartskunst zeigt die erste umfassende, institutionelle Präsentation von Bags Arbeiten.

Die Ausgangslage für die Arbeiten von Bag sind zwei thematische Felder, die sich immer wieder überschneiden: Einerseits untersucht Bag die Wechselwirkungen zwischen Hoch- und Populärkultur - andererseits analysiert sie strukturelle Charakteristika und ökonomische Gesetzmässigkeiten des Kunstbetriebs. Gleich mehrere Werke erforschen, wie sich autoritäre Strukturen auf den künstlerischen Werdegang auswirken: Untitled Fall '95 (1995) thematisiert Kunstakademien, The Van (2001) den Kunstmarkt und Untitled (Project for the Whitney Museum) (2009) und The Artist's Life (1996) schliesslich den durch den Neoliberalismus institutionalisierten Innovations-, Produktions- und Erfolgsdruck, der heutzutage auf Kunstschaffenden lastet. Formgebender Rahmen für ihre Videos sind unterschiedliche Formate der Fernsehkultur - von der Dating-, Talk- über die Realityshow bis hin zur TV-Reportage und Werbeunterbrechungen: Alles ist Produkt, alles ist Markt, alles kann von der Künstlerin appropriiert werden. Bag nimmt sich der Bilderflut aus der Fernsehwelt an - die sich seit Web 2.0 noch verstärkt beobachten lässt - und legt sie durch verschiedene Verfremdungsstrategien bloss.

Die Künstlerin spielt die meisten Rollen selbst - kostümiert, maskiert und geschminkt. Sie strebt keine naturalistische Performance einer Akteurin an, die sich in ihre Rolle einzuleben versucht (was allgemein als «gutes», «professionelles» Schauspielern gilt und in der Tradition von Konstantin Stanislawskis Schauspieltheorie steht), sondern sucht ein Moment der Differenz, des Zuviels (ein «Overacting», das seine Wurzeln im komödiantischen Schauspiel findet) und des Unfertigen. Dieses Beckett'sche Verfremdungsmoment hat auch die Funktion, die Konzentration auf den gesprochenen Text zu verlagern, der bei Bag ein zentrales Element ist. Bag schreibt die Texte für ihre Videos selbst; die Sprache lehnt sich jeweils dem Format der bearbeiteten Sendungen an und erscheint stellenweise als reines Zitat. Bags «Schreibtechnik» lässt sich mit dem Schaffen postmoderner Autoren vergleichen, die sich durch Sampling mit der Aushöhlung von Bedeutung durch Repetition und Sprachschablonen - die immer mehr unsere Gesellschaft beherrschen - auseinandersetzen. Die Performance dient in erster Linie dazu, den Text szenisch zum Ausdruck zu bringen. Bag verzichtet auf komplexe Settings oder eine aufwendige Kameraarbeit, die spannende Schnittabfolgen ermöglichen würde. Vielmehr setzt Bag für ihre Arbeiten eine Videoästhetik ein, die sich durch Unmittelbarkeit auszeichnet und sich klar von der Hollywood-Filmästhetik und ihrer «Artifizialität» unterscheidet. Das Videobild steht, bedingt durch seine niedrigen Produktionskosten, bis heute auch für ein intimes Bild, da es sich gerade im privaten Rahmen verbreitet hat.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Kurator der Ausstellung: Raphael Gygax.

VIDEOAUSSCHNITTE: Ausschnitte aus Alex Bags Videoarbeit «Coven Services» (2004) sind abrufbar unter: migrosmuseum.ch/multimedia

AUSSTELLUNG: Nebst einer Auswahl von Videoarbeiten werden auch Fotoarbeiten, eine wandfüllende Collage, Ephemera sowie die Fernsehsendung Cash from Chaos / Unicorns & Rainbows (in Zusammenarbeit mit Patterson Beckwith, 1994-1997 wöchentlich ausgestrahlt) als Installation in der Ausstellung gezeigt. Die Arbeiten von Alex Bag waren u. a. im Whitney Museum, New York (EA, 2009), im Musée d'art moderne de la Ville de Paris (GA, 2009) und im MoMA PS1, New York (GA, 2008) zu sehen.

AUSSTELLUNGSKATALOG: Zur Ausstellungseröffnung erscheint bei JRP|Ringier eine erste umfassende Monografie zu Alex Bags OEuvre - mit Beiträgen von Raphael Gygax, Bruce Hainley und Glenn Phillips sowie einem Glossar, das aus Antworten von Interviews mit Alex Bag besteht, und den Transkriptionen ausgewählter Videos.

VORTRAG VON SERAINA RENZ: Videokunst und das absurde Kalte Medium Am Donnerstag, 30. Juni 2011, um 19 Uhr wird Seraina Renz, Kunsthistorikerin, ausgehend von der Ausstellung einen Vortrag über Emotion, Spektakel und das weibliche Subjekt in der Videokunst halten.

PRESSE: Für Bildmaterial sowie weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: presse@migrosmuseum.ch.

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: Freitag, 27. Mai 2011, 18 Uhr

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN: Das migros museum für gegenwartskunst bietet öffentliche Führungen in Deutsch, Englisch und Französisch an. Die Führungen sind kostenlos. Deutsch: Sonntag, 29. Mai, 19. Juni, und 14. August, 15 Uhr Englisch: Sonntag, 3. Juli, 15 Uhr Französisch: Sonntag, 12. Juni, 15 Uhr

BESUCHERADRESSE: migros museum für gegenwartskunst / Hubertus Exhibitions, Albisriederstrasse 199a, 8047 Zürich

Di / Mi / Fr 12-18, Do 12-20, Sa / So 11-17 Uhr Donnerstags 17-20 Uhr kostenloser Eintritt. hubertus-exhibitions.ch / migrosmuseum.ch

KONTAKTADRESSE: migros museum für gegenwartskunst, Postfach 1766 CH-8031 Zürich, T +41 44 277 20 50, F +41 44 277 62 86 info@migrosmuseum.ch

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Das migros museum für gegenwartskunst ist eine Institution des Migros-Kulturprozent. Das Migros-Kulturprozent ist ein freiwilliges, in den Statuten verankertes Engagement der Migros für Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft. www.migros-kulturprozent.ch

Kontakt:

Barbara Salm, Leiterin Kommunikation, Direktion Kultur und Soziales,
Migros-Genossenschafts-Bund, Zürich, Tel. 044 277 20 79,
barbara.salm@mgb.ch

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