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Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales

migros museum für gegenwartskunst präsentiert vom 13. Juni - 1. August 2010 zwei Ausstellungen: Collection und Ars Viva 09/10 - Geschichte History

migros museum für gegenwartskunst präsentiert vom 13. Juni - 
1. August 2010 zwei Ausstellungen: Collection und Ars Viva 09/10 - Geschichte History
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Zürich (ots)

- Hinweis: Bildmaterial steht zum kostenlosen Download bereit  
     unter: http://www.presseportal.ch/de/pm/100009795 -
Collection migros museum für gegenwartskunst:
Der Schwerpunkt dieser Sammlungspräsentation liegt auf den 
raumfüllenden, performativen Installationen der Sammlung. Die Ankäufe
ergeben sich meist aus den Werkproduktionen für Ausstellungen und in 
enger Zusammenarbeit mit den Künstlern. So konnten über die 
Jahrzehnte verschiedene grosse installative Werke angekauft werden.
Für die Performance The Fall of Man, A Puppet Extravaganza, die 
erstmals auf der Tate Triennial 2006 gezeigt wurde, konstruierte 
Spartacus Chetwynd (*1973 in London) eine komplexe 
Bühneninstallation. Dabei orientierte sie sich an einem klassischen 
zentralperspektivischen Bühnenbild, das im Barocktheater seine 
Blütezeit erlebt hatte und mittels Perspektivverkürzung eine 
räumliche Illusion erzeugt. Im Zentrum der Arbeit stehen zwei Tische 
mit Landschaftsmodellen, die auf je eine literarische Quelle 
verweisen: einerseits John Miltons Paradise Lost (1667), andererseits
Die deutsche Ideologie (1845/1846) von Karl Marx und Friedrich 
Engels. Auf dem einen ist eine Paradiesvorstellung mitsamt dem 
Sündenfall (im Englischen Fall of Man) dargestellt, auf dem anderen 
die Stadt Utopia, Wohnort der idealen Gesellschaft. Das komplette 
Bühnenbild wurde in der Tradition der Bricolage konstruiert - 
einfache Materialien wie Karton, Plastikröhren und Fotokopien 
dominieren das Werkstoffrepertoire. Der Begriff Bricolage wird dabei 
nicht nur in seiner traditionell künstlerischen, formal-ästhetischen 
Funktion verstanden, sondern wie in Claude Lévi-Strauss' Abhandlung 
Das wilde Denken (1962) als Prozess, in dem ein Objekt mit einer 
bestimmten soziokulturellen Konnotation übersetzt wird und zu einer 
neuen kulturellen Identität gelangt. Der Begriff impliziert auch, 
dass nicht ein bereits vorgefertigtes formales Instrumentarium zur 
Verfügung steht, sondern das Vorgehen von einer expliziten 
Experimentierfreude bestimmt wird - so ist das "wilde Denken" eine 
psychische Funktion, die (noch) keine rational-analytischen, wohl 
aber kombinatorische Fähigkeiten besitzt. So wurde das Theater auch 
nicht mit klassischen Puppen gespielt, sondern etwa mit Gemüse, das 
eine abstrahierte Stellvertreterfunktion einnahm. Mit ihrem wilden 
Denken re- und dekonstruiert Chetwynd nicht nur theaterhistorische 
Fragen, sondern thematisiert gleichsam die Repräsentation von Macht 
und Kultur.
Bei einem Rockkonzert der Gruppe The Who im Londoner Roundhouse 
wurde Gustav Metzgers (*1926 in Nürnberg) Liquid Crystal Environment 
(1965-1998) im Jahr 1966 erstmals in einem grösseren Rahmen gezeigt. 
Die kaleidoskopartigen Strukturen aus Flüssigkristallen, die durch 
die Hitze der Diaprojektoren in Bewegung versetzt wurden, lieferten 
hierbei ein psychedelisches Bühnenbild. Metzger entwickelte in der 
gesellschaftlichen Aufbruchstimmung der 1960er Jahre seine Idee einer
Auto-Destructive Art. In fünf Manifesten erörtert er die Frage nach 
den Bedingungen und Möglichkeiten der Kunst nach Holocaust und 
Hiroshima. Bereits als Kind wurde Metzger mit der möglichen 
Vernichtung der eigenen Existenz konfrontiert: Metzger wurde 1926 als
Kind jüdischer Eltern in Nürnberg geboren. Gemeinsam mit seinem 
Bruder gelang ihm 1939 die Flucht aus dem faschistischen Deutschland,
während nahezu die gesamte Familie Metzgers von den 
Nationalsozialisten ermordet wurde. Metzger absolvierte eine 
Ausbildung als Schreiner und studierte an verschiedenen europäischen 
Kunsthochschulen. Seitdem lebt er mit wenigen Unterbrechungen in 
London. Seine Strategie zur Rückeroberung des Terrains der Kunst 
besteht in der Schaffung der Auto-Destructive Art, einer Kunst, der 
ein Selbst¬zer¬störungs-mechanismus innewohnt und die sich durch 
diesen konstituiert. Die Idee der autodestruktiven Kunst erweitert 
Metzger später um die Dimension der autokreativen Kunst, zu der auch 
die Liquid Crystals gehören. Dahinter steckt das Konzept eines 
Werkes, das sich aus sich selbst erschaffen kann, ohne die 
bestimmende Hand des Künstlers. Der künstlerische Akt wird zwar durch
den Menschen in Gang gesetzt, jedoch danach dem Zufall überlassen. 
Ende der 1990er Jahre wird die Arbeit erstmals rekonstruiert. Mittels
manipulierter Diaprojektoren, die mit Rotationsgeräten ausgestatten 
sind, wird das Liquid Crystal Environment nun grossflächig auf die 
Wände des Ausstellungsraumes projiziert.
Katharina Sieverdings (*1945 in Prag) Arbeit Transformer 
(1973-1974) kreist thematisch um die komplexe und vielschichtige 
Frage nach Identität und dem Austausch zwischen dem Individuum und 
gesellschaftlichen Strukturen. Wie in vielen Arbeiten von Sieverding 
bildet hier der selbstreflexive Blick auf ihre eigene Physiognomie 
den Ausgangspunkt, von dem aus sie Kommentare zu den zeitgenössischen
gesellschaftlichen Zuständen künstlerisch formuliert. Die Arbeit 
Transformer ist eine Dia-Installation mit acht Projektoren, die in 
einem unregelmässigen Rhythmus eine einnehmende Gesamtinszenierung 
ergibt. Sie wurde für die gleichnamige, legendäre Gruppenausstellung 
im Kunstmuseum Luzern im Jahr 1974 geschaffen, die sich dem Thema der
Travestie annahm und in der Sieverding die einzige Künstlerin war. 
Gezeigt werden Dias mit Porträts, unterschiedlich in ihrer 
Belichtung, den Posen des Gesichts und den Kontrasten: Das Gesicht 
der Künstlerin überlagert sich jeweils mittels Doppelbelichtung mit 
demjenigen ihres Partners Klaus Mettig - das Resultat ist ein 
fiktives, androgynes Gesicht, welches sphinxartig und gespenstisch 
wirkt. Bei jeder minimalen Veränderung zeigt sich eine neue Facette 
des Ausdrucks, eine unentwegte Transformation wechselnder 
Identitäten.
KATALOG: Ein ausführlicher Sammlungskatalog mit Textbeiträgen von 
Lionel Bovier, Dan Fox, Gisèle Girgis & Hedy Graber, Raphael Gygax, 
Tom Holert, Heike Munder, Bettina Steinbrügge, Philip Ursprung, 
Astrid Wege, Judith Welter, Jan Verwoert, Tirdad Zolghadr ist 2008 
bei JRP|Ringier erschienen. Der Katalog führt den Kernbestand der 
Sammlung erstmals komplett auf.
SCHULKLASSEN-WORKSHOPS: Zur Ausstellung bietet das Museum 
museumspädagogische Workshops für Schulklassen an. Daten: 15. Juni 
bis 22. Juli 2010 zwischen 9.30 und 16.30 Uhr. Jeweils Montag, 
Dienstag und Donnerstag. Dauer: 1,5 Stunden. Bitte geben Sie bei der 
Anfrage mind. zwei mögliche Termine an. Für Schulklassen kostenlos. 
Anmeldungen an: Brigit Meier, Museumspädagogin,  
kunstvermittlung@migrosmuseum.ch.
KINDER-FERIENWORKSHOPS IN DEN SOMMERFERIEN: Zur Ausstellung bietet
das migros museum für gegenwartskunst, die Kunsthalle Zürich und der 
«FerienSpass» der pro juventute Workshops an. Die Workshops bestehen 
aus spielerischer Kunstbetrachtung und künstlerischem Gestalten.
Termine: Freitag, 23. Juli / Montag, 26. Juli / Dienstag, 27.Juli. 
Kosten: Fr. 20.-
Der Workshop dauert von 10-16 Uhr und ist an Kinder und Jugendliche 
von 6 bis 12 Jahren gerichtet. Für weitere Informationen: Brigit 
Meier, Museumspädagogin,  kunstvermittlung@migrosmuseum.ch.
Ars Viva 09/10 - Geschichte History: Mariana Castillo Deball, Jay 
Chung & Q Takeki Maeda, Dani Gal:
In einer Zeit der Mediatisierung, in der wir täglich grösseren 
Datenmengen ausgesetzt sind und das Zeitempfinden saisonal und unter 
anderem von der Geschwindigkeit der Mode- und Designindustrie 
gesteuert ist, werden eben noch aktuelle Dinge schnell historisch. 
Hier scheint die Beschäftigung mit Geschichte eine Möglichkeit des 
Innehaltens und der Entschleunigung zu bieten. Dass die renommierte 
ars-viva-Ausstellung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft in 
diesem Jahr mit Mariana Castillo Deball, Jay Chung & Q Takeki Maeda 
und Dani Gal Preisträger zeigt, die sich erneut dem Begriff 
«Geschichte» nähern, trägt einer gesellschaftlichen Entwicklung 
Rechnung, die nicht nur auf die immer unübersichtlicher werdenden 
rasanten Kommunikationsformen zurückzuführen ist.
Mariana Castillo Deball, Jay Chung und Q Takeki Maeda sowie Dani 
Gal rücken historische Fragmente, Dokumente und Objekte in ein neues 
Licht. Die Künstler schlüpfen in die Rolle von Amateur-Archäologen 
und arbeiten mit Fundstücken und Fragmenten. Dabei ist auffällig, 
dass alle vier Preisträger ein offensichtliches Interesse an 
historischen Objekten zeigen, diese jedoch keine Rückschlüsse auf ein
geschichtliches Ganzes liefern. Sie dienen eher einem assoziativen 
Spiel, das formal dem Mnemosyne-Atlas Aby Warburgs gleicht und das 
persönliche Begegnungen mit Objekten und Orten spiegelt.
Sicherlich ist die Auseinandersetzung mit Geschichte in der 
zeitgenössischen Kunst kein unbekanntes Phänomen. Spätestens durch 
die philosophischen Strömungen der 1960er Jahre wurden die 
Konstruktion von Geschichte, ihr Wahrheitsanspruch und ihre 
Kanonisierung in Frage gestellt und Erzählmodelle entwickelt, die mit
linearen Geschichtsmodellen brechen. In der Konzeptkunst der 1960er 
und 1970er Jahre und bei den Appropriation-Art-Künstlern der 1980er 
Jahre werden diese Gedanken verarbeitet und traditionelle Strategien 
der Geschichtsschreibung bewusst aufgelöst. Bis dato unbeachtete 
historische Ereignisse und wenig verbreitete Erzählformen rücken 
seitdem immer mehr in den Fokus der Kunst. Damals wie heute bedienen 
sich Künstler dabei Medien wie der Textcollage, dem Kommentar, der 
Dokumentation oder dem Interview, allerdings werden diese 
methodischen Ansätze heute nicht in erster Linie als Mittel der 
Wahrheitsfindung oder didaktischen Aufklärung eingesetzt.
Fast scheint es, dass diese Vorgehensweise, nachdem der 
Wahrheitsgehalt der historischen Repräsentationsformen genauso in 
Frage steht wie das gesellschaftliche Gefüge, das sie abbilden 
sollen, der kleinste gemeinsame Nenner ist, auf den man sich noch 
einigen kann. Historische Objekte werden ihrem ursprünglichen Kontext
entnommen, arrangiert und zu anderen Dingen in Relation gestellt. Die
Künstler reflektieren dabei einerseits die Bedingungen der musealen 
Präsentation und des Displays, andererseits wird im neuen Umfeld aber
auch ihre Faktizität, ihr Charakter als reines Dokument in Frage 
gestellt. Vielmehr entwickeln diese Objekte durch ihre Präsentation 
ein eigenes emotionales und imaginäres Potenzial. In einigen Fällen 
erheben sie sogar selbst die Stimme und erzählen ihre subjektive 
Geschichte.
Ausstellungskuratorin: Heike Munder
ars viva-Preis: Seit 1953 vergibt der Kulturkreis der deutschen 
Wirtschaft im BDI den Kunstpreis ars viva zur Förderung junger 
Künstler und Künstlerinnen. Thematische Schwerpunkte, die jährlich 
neu gesetzt werden, geben ihm seine besondere Aktualität. Weitere 
Informationen sind abrufbar unter: www.kulturkreis.eu
Eine Ausstellung der PreisträgerInnen Bildende Kunst des 
Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V., in Kooperation 
mit dem Museum Wiesbaden, dem Kölnischen Kunstverein und dem migros 
museum für gegenwartskunst, Zürich.
KATALOG: Parallel zur ars viva-Ausstellungsreihe im Museum 
Wiesbaden, Kölnischen Kunstverein und migros museum für 
gegenwartskunst ist ein Katalog bei Hatje Cantz erschienen, der die 
Arbeiten der Preisträger umfassend dokumentiert.
PRESSEKONFERENZ: Freitag, 11. Juni 2010, 11.30 Uhr
ERÖFFNUNG: Samstag, 12. Juni 2010, 18 Uhr
PROGRAMM ERÖFFNUNG: Dr. Arend Oetker, Vorsitzender des Gremiums 
Bildende Kunst des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft
Hedy Graber, Leiterin der Direktion Kultur und Soziales des 
Migros-Genossenschafts-Bundes, Zürich
Heike Munder, Leiterin des migros museum für gegenwartskunst Zürich
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN: Sonntag, 20. und 27. Juni, 11. und 25. 
Juli, um 15 Uhr sowie Donnerstag, 17. Juni und 29. Juli, um 18.30 
Uhr.
ÖFFNUNGSZEITEN: Di / Mi / Fr 12-18, Do 12-20, Sa / So 11-17 Uhr.
Der Eintritt ins Museum ist donnerstags von 17-20 Uhr kostenlos.
migros museum für gegenwartskunst, Limmatstrasse 270, 8005 Zürich,
Tel. +41 44 277 20 50, Fax +41 44 277 62 86,  info@migrosmuseum.ch
Bitte beachten Sie die neu gestaltete Homepage: www.migrosmuseum.ch
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Das migros museum für gegenwartskunst ist eine Institution des 
Migros-Kulturprozent. Das Migros-Kulturprozent ist ein freiwilliges, 
in den Statuten verankertes Engagement der Migros für Kultur, 
Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft.
www.migros-kulturprozent.ch

Kontakt:

Barbara Salm, Leiterin Kommunikation, Direktion Kultur und Soziales,
Migros-Genossenschafts-Bund, Zürich, Tel. 044 277 20 79,
barbara.salm@mgb.ch
Für Bildmaterial sowie weitere Informationen wenden Sie sich bitte
an: presse@migrosmuseum.ch

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