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Spinal Cord Injury Center

Erste unter Placebo-Kontrolle durchgeführte Studie zeigt, das Botulinum A-Toxin (Botox(R)) die Harninkontinenz bei Patienten mit neurogener überaktiver Blase reduziert

ZÜRICH, Schweiz, July 1 (ots/PRNewswire)

Das britische Journal
of Urology veröffentlichte heute positive Ergebnisse eines klinischen
Tests der Phase II, in welchem Botulinum A-Toxin (BOTOX(R)) als
Therapie für Harninkontinenz bei Patienten mit einer neurogenen Form
von überaktiver Blase (OAB) untersucht wird. Die Ergebnisse zeigen,
dass Botulinum A-Toxin eine schnelle und nachhaltige Abnahme der
Anzahl täglich von Patienten erlebter Inkontinenzvorfälle bewirkt und
ihre Lebensqualität erheblich verbessert.
"Dies ist die erste unter Placebo-Kontrolle durchgeführte Studie,
in welcher Injektionen mit BOTOX(R) als Therapie für Patienten mit
neurogener OAB und Harninkontinenz untersucht werden," sagte Prof.
Dr. Brigitte Schurch, Leiterin der neuro-urologischen Abteilung am
Zentrum für Rückenmarksverletzungen der Uniklinik Balgrist in Zürich,
Schweiz und Versuchsleiterin dieser Studie. "Obwohl weitere
Untersuchungen notwendig sind, stützen und erweitern unsere
Ergebnisse frühere offene und ungeprüfte Studien, die darauf
schliessen lassen, dass Botulinum A-Toxin eine vielversprechende
Therapie für diese Störung und andere urologische Konditionen sein
kann."
OAB ist die häufigste Ursache der Harninkontinenz (UI) oder des
Verlusts über die Kontrolle der Blase. Zwei kürzlich in Europa und
den Vereinigten Staaten durchgeführte Untersuchungen fanden heraus,
dass ca. 16 bis 17% der Bevölkerung OAB-Symptome aufweisen.[1]
Neurogene OAB (d.h. eine Störung als Folge einer anderen
neurologischen Kondition oder Verletzung) tritt gewöhnlich bei
Patienten mit Multipler Sklerose, bei akuten Schlaganfallpatienten
und solchen Patienten auf, die unter einer vollständigen Verletzung
des Rückenmarks leiden.[2] Bei vielen Patienten kann Harninkontinenz
in Verbindung mit OAB zu schwerer medizinischer und psychosozialer
Invalidität führen.
Risiken einer inadäquaten Behandlung
Bei Nichtbehandlung hat die neurogene OAB in Verbindung mit UI
nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität des
Patienten; sie kann auch ernste medizinische Konsequenzen haben - sie
kann insbesondere das Risiko von Infektionen des Harntrakts (UTIs)
erhöhen.[3] Hinzu kommt, dass das Risiko einer Verletzung des oberen
Harntrakts ebenfalls wächst[4], da die UTIs auf die Nieren
übergreifen können; ebenso kann auch ein ständig erhöhter
Blasenentleerungsdruck (ein Charakteristikum der neurogenen OAB) zu
einer Störung mit dem Namen "Refluxnephropathie" führen - einer
Schädigung, die sich aus dem Rückfluss des Harns in die Niere ergibt
und die in schweren Fällen eine wesentliche Ursache des chronischen
Nierenversagens im Endstadium darstellt.[5]
Einzelheiten der Studie
Es handelt sich hier um eine randomisierte Doppelblindstudie der
Phase II unter Placebo-Kontrolle mit Parallelgruppen, welche sich
über eine Dauer von 26 Wochen erstreckte und welche in acht
Behandlungszentren in Belgien, Frankreich und der Schweiz
durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 59 Patienten - Männer und Frauen
ab dem Alter von 18 Jahren mit neurogener OAB und Inkontinenz als
Folge einer Verletzung des Rückenmarks (53) oder Multipler Sklerose
(6) - für eine Einzelbehandlung mit entweder Botulinum A-Toxin 200 U,
Botulinum A-Toxin 300 U oder einem Placebo im Verhältnis von 1:1:1
randomisiert. Veränderungen in der täglichen Frequenz der
Harninkontinenzvorfälle wurden über 24 Wochen mit Hilfe eines
Patienten-Blasentagebuchs überwacht. Urodynamische
Schlüsselbewertungen (maximale zystometrische Kapazität,
Reflex-Entleerungsmenge und maximaler Blasenentleerungsdruck während
der Blasenkontraktion) wurden zur Schaffung objektiver Masseinheiten
der Behandlungswirkung auf die Blasenfunktion verwendet. Die
Auswirkung der Behandlung auf die Lebensqualität wurde mit Hilfe des
Fragebogens Lebensqualität bei Inkontinenz' (I-QoL) bewertet.
Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Behandlung mit Botulinum
A-Toxin-Injektionen folgende Wirkungen hatten:
  • Verglichen mit dem Beginn der Studie eine schnelle (innerhalb zwei Wochen) und nachhaltige Abnahme der Anzahl täglicher Harninkontinenzvorfälle bei beiden Botulinum A-Toxin-Behandlungsgruppen, jedoch nicht bei der Placebo-Gruppe. Eine durchschnittliche Abnahme der täglichen Harninkontinenz bewegte sich zwischen 32 und 54% sowie 42 und 58% in der 200 U-Gruppe bzw. der 300 U-Gruppe. Die Wirkungen traten mit der ersten zweiwöchentlichen Bewertung auf und wurden während der 24 Wochen dauernden Studie beibehalten. 29 Patienten erlebten zumindest eine Woche ohne jeglichen Inkontinenzvorfall; 83% dieser Patienten befanden sich in den zwei Botulinum A-Toxin- Behandlungsgruppen.
  • Dramatische Verbesserungen in den urodynamischen Schlüsselparametern (d.h. der Blasenfunktion) einschliesslich signifikanter Steigerungen (p weniger als oder gleich 0.05) bei den durchschnittlichen maximalen zystometrischen Kapazitäts-(MCC)werten (d.h. gesteigerte Fähigkeit der Blase, Harn zu halten und zurückzuhalten) sowie einer signifikanten Verringerung (p weniger als oder gleich 0.05) des maximalen Blasenentleerungsdrucks während der Blasenkontraktions-(MDP)werte. Eine Verringerung des Blasenentleerungsdrucks senkt das Risiko des vesikoureteralen Reflux und verhindert potentiell die Verschlechterung des Zustands des oberen Harntrakts sowie eine mögliche Schädigung der Nieren.[6]
  • Eine merkliche Verbesserung der I-QoL-Punktwerte (z.B. Vermeidungs- und Begrenzungsverhalten, psychosoziale Auswirkungen and Gefühle der Verlegenheit im gesellschaftlichen Umgang) bei den mit Botulinum A-Toxin behandelten Patienten während der gesamten Studiendauer verglichen mit den mit Placebos behandelten Patienten (p weniger als oder gleich 0.002) und ein damit einhergehender Reflex der positiven Effekte des Botulinum A-Toxins auf Anzeichen und Symptome der Harninkontinenz. Steigerungen der I-QoL-Gesamtpunktwerte reichten von 18 bis 28.3 (eine Steigerung zwischen 38 und 60% verglichen mit dem Beginn der Studie) und von 24.6 bis 32.7 (eine Steigerung zwischen 58 und 77% verglichen mit dem Beginn der Studie) bei den mit Botulinum A-Toxin 200 U bzw. 300 U behandelten Gruppen.
"Es besteht ein dringender Bedarf an neuen Alternativen zu
gegenwärtig verfügbaren Behandlungsmethoden. Orale Medikationen mit
einem Anticholinergikum werden zur Behandlung von OAB eingesetzt,
viele Patienten setzen sie jedoch wegen ungenügender Wirksamkeit oder
unerträglicher Nebenwirkungen ab, wie z.B. trockener Mund,
Verstopfung, verschwommene Sicht und Somnolenz," erklärte Prof. Dr.
med. Schurch. "Die lokale Injektion von BOTOX(R) zur Blockierung von
Reizen einzelner Nerven, die überaktive Blasenkontraktionen auslösen,
ist ein neuer Ansatz zur Behandlung neurogener Harninkontinenz und
dieser Ansatz kann potentielle Vorteile hinsichtlich der Sicherheit
und Wirksamkeit für Patienten mit inadäquater Reaktion auf eine
Basistherapie und für solche Patienten bieten, die eine invasive
chirurgische Massnahme nicht in Betracht ziehen möchten."
Botulinum A-Toxin war bei dieser Patienten-Population sicher und
gut verträglich. Es wurden weder Medikamenten bezogene Botulinum
A-Toxin-spezifische negative Vorfälle berichtet noch verliess ein
injizierter Patient die Studie wegen eines negativen Vorfalls. Die
einzigen bei mehr als einem Patienten pro Behandlungsgruppe
aufgetretenen negativen Vorfälle waren Infektionen des Harntrakts
(UTI) und Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle. UTIs wurden von
4 (21%), 6 (31.6%) und 3 (14.3%) Patienten bei den mit Botulinum
A-Toxin (300 U and 200 U) bzw. Placebos behandelten Gruppen berichtet
(Werte ähnlich denen von Patienten, die sich urodynamischen oder
sterilen intermittierenden Selbst-Katheterisierungsverfahren
unterzogen haben). Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle (mit
einer Dauer von unter 1 Stunde) wurden von 2 (10.4%) und 1 (4.8%)
Patienten in den mit Botulinum A-Toxin bzw. Placebos behandelten
Gruppen berichtet.
Diese Studie wurde von Allergan, Inc. finanziert.
[1]The Public Health Implications of Urogenital Disease: A Focus
on Overactive Bladder. Clinician. 2003;21(4). ISSN: 0264-6404.
Vorgestellt von: Office of Women's Health. US Department of Health
and Human Services.
[2] Patel M, Coshall C, Rudd AG, et al. Natural history and
effects on 2-year outcomes of urinary incontinence after stroke.
Stroke.
2001;32:122-127.
[3] Wagner TH, Hu TW, et al. Health-related consequences of
overactive bladder. Am J Manag Care. 2002;8(19 Suppl):S598-607.
[4] Incontinence, 3rd International Consultation, Monaco, June
26-29, 2005.
http://www.congressurology.org/publishing/page.accueil.pub.html
[5] Bailey RR. End-state reflux nephropathy. Nephron.
1981;27(6):302-6.
[6] Foley SJ, McFarlane JP, Shah PJ. Vesico-ureteric reflux in
adult patients with spinal injury. Br J. Urol. 1997;79(6):888-891.
www.balgrist.ch

Pressekontakt:

Prof. Dr. Brigitte Schurch, Uniklinik Balgrist, Zürich, Schweiz,
bschurch@paralab.balgrist.ch, Tel: +41-44-386-38-45, Mobil:
+41-79-547-53-22