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Qualzucht bei Katzen für fragwürdige Schönheitsideale

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Qualzucht bei Katzen für fragwürdige Schönheitsideale

Internationaler Tag der Katze: VIER PFOTEN warnt vor Modetrends mit gesundheitlichen Folgen

Zürich, 7. August 2023 – Nicht nur Hunde, auch Katzen müssen immer öfter unter dubiosen Schönheitsidealen leiden, wie sie der Mensch vorgibt. Im Vorfeld des Weltkatzentages am 8. August warnt VIER PFOTEN vor sogenannter Qualzucht. Denn Merkmale wie geknickte Ohren, extrem kurze Nasen, Stummelbeinchen oder Zwergenwuchs führen bei Katzen häufig zu grossen gesundheitlichen Problemen.

Viele Menschen wissen nicht, dass ihre Katze aufgrund ihrer Zucht ihr Leben lang leiden muss. Sie folgen gewissen Modetrends und suchen sich ein Tier aus, das auf spezielle Merkmale gezielt gezüchtet wurde. «Genau diese selektive Zucht führt aber zu Krankheiten. Die häufigsten Probleme unserer Stubentiger sind Arthrose, Zahn- und Augenprobleme sowie Atemschwierigkeiten», sagt Janine Cirini, Campaignerin Haustiere bei VIER PFOTEN Schweiz.

Vermeintliche Schönheitsideale bei Katzen

Ein fragwürdiges «Schönheitsmerkmal» bei Katzen stellen die Falt- oder Knickohren dar. Ein sehr häufiges Phänomen bei den derzeit extrem nachgefragten «Scottish»- oder «Highland-Fold»-Katzen, also Faltohrkatzen mit nach vorne geknickten Ohren, ist die sogenannte Skelettdysplasie; darunter versteht man Knochen- und Knorpelveränderungen, die dazu führen, dass das Skelett sich nicht normal entwickelt. «Sehr oft leiden die Katzen dann unter schwerer Arthrose bis hin zur Lahmheit. Sie können sich zum Teil nur schwer oder fast gar nicht mehr bewegen. Sie vermeiden es zu springen und ihr natürliches Verhalten auszuleben. Viele Tiere reagieren mit Aggressivität, wenn sie angefasst werden, da der ganze Körper schmerzt», erklärt Cirini.

Ein weiteres vermeintliches «Schönheitsideal», genauso wie bei Hunderassen, sind besonders kurze Nasen, wie sie u.a. bei Perserkatzen, Munchkin-Katzen oder bei Britisch Lang- oder Kurzhaarkatzen zu sehen sind. Auch hier handelt es sich um ein Qualzuchtmerkmal – die Kurzköpfigkeit bzw. Brachyzephalie. Dabei kommt es besonders häufig zu extremen Problemen mit den Atemwegen, aber auch Zahnfehlstellungen und hervorstehende Augen werden oft beobachtet. «Je nach Schwere haben die Katzen ausgeprägte Atemgeräusche, ermüden bei körperlicher Anstrengung schneller und werden im Extremfall ohnmächtig. Manchmal kommt es zu Husten, Erstickungsanfällen und Erbrechen. Mit der Zeit können sich sogar Entzündungen an anderen Stellen der Atemwege und letztendlich auch Herzprobleme ergeben», warnt Cirini.

Hoppeln statt Laufen: Munchkin

Die Munchkin wird wegen ihrer extrem verkürzten Beine auch als Dackelkatze bezeichnet. Heute weiss man, dass die Ursache für den disproportionierten Zwergenwuchs in einer Erbkrankheit begründet liegt, die zu einer Verkürzung der Gliedmassen führt. Bei der Munchkin wird gezielt auf dieses Merkmal gezüchtet: Dabei sind die Nachkommen von reinerbig gepaarten Munchkins nicht lebensfähig und sterben bereits im Mutterleib.

Zahnloses Gesetz

Das Schweizer Tierschutzgesetz und die dazugehörigen Verordnungen enthalten detaillierte Bestimmungen, welche den Tierschutz beim Züchten regelt. Diese halten beispielsweise fest, dass keine Zuchtziele verfolgt werden dürfen, «die für die Tiere mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder tiefgreifenden Eingriffen ins Erscheinungsbild oder in die Fähigkeiten verbunden sind.» Theoretisch wäre die Gesetzgebung klar: Qualzucht ist verboten. Die Praxis scheint sich für die Behörden jedoch komplexer zu gestalten, da eine rechtlich bindende Konkretisierung im Gesetz fehlt. Bislang wurde in der Schweiz noch kein Züchter verurteilt.

Was können wir tun?

Abgesehen vom zahnlosen Qualzucht-Gesetz ist das grosse Problem das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung über diese Missstände in der Zucht. «Keine Katzenhalterin, kein Katzenhalter möchte Qualzucht unterstützen und sein Tier leiden sehen. Und niemand möchte Unsummen für Tierarztbesuche ausgeben. Daher ist Aufklärung über dieses Thema so wichtig», meint Cirini.

Die VIER PFOTEN-Campaignerin empfiehlt all jenen, die sich eine Katze zulegen wollen, auf die Gesundheit des Tiers statt allein auf die Rasse bzw. das Äussere zu achten. «Informieren Sie sich genau über rassespezifische Eigenschaften und über die möglichen gesundheitlichen Probleme, die beim Tier auftreten können. Lassen Sie sich nicht beeinflussen von Modetrends bei den Katzenrassen. Und kaufen Sie vor allem niemals ein Tier aus dem Internet! Wenden Sie sich stattdessen an ein Tierheim oder, falls es wirklich unbedingt eine Rassekatze sein soll, ausschliesslich an seriöse Züchter, die Sie ausführlich aufklären und das Tier vorab, inkl. Muttertier, besuchen lassen», rät Janine Cirini.

Über VIER PFOTEN
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.  www.vier-pfoten.ch 

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