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VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz

Vier Pfoten: Schlachthöfe stiften zu Tierquälerei an - Strafanzeige gegen "weisses" Kalbfleisch

Vier Pfoten: Schlachthöfe stiften zu Tierquälerei an - Strafanzeige gegen "weisses" Kalbfleisch
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Zürich (ots)

Hinweis: Zwei Bilder sowie die Ergebnisse der Umfrage können   
         unter www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100465201    
         kostenlos heruntergeladen werden.
Die Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN wird der
jahrzehntelangen Tierquälerei zur Gewinnung von weissem Kalbfleisch
den Riegel schieben. Mit einer Strafanzeige gegen die Schlachthöfe
fordert VIER PFOTEN, dass die notorischen Preisabzüge für rötliches
Kalbfleisch als Anstiftung zur Tierquälerei erkannt und entsprechend
bestraft werden. Rötliches Fleisch ist die natürliche Folge einer
artgerechten Haltung und Fütterung von Kälbern. Weil die Konsumenten
angeblich helles (weisses) Kalbfleisch verlangen, werden die Bauern,
welche rotfleischige Kälber anliefern, von den Schlachthöfen mit
Preisabzügen bestraft. Will ein Bauer dies vermeiden, ist er
gezwungen, seine Kälber schlecht zu halten und schlecht zu füttern.
Damit verletzt er das Tierschutzgesetz. Die Schlachthöfe als
Anstifter dieser Praxis werden nun zur Verantwortung gezogen.
Gleichzeitig veröffentlicht VIER PFOTEN die Ergebnisse einer
Repräsentativumfrage, die zeigt, dass niemand weisses Kalbfleisch
will.
Ein Kalb wächst natürlicherweise bei seiner Mutter und vorwiegend
im Freien auf. Es ernährt sich in den ersten Wochen von deren Milch,
zunehmend aber auch von Gras und anderem Rauhfutter. Wird es im Alter
von vier bis fünf Monaten geschlachtet, zeigt sein Fleisch eine
rosarote bis rötliche Farbe.
Im Gegensatz dazu werden die meisten Kälber zu früh von ihrer
Mutter getrennt, dürfen nie ins Freie und erhalten vorwiegend oder
ausschliesslich Flüssigfutter aus Milchnebenprodukten. So wird
sichergestellt, dass das Fleisch dieser Kälber hell bleibt, was die
Konsumenten angeblich verlangen. Gleichzeitig werden so
Abfallprodukte aus der Milchverarbeitung durch die Mägen der Kälber
"entsorgt", obwohl dies der natürlichen Ernährung dieser Tiere nicht
entspricht. Damit die Tiere genügend von der salzigen
Entsorgungsbrühe saufen, haben sie oft nicht einmal ausreichend
Zugang zu Trinkwasser.
Auf dem Buckel der Tiere und der Mäster
Kälber werden vorwiegend auf spezialisierten Bauernbetrieben
gemästet, welche von grossen Futtermittellieferanten und
Fleischhändlern abhängig sind. Den Schlachthöfen als Aufkäufer der
Tiere kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie bestimmen, welche Farbe
Kalbfleisch haben soll: Seit Jahrzehnten bestrafen sie 
tierfreundliche Kälbermäster unisono mit Abzügen, welche bis zu 8
Prozent des üblichen Produzentenpreises ausmachen. Dass die meisten
Mäster da klein beigeben, ist  nachvollziehbar - dass die
Schlachthöfe diesen Druck ausüben, ist Anstiftung zur Tierquälerei,
die aufhören muss.
Krankmachende Weissmast
Als Folge der unnatürlichen Mast leiden die Kälber unter
Blutarmut, geschwächtem Immunsystem, Durchfall, Lungenentzündungen,
usw. Um zu verhindern, dass die geschwächten Tiere vorzeitig
krepieren, werden sie bereits bei der Umstallung in den Maststall und
oft auch später wieder "vorbeugend" mit Antibiotika behandelt. Diese
flächendeckende Medikamentierung ganzer Bestände erfolgt nicht selten
illegal. Kantonale und private Labors finden denn auch immer wieder
Antibiotika-Rückstände im Kalbfleisch. Die verheerenden Folgen dieser
Rückstände für die menschliche Gesundheit sind bekannt.
Ein Kalb hat seine Immunität erst im Alter von etwa sechs Wochen
voll aufgebaut. In der Praxis werden Kälber im Alter von weniger als
sechs Wochen aus vielen verschiedenen Ursprungsbetrieben in die
spezialisierten Mastbetriebe umgestallt. Die Mischung von zu jungen
Kälbern aus allen möglichen Ställen verschlimmert die krankmachenden
Bedingungen der Weissmast zusätzlich. Migros scheint gewillt,  diese
Probleme künftig durch Umstellung auf Vollmilchmast in kleineren
Betrieben zu vermeiden. Ob dies wirklich zu einer tierfreundlicheren
Praxis führt und ob sich diese allgemein durchsetzt, bleibt
abzuwarten.
Fortgesetzte, kartellähnliche Tierquälerei
Die heute übliche Kälbermast verletzt Absicht und Buchstaben des
Tierschutzgesetzes in krasser Weise. Das Gesetz schreibt vor, die
Tiere im Rahmen ihres Verwendungszwecks so zu behandeln, dass ihren
Bedürfnissen in bestmöglicher Weise Rechnung getragen wird. Die heute
übliche Kälbermast hingegen nimmt in schlechtestmöglicher Weise
"Rücksicht" auf die Bedürfnisse der Kälber. Es ist absolut unnötig,
Kälber derart unnatürlich zu halten und zu füttern, um zu Kalbfleisch
zu gelangen.
Absolut unnötig ist die Weissmast auch aus Sicht des Marktes.
Während die Fleischbranche seit Jahrzehnten behauptet, die Kundschaft
bevorzuge weisses bzw. helles Kalbfleisch, sagen die Konsument/innen
auf Befragen hin das genaue Gegenteil.
Unnötige Tierquälerei
Eine in der letzten Juniwoche im Auftrag von VIER PFOTEN durch
Isopublic durchgeführte Erhebung bei 510 repräsentativ ausgewählten
Deutsch- und Westschweizern zeigt (siehe Grafik): Von den 79%
Konsumenten, welche Kalbfleisch essen, bevorzugen nur knapp 10%
weisses Kalbfleisch, 26% möchten lieber rotes und 40% ist die Farbe
egal. Werden die Befragten über die Hintergründe der weissen
Fleischfarbe informiert (diese sind 52% bereits bekannt), reduziert
sich der Anteil jener, die weisses Fleisch bevorzugen, auf ganze 2
Prozent!
Auch die von der Fleischbranche oft geäusserte Behauptung, die
Kundschaft wolle vor allem deshalb weisses Kalbfleisch, weil nur so
eine Verwechslung mir dem rötlichen, billigeren Rindfleisch
auszuschliessen sei, hält der Befragung nicht stand: Lediglich 6%
jener Konsumenten, welche weisses Kalbfleisch bevorzugen, nennen
diesen Grund von sich aus!
Fazit: Die Fleischbranche produziert heute an einem Grossteil der
Kunden vorbei. Sie könnte schon morgen ganz auf rötliches Kalbfleisch
umstellen und würde, bei kleinem Informationsaufwand, kaum einen
Kunden verärgern.
Bedingungen für alle Kälber verbessern
Aus prozessökonomischen Gründen richtet sich die Strafanzeige
formal gegen einen einzigen grossen Schlachtbetrieb. Dessen Name wird
von VIER PFOTEN absichtlich nicht preisgegeben. Es geht der
Tierschutzstiftung nicht um die Anprangerung eines Sündenbocks,
sondern um die Verbesserung der Lebensbedingungen aller Kälber in der
Schweiz. Die Abschaffung der Preisabzüge für rötliches Kalbfleisch
ist der Hebel dazu.
Die Bilder sind auch im Internet recherchierbar unter:
www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100465201

Kontakt:

Vier Pfoten Stiftung für Tierschutz
Badenerstrasse 816
8048 Zürich
Tel. +41/43/311'80'90
Fax +41/43/311'80'99
E-Mail: office@vier-pfoten.ch

Stefan Weber
Natel +41/79/405'68'20

Heinzpeter Studer
Natel +41/79/545'35'39