Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Der Terrorismus rückt wieder näher
Leitartikel von Jochim Stoltenberg

Berlin (ots)

Die Botschaft ist wahrlich keine beruhigende. Der neue Verfassungsschutzbericht kündet von starken Zunahmen der Gewalttaten sowohl der rechts- wie linksextremen Szene. Angriffe insbesondere gegen Asylbewerber durch Neonazis, gegen Polizeibeamte durch die Anarcho-Szene verlieren ihren Schrecken nicht. Doch sie haben gottlob nicht die Dimension, die Grundfesten der Gesellschaft zu erschüttern oder landesweit Angst und Schrecken zu verbreiten. Es ist keine Verharmlosung dieser Gewalt, wenn die derzeit größte Bedrohung von anderer Seite ausgeht: Vom Islamismus, aktuell besonders von "Foreign Fighters" - also aus Syrien heimkehrende Bürgerkriegskämpfer, die auch in Deutschland terroristisch aktiv werden. Dass diesen Befürchtungen einen sehr realen Hintergrund haben, hat sich dieser Tage wieder bewahrheitet. Am Wochenende hatte die Bundespolizei am Flughafen Tegel einen Kämpfer aus dem syrischen Bürgerkrieg festgenommen, der als äußerst gefährlich eingestuft wird und der möglicherweise Nachschub für den "Heiligen Krieg" rekrutieren oder Anschläge vorbereiten wollte. Vor vier Wochen war es ein aus Syrien zurückgekehrter französischer Islamist, der im Brüsseler Jüdischen Museum mehrere Menschen erschoss. Wenn der Bundesinnenminister jetzt davon spricht, die Möglichkeit eines Anschlags durch solche Syrien-Rückkehrer sei eine "tödliche Realität" geworden, ist das kein Alarmismus. Deutschland ist bislang von islamistischen Terrorangriffen verschont geblieben. Es ist egal, ob es allein glückliche Umstände waren oder ob eine erfolgreiche Abwehrarbeit der Sicherheitsbehörden den meisten Deutschen erlaubt, das latente islamistische Gefahrenpotenzial zu verdrängen. Dabei übersehen leider zu viele etwas Entscheidendes: Der international agierende islamistische Terrorismus kann nicht allein national, sondern nur durch internationale Zusammenarbeit, insbesondere durch gegenseitigen Informationsaustausch, abgewehrt werden. Das wollen offenbar all die Kritiker nicht wahrhaben, die die Kooperation der Geheimdienste fundamental attackieren. Sie haben, die NSA allen voran, schwerwiegende Fehler gemacht. Die gilt es zu beenden. Nicht etwa die Zusammenarbeit der westlichen Nachrichtendienste, denn ohne wäre sie Deutschland weniger sicher. Wer den Diensten die Grundlage zu vertraulicher Kooperation entziehen will, gefährdet unser aller Sicherheit. Dies um so mehr, da die Isis-Kämpfer dabei sind, den ganzen Nahen Osten zu islamisieren.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 15.06.2014 – 20:25

    Nicht nur der WM-Titel zählt/ Ein Leitartikel von Jörn Meyn

    Berlin (ots) - (...) Es wäre natürlich schön, wenn Löws Team im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro die Trophäe in den Händen halten würde. Aber über Erfolg oder Misserfolg der WM entscheidet auch das Auftreten der Mannschaft. Deutschland braucht keinen WM-Titel, um sich seiner selbst zu vergewissern, keinen goldenen Pokal, um die Nation zu einen, wie es 1990 war. Deutschland ist ein selbstbewusstes Land, das ...

  • 14.06.2014 – 19:07

    Rettet die Schiedsrichter/ Ein Leitartikel von Hajo Schumacher

    Berlin (ots) - Die Schuldfrage scheint geklärt: Der Schiri war's. Ob der zweifelhafte Elfer für Spanien, zwei klare, aber weggepfiffene Tore für Mexiko oder Freds Kunstflug, der einen unverdienten Strafstoß und die halbwegs gleichwertigen Kroaten im Eröffnungsspiel gegen Brasilien in Rage brachte - stets waren der Unparteiische und seine Gehilfen die Bösen. Pfeife, schwarze Sau, Blindgänger - die üblichen ...

  • 13.06.2014 – 20:45

    Geld allein hilft nicht weiter/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Deutschland gibt viel Geld für seinen Nachwuchs aus. Es sind hohe Milliardenbeträge, die Bund, Länder und Kommunen in Kitas, Schulen und Universitäten investieren. In diesem Land wird niemand ausgeschlossen, wenn es ums Lernen geht. Und doch gibt es eine Gruppe, die sich besonders schwer damit tut, die Chancen zu nutzen und Perspektiven über ...