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Handelszeitung

Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom Mittwoch, 22. Oktober 2008

Zürich (ots)

Kurt Schiltknecht: "CS kann zu den Gewinnern
gehören"
"Übersteht die Credit Suisse die Krise ohne Staatshilfe - und 
davon gehe ich aus - zählt sie zu den Gewinnern", sagt Kurt 
Schiltknecht, ausserordentlicher Wirtschaftsprofessor an der 
Universität Basel und ehemaliges Direktoriumsmitglied der 
Nationalbank der "Handelszeitung". Er denkt, dass die UBS nach der 
Hilfe durch den Staat von den Kunden wieder als sichere Bank 
angesehen wird: "Es wird aber seine Zeit brauchen, bis das alte Image
wiederhergestellt ist." Eine Fusion zwischen UBS und Credit Suisse 
wäre aus seiner Sicht höchstens eine temporäre Notlösung, wenn die 
anderen Massnahmen zur Stabilisierung nicht ausreichten. "Die Banken 
sollten nicht noch grösser werden, als sie jetzt schon sind, denn 
bereits die heutige Grösse ist ein enormes Risiko für die Schweiz."
Valiant: "Indirekt bezahlen wir alle die Zeche"
Kurt Streit, CEO der Valiant Holding AG, zeigt sich gegenüber der 
"Handelszeitung" überrascht über den Umfang der Intervention des 
Bundes bei der Grossbank UBS. Er fordert den Bund und die UBS auf, 
die Öffentlichkeit nun klar und verständlich zu informieren. "Nur so 
wird das Vertrauen gestützt und nicht weiter belastet", sagt er. 
Zudem hält er fest, dass sich der Markt für alle Banksegmente 
erschwert hat und "indirekt bezahlen wir alle die Zeche der 
Intervention". Trotz erfreulichem Kundenzufluss rechnet Streit 
längerfristig mit weiteren Konsolidierungen in Bereich Klein- und 
Regionalbanken.
UBS-Rettungspaket: Der deutsche Ex-Bundesfinanzminister Hans 
Eichel kritisiert die Schweiz
Nach Hans Eichel, dem früheren deutschen Bundesfinanzminister, 
hätte sich die Schweiz im eigenen Interesse an den europäischen 
Aktionen zur Stützung der Banken beteiligen sollen. Im Interview mit 
der "Handelszeitung" begründet er seine Kritik: "In dieser globalen 
Krise gibt es keine nationalen Lösungen. Denn nationale Eigenwege 
bergen die Gefahr in sich, dass sie bei anderen neuen Probleme 
schaffen, was in Wirklichkeit das Gesamtproblem verschärft." Sollte 
die Schweiz oder irgendeine schweizerische Bank aus irgend einem 
Grund einen europäischen Garantiefonds in Anspruch nehmen, müssten 
sie sich allen Regeln unterwerfen, "die in der EU für den 
Bankensektor gelten, also keine Wettbewerbsverzerrungen und unfaire 
Praktiken wie die Begünstigung von  Steuerflucht".
Schuldenlast und Kreditkrise: Industriefirmen bleiben optimistisch
Banken werden bei der Kreditvergabe vorsichtiger - insbesondere 
bei kapitalintensiv arbeitenden Investitionsgüterfirmen. Firmen mit 
einer hohen Schuldenlast könnten nun von der Finanzkrise hart 
getroffen werden - doch selbst diese geben sich zuversichtlich. Etwa 
der Bauausrüster Arbonia Forster. "Die Verschuldung war immer ein 
Thema, weil wir ja einen Zielwert für die Eigenkapitalquote von 40% 
gesetzt haben", sagt Arbonia-Finanzchef Felix Bodmer der 
"Handelszeitung". "Aufgrund der Ereignisse auf den Finanzmärkten ist 
das Thema aktueller geworden, weil die zu erwartende Rezession auch 
Auswirkungen auf die Ergebnisse auf Stufe Ebitda haben wird." AFG hat
laut Bodmer bereits im März 2008 ein Programm zur Kostensenkung und 
Verminderung der Kapitalbindung angestossen. Nun sei die 
Eigenkapitalquote nicht weit vom Zielwert entfernt. Aufgrund der 
rechtzeitig und langfristig abgeschlossenen Kreditverträge spüre AFG 
laut Bodmer die Finanzkrise auch nicht. Entspannt gibt sich auch 
Georg Fischer. "Für uns sind die Schulden kein Problem", sagt 
Georg-Fischer-Sprecher Markus Sauter. "Der aktuelle, immer wieder 
schwankende Wert ist auch darauf zurückzuführen, dass unsere 
Kapitaldecke so hoch wie selten in der Vergangenheit ist." Georg 
Fischer hat laut Sauter auch keine Probleme, Kredite zu bekommen, 
wenn sie benötigt würden. "Auf die Bonität unserer Geschäftspartner 
haben wir schon vor Ausbruch der Kreditkrise geachtet, daran hat sich
nichts geändert", sagt Sauter weiter.
Swisscom: Abbau von rund 200 Stellen 2009
In der Öffentlichkeit betont Swisscom-Chef Carsten Schloter gerne,
dass sein Unternehmen seit einiger Zeit wieder Personal einstelle. 
Das stimmt nur bedingt - parallel zum Aufbau hält der Abbau 
bestehender Jobs nämlich an. Nach Informationen der "Handelszeitung" 
will die Swisscom 2009 rund 200 Stellen streichen. Swisscom-Sprecher 
Sepp Huber bestätigt: "Wir verschieben personelle Ressourcen in 
Wachstumsbereiche wie den Glasfaseraufbau und den Servicebereich. 
Dagegen erfolgt punktuell ein Abbau." In welcher Grössenordnung 
dieser Abbau 2009 ausfallen werde, lasse sich noch nicht genau sagen,
dies sei auch "abhängig vom Geschäftsverlauf". Im laufenden Jahr 
fielen bei der Swisscom "nur" rund 100 Jobs weg. Der weitere 
Stellenabbau ist für die Betroffenen zwar schmerzlich. Und doch 
fallen der laufenden Restrukturierung damit deutlich weniger 
Arbeitsplätze zum Opfer, als noch 2007 angekündigt. Damals erklärte 
Schloter, die Swisscom werde voraussichtlich in den Jahren 2008 bis 
2012 drei bis fünf Prozent der Stellen streichen.
S+B-CEO Benedikt Niemeyer: "Wir reduzieren die Stahlproduktion"
Der Edelstahlhersteller spürt einen Rückgang der Nachfrage und 
reduziert deshalb seine Stahlproduktion. Dies bestätigen CEO Benedikt
Niemeyer und COO Marcel Imhof im Interview mit der "Handelszeitung". 
Ein Ergebnis auf Vorjahresniveau wird kaum mehr möglich sein. "Bisher
waren wir auf Kurs. Die Produktionssenkung und die Rohmaterialpreise 
werden aber einen Einfluss auf das Ergebnis haben", sagt Marcel 
Imhof. Die hohe Nettoverschuldung des Unternehmens bereitet dem 
Unternehmen aber keine Sorgen. "Wir fühlen uns mit dem Grundsatz 
Eigenkapital gleich Fremdkapital durchaus wohl. Wenn es wieder normal
läuft, haben wir sicherlich deutlich mehr Eigenkapital", sagt 
Niemeyer.
Büroflächenmarkt: Die Jubelstimmung ist vorbei
In den letzten Jahren konnten die Schweizer Immobilienfirmen ihre 
grossen Leerstände bei Büroimmobilien Schritt für Schritt abbauen. 
Doch damit ist es vorbei. "Die Situation auf dem Büroflächenmarkt hat
sich eingetrübt", sagt Markus Graf, CEO der Swiss Prime Site (SPS) 
gegenüber der "Handelszeitung". Cyrill Schneuwly, CEO von Intershop, 
bestätigt, dass es in Zukunft nicht mehr so rund laufen wird wie 
bisher. Die Immobilienfirmen rechnen mit einer Stagnation oder gar 
einer Erhöhung bei den Leerständen: Nächstes Jahr könne sich das 
Abbautempo verlangsamen, sagt Ludwig Reinsperger, Chief Investment 
Officer (CIO) von PSP Swiss Property. Allerdings gibt es auch gute 
Nachrichten: Die Immobiliengesellschaften spüren kaum tiefgreifende 
Effekte der Finanzkrise. So hat die Credit Suisse, eine Grossmieterin
bei Intershop, laut CEO Schneuwly bisher keine Flächen gekündigt. Und
Grossprojekte wie der Zürcher Prime Tower von SPS oder der Umbau und 
die Erweiterung des Hürlimann-Areals werden weiter vorangetrieben.
Montana-Tech-Components-CEO Klaus Sernetz: "Ich hoffe noch dieses 
Jahr auf eine Lösung."
Die Gespräche mit den Minderheitsaktionären von Alu Menziken im 
Konflikt um den Aluminiumverarbeiter laufen auf Hochtouren, das 
bestätigt Montana-Tech-Components-CEO Klaus Sernetz der 
"Handelszeitung". Denn eine neue Lösung muss her: Nachdem Montana 
ihre IPO-Pläne auf Eis gelegt hat, soll nun ein Umtauschangebot die 
Auseinandersetzung noch in diesem Jahr beenden, damit im 1. Quartal 
2009 mit der Umsetzung begonnen werden kann.
Charles Vögele: Unmut der Investoren nimmt zu
Noch immer hat der Verwaltungsrat von Charles Vögele keinen CEO 
bestimmt, obwohl VR-Präsident Bernd H.J. Bothe Mitte September einen 
CEO ernennen will. Das erregt den Unmut von Investoren. Der 
Aktienkurs ist im letzten halben Jahr um über 50% gefallen. Charles 
Vögele wird deshalb als Übernahmekandidat interessanter. Das Risiko 
wäre aber für Migros gross.
Swiss/Lufthansa: Airlines verärgern ihre Firmenkunden
Swiss und Lufthansa senken zwar die Treibstoffzuschläge. Doch sie 
erhöhen quasi im Gegenzug ihre Tarife. Unter dem Strich wird das 
Fliegen also teurer statt günstiger. Das Hin und Her in der 
Preispolitik kommt bei der vielfliegenden Kundschaft nicht gut an, 
vor allem Firmenkunden wie Sika und Syngenta fordern 
Preistransparenz. Richtige "good news" wären es für sie erst, wenn 
Swiss und Lufthansa alle ihre Zuschläge in die Tarife integrieren 
würden, statt sie weiterhin gesondert auszuweisen. "Uns interessiert 
vor allem der Endpreis, den wir am Schluss ja auch bezahlen", sagt 
Peter Brodbeck, Head Global Travel Management von Syngenta.
Lego: Der Spielwarenkonzern hat den Turnaround geschafft
Trotz Finanzkrise wächst der dänische Spielwarenkonzern kräftig - 
auch in der Schweiz. Denn Kinder werden auch in Krisenzeiten verwöhnt
- zumindest mit Lego-Steinen. Hierzulande ist Lego bei den 
traditionellen Spielwaren mit einem Umsatz von 30 Mio Fr. und einem 
Marktanteil von über 12% Marktführer und wächst um 4%. Der grösste 
Konkurrent des Bauklötzchenkonzerns ist die verplante Zeit der 
Kinder.
VP-Bank-CEO Adolf E. Real: Konkretes zum Betrugsabkommen zwischen 
Liechtenstein und EU bis Ende Jahr
Auch der Finanzplatz Liechtenstein wird auf die Finanzkrise 
reagieren müssen: Adolf E. Real, CEO der in Vaduz ansässigen VP Bank,
erwartet Massnahmen in Abstimmung mit der Schweiz - gerade beim 
Einlegerschutz. Der Kleinstaat werde auch im Steuerstreit mit der EU 
handeln: "Ich gehe davon aus, dass bis Jahresende klar ist, wie die 
Ausgestaltung des Betrugsabkommens konkret aussehen wird", so Real im
Interview mit der "Handelszeitung". Er rechnet auch damit, dass die 
Steuerdiskussion wegen der teuren Rettungspakete noch härter geführt 
wird. Zugleich warnt er vor Dämpfern beim Jahresgewinn der VP Bank 
2008: "Die im August formulierten Ziele wurden unter der 
Voraussetzung getroffen, dass sich die Kapitalmärkte stabilisieren 
würden. Mittlerweile ist das alles in Frage gestellt, wobei unser 
Jahresergebnis die besondere Situation auf der Ertragsseite 
widerspiegeln dürfte."

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung", Zürich. Tel. 043 444 59 00.

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