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Weltwassertag am 22. März: Abwasser als Ressource - Biogas für den Küchenherd

Weltwassertag am 22. März: Abwasser als Ressource - Biogas für den Küchenherd
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Zürich (ots)

Die Gäste eines Cafés in der äthiopischen Stadt Shewarobit kommen nicht nur wegen des guten Essens und Trinkens, sondern auch aufgrund eines Luxus, den sie zu Hause nicht haben - nämlich Toiletten. Praktisch niemand in der Stadt besitzt eine solche. Die Exkremente der Café-Toiletten werden in unterirdischen Tanks gesammelt. Mit dem daraus entstehenden Biogas wird der Küchenherd betrieben. Dieses innovative Konzept einer Sanitär- und Energieversorgung entspricht der Botschaft des diesjährigen UN-Weltwassertags am 22. März: Von Abwässern gehen nicht nur Gefahren für die Gesundheit aus - sie können auch eine wertvolle Ressource sein.

Was ist der grösste Reichtum, den die Schweiz zu bieten hat? Die Antwort mag überraschen: Wasser. Obwohl die Schweiz nur vier Promille der Fläche von Europa bedeckt, befinden sich auf ihrem Boden sechs Prozent der Süsswasser-Vorräte des Kontinents. Und die Bürger nutzen es reichlich. Im Schnitt verbraucht jeder Schweizer pro Tag 36 Liter in Dusche und Badewanne und 41 Liter besten Trinkwassers allein für die Toilettenspülung.

Solche Mengen klingen in den Ohren der Bewohner der äthiopischen Stadt Shewarobit nach märchenhaftem Luxus. In den Lehmhäusern gibt es keine Toiletten oder gar Bäder. Viele Menschen waschen sich am verdreckten Fluss - dort, wo auch zahlreiche Einwohner mangels Alternativen ihre Notdurft verrichten. Wer Zugang zu einem Plumpsklo hat, kann sich glücklich schätzen. Etwa einem Drittel der 50'000 Einwohner ist das nicht vergönnt. Sie entleeren sich zu Hause in alte Konservendosen, die als Nachttöpfe dienen, oder im Freien, auf Hinterhöfen, unter Büschen - mit verheerenden Folgen für die öffentliche Gesundheit.

Im weltweiten Massstab ist dies nichts Aussergewöhnliches. Etwa jeder dritte Mensch hat keinen Zugang zu einer gesundheitlich unbedenklichen Toilette. Fast eine Milliarde Erdenbürger verrichtet die Notdurft im Freien. Und 1,8 Milliarden Menschen trinken Wasser, das durch Kot kontaminiert ist. Jedes Jahr sterben laut der Weltgesundheitsorganisation 340'000 Kinder unter fünf Jahren an Diarrhö-Erkrankungen, die sich überall dort ausbreiten, wo es an sanitärer Hygiene mangelt.

Deshalb fokussiert der diesjährige Weltwassertag am 22. März auf das Thema Abwasser. Die Vereinten Nationen weisen nicht nur auf die Gesundheitsgefahren hin, die menschliche Exkremente mit sich bringen. Auch die Chancen, sie als Ressource zu nutzen, seien enorm. Abwasser könne auch eine "bezahlbare und nachhaltige Quelle" von Nährstoffen für die Landwirtschaft und für Energie sein, die neue Geschäftsmodelle und "grüne Jobs" schaffe.

Das neue WASH-Café von Menschen für Menschen Schweiz (www.menschenfuermenschen.ch)am Busbahnhof in Shewarobit ist dafür ein Beleg. Die Abkürzung WASH steht für "Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene". Denn im Café können die Gäste nicht nur essen und trinken, sondern gegen eine kleine Gebühr auch saubere Toiletten und Duschen benutzen - die einzigen weit und breit. Täglich serviert das Café rund 40 Mahlzeiten. Doch 150 Gäste kommen der Duschen wegen und rund 250 Besucher, um die Toiletten zu benutzen. Die Abwässer werden in Tanks gesammelt. Das Café wurde vor einem halben Jahr eröffnet, jetzt ist die Gas-Menge in den Tanks gross genug, um die Küchenherde von Holz auf Biogas umstellen zu können.

Das Projekt dient nicht nur der öffentlichen Gesundheit, sondern auch der Wirtschafts- und Frauenförderung. Denn das Café wird von einer Frauenkooperative betrieben. Es werden nur besonders bedürftige Frauen aufgenommen, vor allem alleinerziehende Mütter. Oft mussten sie sich bislang mangels Alternativen prostituieren, um ihre Kinder zu ernähren.

Insgesamt baut Menschen für Menschen Schweiz vier WASH-Cafés an stark frequentierten Plätzen von Shewarobit. Daneben erstellt die Stiftung überall in den Armenvierteln Gemeinschaftstoiletten und -duschen, um die katastrophale Sanitärsituation zu entschärfen.

"Es ist leichter für Brunnen Spendengelder zu sammeln als für Toiletten. Vielen Menschen ist das Thema unangenehm", sagt Josefine Kamm, Geschäftsführerin von Menschen für Menschen Schweiz. "Doch Sanitäranlagen sind genauso wichtig!" So gehe laut den lokalen Behörden rund die Hälfte der Krankheiten, die in der Gesundheitsstation von Shewarobit behandelt werden, auf das Konto der katastrophalen Hygienesituation: "Gerade die Ärmsten der Armen trifft es besonders hart. Wenn sie ihr weniges Geld für Medikamente gegen Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser entstehen, ausgeben müssen, haben sie keine Mittel mehr, um Lebensmittel zu kaufen." Investitionen in Toiletten seien also ein direktes Mittel zur Bekämpfung von Armut, betont Josefine Kamm: "Die wirtschaftlichen Auswirkungen einer funktionierenden Wasser- und Sanitärversorgung sind enorm. Studien gehen davon aus, dass für jeden in diese Infrastrukturen investierter Franken ein Gewinn von mindestens fünf Franken zu erwarten ist, beispielsweise, weil die Menschen gesünder sind und sich mit ganzer Kraft ihrer Arbeit widmen können."

Menschen für Menschen Schweiz engagiert sich in zahlreichen weiteren Initiativen für eine bessere öffentliche Gesundheit und Lebensperspektiven der Ärmsten in Äthiopien. In Städten repariert die Stiftung beispielsweise Trinkwasseranlagen in Schulen. In ländlichen Gebieten konzentriert sich das Hilfswerk auf das Fassen von Quellen für eine sichere Trinkwasserversorgung und den Bau von Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft.

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Medienkontakt:


Michael Kesselring | m.kesselring@mfm-schweiz.ch | Tel.:043 499 10 60
Bildmaterial
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