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Fairness-Stiftung

Medien sind eine Prüfung des Charakters - Eine Tagung analysierte das Führungsrisiko Öffentlichkeit

Frankfurt am Main (ots)

Der Ruf einer Führungskraft spielt in
der heutigen Medien- und Marketinggesellschaft eine massgebliche
Rolle. Zugleich sind die öffentlichen Massstäbe gewachsen, die an
wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verantwortliche
gelegt werden. Jeder Skandal spitzt die Massstäbe zu. Die Konkurrenz
der Medien bringt zusätzlich ein verschärftes Risiko für
Führungspositionen mit sich. Sich nicht um seinen guten Ruf kümmern,
bedeutet für einen Verantwortlichen heute, die Axt an die eigene
Führungsexistenz zu legen. Das verführt dazu, dem Schein mehr
Aufmerksamkeit und Aufwand zu widmen als den Tatsachen entspricht.
Was verständlicherweise kritische Medien auf den Plan ruft.
Jüngst haben Experten auf einer Tagung der Fairness-Stiftung das
Verhältnis zwischen Führungskräften und Medienöffentlichkeit
analysiert. Prof. Dr. Gertrud Höhler, bekannte Politik- und
Unternehmensberaterin sowie Bestsellerautorin, sah in den "Medien
eine Prüfung des Charakters". Wir sind aus ihrer Sicht auf Medien in
einer Massengesellschaft angewiesen, um in ihr Spuren zu
hinterlassen. Insbesondere Führungskräfte könnten ihnen aus mehreren
Gründen gar nicht ausweichen, vor allem hätten sie die Leistungen und
Erfolge eines Unternehmens zu multiplizieren. Also brauchen sie die
Medien. Und Medien machen Verantwortung sichtbar. Insofern braucht
die Gesellschaft die Medien, um Zuständigkeiten und Verantwortungen
auszuleuchten. Stellvertretend für die Gesellschaft dokumentieren die
Medien eine Rechenschaftspflicht, die über die blosse
Bilanzverantwortung hinaus geht. Nun sind Führungskräfte in der Regel
keine Redner, sondern Gestalter und Entscheider. Im besten Fall hat
der Top-Manager einen Berater oder Texter an der Hand, der ihn sicher
im Medienfeld leitet, der ihm hilft, immer wieder die gleiche, wieder
erkennbare Botschaft in die Mikrophone und Kameras zu sprechen, die
es braucht, um gehört zu werden. Es bringe nichts, in Journalisten
Feinde zu sehen, weil sie kritisch berichten. Wer gradlinig,
couragiert, offen und klar sei, wird durch qualifizierte
Berichterstattung belohnt. Medienöffentlichkeit stellt auf die Probe,
ob unsere Eitelkeiten grösser sind als unsere grundsätzlichen
Positionen. Doch wer nicht in den Medien sei, sei so gut wie gar
nicht vorhanden, Das kann sich heute kein Top-Manager leisten.
Hier schliesst sich das Referat des Zürcher Psychiater und
Psychotherapeuten Dr.med. Mario Gmür an. Er konnte aus eigener
Forschungsarbeit heraus aufzeigen, wie viele Menschen sich darin
verschätzen, was Öffentlichkeit bedeutet. Im schlimmsten Fall bildet
sich ein sogenannten "Medienopfersyndrom" heraus. Es hat spezifische
Symptome wie Angst vor sozialer Existenzvernichtung, Angst vor
Diskriminierung und Isolation, misstrauische Beeinträchtigungshaltung
bis hin zu Verfolgungsgefühlen. Das Problem ist: Wird über eine
Person oder Organisation negativ berichtet, so führt dies in Fällen
der Falschberichterstattung zu erheblichen Beschädigungen. Insofern
ist Medienöffentlichkeit weitgehend unumkehrbar, was die Inhalte
angeht. Wer sich mit Medien also gar bis in den Privatbereich hinein
einlässt, sollte wissen, was er tut. Denn so schnell, wie jemand
"hoch geschrieben" ist, so schnell kann er medial abstürzen.
Von extremen Formen medialer Fallhöhe berichtete Prof. Dr. Dagmar
Burkhart vor dem Hintergrund ihrer Forschung zur "Ehre", die sie auch
in einem gleichnamigen Buch im Deutschen Taschenbuchverlag
veröffentlicht hat. Burkhart stellte verschiedene Phänomene von
Internetöffentlichkeit vor. Vor allem zeigte sie anhand von
Prangerseiten auf, wie die Mechanismen von institutioneller und
persönliches Beschädigung in der Öffentlichkeit funktionieren. Alle
Mediengesetze und Strafverfahren haben bislang solchem medialen
Unwesen nicht Einhalt gebieten können. Offenbar gibt es zwischen
blossstellenden und anprangernden Akteuren und Voyeurristen einen
Pakt, der es schwierig macht, entehrende Vorgänge ausser Kraft zu
setzen. Insofern sind Medien auch eine Prüfung des Charakters von
Medienkonsumenten. Da letztlich weder Staatsanwalt noch
Gegendarstellung nütze, fragte Burkhart, ob wir eine Art mediales
Faustrecht bräuchten, so dass Opfer mit gleicher Münze den Tätern
heimzahlen könnten.
Prof. Dr. Leisinger, Präsident der Novartis-Siftung in Basel,
lenkte den Blick auf eine andere Dimension im Verhältnis zwischen
Top- Management und Medien. Vor einigen Jahren forderte der
Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, die globalen Konzerne auf,
ethische Selbstverpflichtungen einzugehen. Dieser Global Compact
umfasst wesentliche Menschen-, Arbeits-, Sozial- und Umweltrechte.
Bislang haben sich elf deutsche Unternehmen angeschlossen.
Bemerkenswert daran ist, dass vor und zum Zeitpunkt der Unterschrift
von Unternehmen auf der Führungsetage durchaus mediale Gesichtspunkte
eine Rolle spielen. In verschiedenen Branchen wie etwas der Chemie-
und Pharmaindustrie, spielt das regionale und globale Image eine
wichtige Rolle, denn es verschliesst oder öffnet Türen, es treibt die
Zunahme von Regulierung voran oder trägt zur Zurückhaltung der
Politik bei.
Doch mit der Unterschrift unter den Global Compact wird in den
Unternehmen eine interne Auseinandersetzung um die Inhalte der
Selbstverpflichtung und ihre Umsetzung im eigenen Betrieb und in den
Partnerfirmen begonnen, die über die mediale Funktion hinaus führt.
Dabei verändern sich interne Überzeugungen und es kommen werthaltige
Perspektiven zum Zuge, die sich wiederum im Kontakt mit
Öffentlichkeit und Medien durch profilierte Inhaltlichkeit von
Statements und Positionen auszeichnen. So sehr also Medien im Sinne
Höhlers den Charakter von Top-Managern prüfen, so sehr prüfen Medien
auch den Charakter von Unternehmen. Und diese Rechenschaftsfunktion
der Medien ist nicht selten Anlass für interne Prozesse, die zu neuen
Horizonten führen. Was wiederum Top-Manager in die Lage versetzt,
Medien gradlinig, offen, couragiert entgegen zu treten.
Zum Schluss des Internationalen Fairness-Forums stimmten die
Experten vor mehr als 250 Teilnehmern in Frankfurt am Main darin
überein, dass die beste Medienkompetenz von Führungskräften zunächst
darin besteht, die eigene Wertorientierung klar zu haben und
vertreten zu können. Und zwar durch eindeutige Umsetzung innerhalb
des eigenen Unternehmens. Wer in dieser Weise einen guten Stand hat,
kann auch gut Medien gegenüber bestehen. Wer aber die eigenen Werte
praktisch nicht schätzt und keine sozialverträglichen Werte kennt,
kann seitens der Medien keine Verträglichkeit erwarten.
Weitere Infos unter www.fairness-stiftung.de

Kontakt:

Fairness-Stiftung
Dr. Norbert Copray
mailto:presse@fairness-stiftung.de
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