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Verein Zürcher Museen

Museum des Monats September: "Püggeli" im Moulagenmuseum

Zürich (ots)

In Zürich wird eine der schönsten und qualitativ
besten Moulagensammlungen der Welt aufbewahrt. Hier wird auch das 
lang geheim gehaltene Wissen und Können der Herstellung der 
naturgetreuen Nachbildungen von Hautkrankheiten gepflegt. Jetzt 
präsentiert sich das Museum dem breiten Publikum in einer vollständig
neu gestalteten Ausstellung. Die Sonderschau "Hundert Blicke auf ein 
Püggeli" ist für Laien gut verständlich und gleichzeitig medizinisch 
wissenschaftlich fundiert. Der Verein Zürcher Museen hat das 
Moulagenmuseum zum Museum des Monats September gewählt.
Alle wissen: Zeckenbisse sind gefährlich. Zum Beispiel können die 
achtbeinigen Spinnentiere ein Bakterium übertragen, das Borreliose 
verursacht. Die Erkrankung zeigt sich durch die "Wanderröte". Wie 
aber sieht diese "ringförmige Hautrötung" aus? Wie gross ist sie? Das
interessiert manche, die nach einem Waldspaziergang eine Zecke an 
sich entdecken. Die ringförmige Rötung kann man sich 1:1 im 
Moulagenmuseum ansehen. Nicht als zweidimensionale Fotografie mit 
zweifelhafter Wiedergabe der Farbe und des Massstabs. Sondern in 
einem Modell, einer Moulage, welche die Borreliose eines 
tatsächlichen Patienten nachbildet, in Originalgrösse, 
dreidimensional und in wirklichkeitsgetreuer Farbgebung. Fast 
gruselig realistisch.
"Die 150jährige Technik der Moulage ist in ihrer Anschaulichkeit 
unübertroffen", sagt Michael Geiges, der Kurator des Moulagenmuseums.
Lebensecht führen Moulagen den Studierenden der Medizin die 
Erkrankungen der Haut vor Augen. Anhand der Modelle lernen die 
angehenden Ärzte und Ärztinnen, die sogenannten Effloreszenzen 
(Ausblühungen) visuell zu differenzieren. "Das Üben des 
dermatologischen Blicks ist fürs Erkennen der Krankheiten zentral", 
sagt Michael Geiges, der auch eine Praxis als Dermatologe führt und 
Medizingeschichte lehrt. Was für Laien einfach "Püggeli" sind, wissen
die Hautärzte den rund 2000 bekannten Hautkrankheiten zuzuordnen. Die
Moulagen erleben derzeit eine richtige Renaissance. Nicht nur in der 
Ausbildung sind sie wichtig, sondern sie werden ab 2012 auch bei den 
in der ganzen Schweiz standardisierten Staatsexamen eingesetzt. Mit 
Moulagen können bei sämtlichen Prüfungen die gleichen 
Krankheitsmodelle zur Aufgabenstellung vorgelegt werden.
Die neue Ausstellung ist strikt nach dem Lernzielkatalog für 
Mediziner geordnet, die neuen Texte sind aber auch für Laien gut 
verständlich und schärfen das Auge für die verschiedenen Ausformungen
von Hautrötungen: flächig, schuppig, krustig, feucht. 
Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken sind ausgestellt und 
auch die weit verbreiteten Allergien und Nagelpilze. Historische 
Moulagen dokumentieren sodann Lepra, Tuberkulose und Pocken, die man 
in unserer Zeit und in unseren Breitengraden kaum zu Gesicht bekommt.
Die Zürcher Sammlung wurde in den Zwanzigerjahren des letzten 
Jahrhunderts vom ersten Leiter der Klinik für Haut- und 
Geschlechtskrankheiten gegründet. "Heute sind wir in der Qualität und
Grösse der Sammlung allen andern voraus", sagt Kurator Michael 
Geiges, "auch, was das Wissen um die Herstellung der Moulagen 
angeht." Eine Moulage wird als Abdruck am Patienten hergestellt und 
dann mit einer Mischung aus Wachs, Harz und Einfärbungsmittel 
gegossen. Das Modell wird neben dem Patienten mit vier überlieferten 
und bewährten Farben bemalt, die exakt das Krankheitsbild 
wiedergeben.Sehr lange wurde die Technik geheim gehalten. Erst 1979 
gewährte Elsbeth Stoiber in einer Tonbildschau erste Einblicke. Seit 
1956 stellte sie in Zürich Moulagen her und war wesentlich dafür 
verantwortlich, dass die als verstaubt geltende Sammlung nicht 
aufgelöst, sondern 1993 in einem modernen Museum der Öffentlichkeit 
zugänglich gemacht wurde. 1998 schliesslich liess sich Elsbeth 
Stoiber überzeugen, die geheimen Rezepte an Michael Geiges 
weiterzugeben. Heute sind er und zwei Mitarbeiterinnen in der Lage, 
neue Moulagen herzustellen und alte zu restaurieren. Und das in der 
stabilen Qualität, welche das Markenzeichen der Zürcher Sammlung ist.
Die Sonderausstellung "Hundert Blicke auf ein Püggeli - 
Wachsmoulagen in der universitären Lehre", ist geöffnet Mittwoch 
14-18 Uhr und Samstag 13-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen auf
Anmeldung auch ausserhalb der Öffnungszeiten, Fr. 100.-
Moulagenmuseum des UniversitätsSpitals und der Universität Zürich,
Haldenbachstr. 14, 8091 Zürich, Tel. 044 255 56 65, www.moulagen.ch

Kontakt:

Dr. med. Michael Geiges
Kurator Moulagenmuseum
Tel.: +41/44/255'46'51
E-Mail: info@moulagen.ch

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