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Das geht an die Nieren ...
Forscher aus 15 Ländern tagen in Wien
Europäisches Forschungsprojekt SysKid sucht nach neuen Strategien gegen Nierenerkrankungen
Experten raten zum Nieren-Check

Wien (ots)

Der Termin ist klug gewählt: Am 11. März ist der
Weltnierentag - ein naheliegender Anlass für das erste 
Konsortialtreffen von 25 Forschergruppen aus 15 Ländern an der 
Medizinischen Universität Wien. die in einem kurz "SysKid" genannten 
großen europäisches Forschungsprojekt zusammenarbeiten. Das 
gemeinsame Ziel: verbesserte Methoden für die Prävention, Diagnostik 
und Behandlung von chronischen Nierenleiden.
"Wir müssen Patienten mit einem erhöhten Risiko für chronische 
Nierenerkrankungen zukünftig früher diagnostizieren und behandeln." 
So beschreibt Professor Gert Mayer von der Medizinischen Universität 
Innsbruck eine der großen Herausforderungen der Medizin in den 
nächsten Jahren. "Denn wir wissen inzwischen aufgrund neuer Studien, 
dass eine Therapie in frühen Stadien das Fortschreiten der Erkrankung
zumindest bremsen und den Patienten oft auch die Dialyse oder die 
Transplantation ersparen kann", ergänzt Professor Rainer Oberbauer 
von der Medizinischen Universität Wien. "Wir können es uns angesichts
der Zunahme dieser Leiden nicht länger leisten, mit der Behandlung zu
warten, bis sich die Patienten im Endstadium befinden", betont 
Professor Dick de Zeeuw von der Universität Groningen, "wir brauchen 
Programme zur Früherkennung und Frühbehandlung."
Diese drei Ärzte gehören zum SysKid-Konsortium, das mit seinem 
ersten Treffen vom 9.-11. März 2010 rund um den internationalen 
Weltnierentag, die Arbeit aufnimmt. "Die Forscher von SysKid wollen 
mit den modernen Methoden der Systembiologie bessere Strategien für 
die Prävention, Diagnostik und Therapie von chronischen 
Nierenerkrankungen entwickeln", sagt Dr. Bernd Mayer, 
geschäftsführender Partner der F&E-Firma emergentec biodevelopment 
GmbH, Wien, der das Projekt koordiniert.
Chronische Nierenerkrankungen gehören zu den unterschätzten 
Leiden. In Europa sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung betroffen. 
Zumeist ist die Nierenschwäche die Folge von Diabetes 
(Zuckerkrankheit) und Bluthochdruck.  Schätzungsweise 20 bis 40 
Prozent der Diabetiker entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung 
Nierenschäden, ein Drittel der Patienten, die eine Dialyse 
(Blutwäsche) benötigen, sind zuckerkrank.
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Diabetiker massiv 
gestiegen. Das besondere Problem: Viele Patienten wissen nicht, dass 
sie erkrankt sind. Schätzungsweise sieben Prozent der Bevölkerung 
befinden sich mittlerweile wegen eines Diabetes in ärztlicher 
Behandlung. Untersuchungen belegen jedoch, dass es sehr viel mehr 
sein müssten: Ergänzt man die gesicherten Zahlen um die 
vermutete Dunkelziffer, dann dürften bereits jetzt rund zehn Prozent 
aller Bürger an einem Diabetes mellitus leiden. Ihr Risiko für ein 
Nierenleiden ist erhöht, ebenso ihr Risiko für 
Herz-Kreislauferkrankungen, da eine Nierenschwäche auch Herz und 
Kreislauf beeinträchtigen.
Ein einfacher Test, der Nachweis von Eiweiß im Urin, kann bereits 
sehr früh einen Hinweis auf eine Nierenschädigung geben - oft schon 
bei Menschen, die sonst noch keinerlei Kranheitszeichen zeigen. Darum
appellieren weltweit die Experten anlässlich des internationalen 
Weltnierentages - und mit ihnen die SysKid-Forscher - an die 
Bevölkerung: "Machen Sie alle zwei Jahre einen Nieren-Check. 
Diabetiker sollten ihre Nierenfunktion jedes Jahr untersuchen 
lassen."
Doch diese Untersuchung sowie andere Tests haben gleichwohl 
Grenzen: "Nicht jeder Patient bei dem eine solche Untersuchung ein 
erhöhtes Risiko anzeigt, entwickelt dann tatsächlich eine 
Nierenschwäche", weiß Professor Gert Mayer. Ebenso kann die 
Nierenfunktion abnehmen und die Erkrankung voranschreiten, ohne dass 
Eiweiß im Urin nachweisbar ist.  "Daher müssen wir davon ausgehen, 
dass die Diagnose oft nicht korrekt gestellt wird und daher weitere 
Marker nötig sind um die Situation zu verbessern ", sagt Mayer. Nach 
solchen Markern der beginnenden Nierenschwäche, die zu diagnostischen
Zwecken eingesetzt werden können, wollen die SysKid-Forscher in den 
nächsten Jahren suchen.
Mit Systembiologie die Niere als Ganzes verstehen. Nötig sind 
jedoch nicht nur bessere Diagnoseverfahren. Mit den derzeitigen 
Therapien können Ärzte das Fortschreiten der Erkrankung meist 
bremsen, aber nicht gänzlich stoppen. Auch hier wollen die 
SysKid-Forscher neue Impulse geben. "Je besser wir die 
Krankheitsprozesse auch auf genomischer, molekularer und zellulärer 
Ebene verstehen, desto eher eröffnen sich auch Ansätze und 
Angriffspunkte für neue Therapien", erklärt SysKid-Koordinator Dr. 
Bernd Mayer. Dazu setzen die Forscher auf die "Omics", 
Forschungsrichtungen, wie Genomics, die Untersuchung des Erbguts, 
"Proteomics", die Erforschung der Gesamtheit der Eiweißstoffe oder 
Metabolomics, die Untersuchung von Metaboliten, also den 
Stoffwechselprodukten. Das Ziel: Die Forscher wollen ein 
vollständiges Bild der komplexen und dynamischen Prozesse auf allen 
Ebenen der Nierenzellen erhalten. "Darum sprechen wir in diesem 
Zusammenhang von Systembiologie", erklärt Bernd Mayer. Die 
SysKid-Forscher sind angetreten, das System Niere als Ganzes zu 
verstehen.
SysKid ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt: Mediziner, 
Statistiker, Epidemiologen, Molekularbiologen und Bioinformatiker von
Universitätskliniken, Forschungsinstituten und Biotech-Unternehmen 
arbeiten zusammen. Dem Konsortium gehören 25 Forschergruppen aus 15 
Ländern an: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, 
Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Niederlande, Österreich, 
Polen, Schweiz, Spanien, Ungarn und USA. Das Forschungsprojekt hat 
eine Laufzeit von fünf Jahren. Es wird von der Europäischen Union mit
11,8 Millionen Euro aus dem Rahmenprogramm 7 (FP7) gefördert, das 
gesamte Projektvolumen beträgt rund 16 Millionen Euro. Mehr 
Informationen: www.syskid.eu

Pressekontakt:

Barbara Ritzert
ProScience Communications -
Die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
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